Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
Vom Netzwerk:
haben es also gewusst?«
    »Tut mir Leid, Tom.«
    Pink wandte sich wieder an Carlton. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen einen Kuss oder einen Kinnhaken geben soll.«
    Carlton grinste. »Bei Ihnen reicht mir ein Händedruck.«
    Ein paar Minuten später wies Ramey nach Steuerbord. »Da ist sie schon. Pünktlich auf die Minute.« Carlton konnte zunächst nicht erkennen, was der Mann meinte, doch dann sah er in der Ferne schwache, blinkende Lichter. Sie wurden immer größer, bis man deutlich den Umriss eines gewaltigen Frachters erkennen konnte. Ramey gab dem Schiff mit einer kleinen Taschenlampe Morsezeichen. Nach ein paar Versuchen erwiderte der Frachter die Signale. Ramey steuerte aus dem Fahrtweg des Frachters heraus und folgte ihm auf der Backbordseite, während das große Schiff langsam abbremste, ein Manöver, das fast eine ganze Meile in Anspruch nahm. Gleißende Lampen erleuchteten die Aufbauten. Auf dem dunklen Rumpf stand in riesigen weißen Lettern CLAIRE SAILING.
    Die Crew der Claire bestand aus erfahrenen Männern: Innerhalb von fünf Minuten hatten sie sämtliche Passagiere aufs Schiff verfrachtet und das Rettungsboot hochgehievt. Dann setzten sich die beiden mächtigen Schiffsschrauben wieder in Bewegung und trieben den Frachter auf den ursprünglichen Kurs zurück, Richtung Nordost.
    Die Claire war vor zwanzig Jahren in Neuengland vom Stapel gelaufen, der Heimathafen des Dreißigtonners war New York. Immer wieder fuhr sie die Route zwischen den Staaten und Europa, um erlesene Delikatessen an Bord zu nehmen, wenn MacLeans Agenten einen günstigen Ankauf getätigt hatten.
    Der größte Teil des Schiffes war Frachtraum für Tiefkühlkost und andere Produkte. Die Claire war nur ein Frachter, doch da er MacLean gehörte, war alles getan worden, um die Mannschaft zufrieden zu stellen und sie damit zu einer guten, verlässlichen Crew zu machen. Auf der Steuerbordseite befanden sich die Mannschaftskabinen, die Unterkünfte für Passagiere, die Kombüse, ein Speisesaal, eine Sporthalle, eine kleine Bibliothek sowie ein Heimkino mit Satellitenfernsehen und reichhaltiger DVD-Sammlung.
    Carlton, Erika und Pink wurden nicht sofort in die Kabinen geführt, sondern in einen holzgetäfelten Speisesaal im Oberdeck, in dessen Mitte ein langer glänzender Holztisch stand. Ein gemütlicher, ungefähr sechzigjähriger Mann mit einer weißen Schürze voller Essensflecken nahm sie begeistert in Empfang.
    »Ah, meine Dinnergäste! Guten Abend. Kommen Sie bitte herein.« Er schüttelte jedem enthusiastisch die Hand. »Ich bin Paul DesJardins, der Schiffskoch. Ich habe leider erst vor zwei Stunden erfahren, dass Sie kommen, deshalb konnte ich Ihnen keine außergewöhnliche Mahlzeit mehr zubereiten. Aber ich hoffe, es schmeckt Ihnen, was ich für Sie habe. Bitte, setzen Sie sich.
    Heute Abend kann ich Ihnen Hummerkrabben und Tomatencremesuppe anbieten, gefolgt von Cornwall-Hühnern mit einer Füllung von Zitrone und Rosmarin, dazu gedämpftes junges Gemüse, drei verschiedene Blattsalate …«
    Nach der Mahlzeit zündete Carlton sich eine Padron 3000 an und wandte sich an Pink.
    »Ich stimme Ihnen zu, was das Material über Pjaschinew angeht. Das ist ganz sicher nicht die Straßenkarte, die uns zu den Diamanten führen wird. Und wir haben lediglich die Information, dass der Mann eine tolle Wohnung gehabt hat – sonst wissen wir nicht viel.« Er blies eine Rauchwolke zur Decke. »Nur dass er eine Leidenschaft für Schiffe hatte.«
    »Schiffe?« Pink legte den Kopf schief. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ist Ihnen das nicht aufgefallen? Mir schon. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich bei der Marine bin. Jedenfalls war der Kerl verrückt nach Schiffen.« Carlton wedelte mit der Liste von Pjaschinews persönlicher Habe. »Er hatte eine Bibliothek über Schiffe und eine Galerie von Schiffsbildern und Fotos. Und überall an den Wänden und auf den Tischen waren Schiffsmodelle.«
    »Das ist mir nicht aufgefallen. Aber wenn Sie es sagen. Er war also versessen auf Schiffe. Und?«
    »Das heißt nicht, dass er unbedingt Seemann sein wollte. Denn in seinem Lebenslauf steht nichts über die russische Kriegs- oder Handelsmarine. Trotzdem war er verrückt nach Schiffen. Und …« Carlton erhob sich halb aus dem Sessel. »Moment mal. Lesen Sie mir noch einmal seine letzte Nachricht vor.«
    »›Russland, dritte Schicht. Sie dürfen es nicht bekommene«
    »Ob es ein Schiff mit Namen ›Russland‹ gibt? Wie heißt ›Russland‹ auf

Weitere Kostenlose Bücher