Das Monopol
»Morgen, Max. Danke, dass du so kurzfristig Zeit hattest.«
»Meine Güte, Dan! Du hörst dich an, als würde ich dir einen Gefallen tun. Du bist derjenige mit den Diamanten. Komm mit rauf.«
Sie stiegen in den ersten Stock, schritten einen mit Marmor verkleideten Korridor entlang und betraten einen Raum mit antiken italienischen Möbeln und einer Bar aus Marmor. Das deckenhohe Panoramafenster gewährte den Blick auf Beverly Hills.
MacLean begab sich hinter die Bar und lehnte sich an ein Regal voller edler Bordeauxweine. »Also, Dan. Was hat diese Aufregung über Diamanten zu bedeuten?«
Wenzel, ein kräftiger Mann mit Lockenkopf, setzte sich auf einen Barhocker, zündete sich eine neue Zigarette an und kniff angespannt die Augen hinter der ovalen Brille zusammen. »Die Geschichte ist folgende: Vorgestern war ich unterwegs, um die Verträge für die Restaurants in Tennessee und Mississippi unter Dach und Fach zu bringen. Ich hätte auch einen Mitarbeiter schicken können, aber ich hab mal einen Kurzurlaub gebraucht.«
MacLean nickte.
Wenzel grinste. »Keine Sorge. Hab dir nur die Angestelltenspesen berechnet.«
»Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Anders als die Anwälte seines Vaters war Wenzel ein vertrauenswürdiger Mann, dessen Ehrlichkeit unter den Anwälten und Geschäftsleuten Kaliforniens gerühmt wurde.
»Ich habe die kleine Zweimotorige von der Firma genommen und befand mich gerade zwischen Texarkana und Little Rock, als wir einen Motorausfall hatten. Mein Pilot musste auf der winzigen Landebahn in Murfreesboro runtergehen. Schon mal von dem Kaff gehört?«
»Nein.«
»Ist eins dieser Nester mit einer einzigen Ampel, ungefähr hundertfünfzig Kilometer südlich von Little Rock.« Wenzel blies eine Rauchwolke aus. »Der Pilot sagt, es wird wohl ein paar Stunden dauern, also gehe ich ins nächste Restaurant, so eine Hamburger- und Chilibude.«
MacLean nickte.
»Ich setz mich also hin und bestell einen Burger. Trink mein Bier und rauch eine Zigarette. Da sagt die Kellnerin, dass mich jemand am Telefon sprechen will. Es war der Pilot. Er sagte, dass es noch ein paar Stunden länger dauern wird. Hatte ein Problem mit der Benzinleitung. Also gehe ich in der Kneipe neben dem Imbiss ein bisschen fernsehen. In der Kneipe ist außer dem Mann hinter der Theke nur ein einziger Gast. Ein ziemlich alter Kerl im Overall, Theodore Osage. Er wirkt ein bisschen angeschlagen, kann sich aber noch verständlich machen. Im Fernsehen läuft gerade eine Sendung übers Barsch-Angeln. Na, du weißt ja, was für ein Angelfan ich bin.«
MacLean zog die Nase kraus. »In der Tat.«
»Tja, und wie sich herausstellt, ist dieser Osage ebenfalls ein Angelverrückter. Ein paar Biere später – der Bursche konnte ganz schön was vertragen – duzen wir uns schon. Ich frage Osage, was er am helllichten Tag ganz allein in der Kneipe macht. Er ist Farmer, sagt er, und die Bank will ihm die Hypothek auf sein Land kündigen. Wie viel er der Bank schuldet, frage ich ihn. Zweitausend Dollar, sagt er. Lausige zweitausend Dollar, Max! Da hab ich ihm ein paar Tipps gegeben, was er unternehmen kann. Und er fragt mich, ob ich sein Land mal sehen möchte. Da könne man großartig Barsche angeln, sagt er. Sein See, sagt er, ist nur zehn Kilometer entfernt. Ich weiß auch nicht, warum, aber der Alte ist mir irgendwie sympathisch. Ich steig zu ihm in den Pick-up, und wir fahren hin.«
»Du bist ja verrückt!«
»Weiß ich auch. Aber Osage und ich hatten irgendwie die gleiche Wellenlänge.«
MacLean schüttelte missbilligend den Kopf.
»Wir kommen also hin, und es ist ganz anders, als ich erwartet habe. Es ist großartig. Ein Blockhaus. Felder. Ein kleiner See. Überhaupt keine rostigen Autoteile oder sonstiger Schrott, wie ich es bei einem Hinterwäldler erwartet hätte. Ein Besitz von hundert Hektar. Ich hab mich sofort darin verliebt.«
»Und?«
»Ich habe Osage zweitausend für das Vorkaufsrecht auf seinen gesamten Besitz geboten. Er behält das Wohnrecht.«
»Sehr anständig von dir, aber …«
»Nein, nein. Wie sich herausstellt, ist das anständig von ihm. Denn jetzt wird’s interessant.« Wenzel beugte sich vor. »Osage war hocherfreut, dass ich ihm die Zweitausend geben wollte. Es ist schön zu sehen, sagt er, dass ein Großstadtheini wie ich noch Werte kennt und sich um einen Veteranen wie ihn Gedanken macht – genau so hat er sich ausgedrückt. Also habe ich ihm einen Scheck ausgestellt. Ich wollte auch noch
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