Das Monopol
Geraldine Forest auf Leitung eins. Von einer Bundesstiftung in Washington.«
Wenzel drückte auf die Taste neben dem blinkenden Lämpchen. »Dan Wenzel«, meldete er sich.
»Mr Wenzel, mein Name ist Geraldine Forest. Ich bin Mitarbeiterin der Bundesstiftung für den Erhalt historischer Stätten.« Eine Stimme ohne jede Wärme. Ms Forest hätte durchaus Anwältin sein können.
»Guten Tag.«
»Ich komme gleich zur Sache, Mr Wenzel. Unsere Stiftung hat erfahren, dass einer Ihrer Mandanten in Arkansas eine Mine betreiben möchte.«
»Eine Mine, sagen Sie?« Wie, zum Teufel, hatte diese Stiftung das so schnell herausgefunden? Natürlich stand der Name von MacLeans neuer Firma auf der Übertragungsurkunde, aber es wurde nichts von einem Schürfvorhaben erwähnt. Auch die Stadtverwaltung Macon Grove konnte noch nichts ahnen, da noch nicht einmal der Antrag auf die Schürfgenehmigung vorlag.
»Ich weiß nicht, ob Sie Kenntnis davon haben, Sir, aber dieser Grund und Boden ist eine historische Stätte. Bergbau kann dort nicht gestattet werden.«
Wenzels sorgfältiges Studium der Grundbücher hatte nichts über eine historische Stätte offenbart.
»Ich kann mich nicht erinnern, gelesen zu haben, dass dieser Grundbesitz im Kataster nationaler historischer Stätten aufgeführt ist – übrigens auch nicht auf einer Liste der Gemeinde oder des Landes.«
»Nun, er ist ja auch noch nicht gelistet, aber er kommt infrage.«
»Verstehe.« Was überhaupt nicht den Tatsachen entsprach. »Und inwiefern, falls ich fragen darf?«
»Dieser Besitz ist eng mit der Geschichte unserer Nation verknüpft, Mr Wenzel«, sagte sie in einem Tonfall, als müsse dies sogar ein Erstklässler wissen.
»Ach ja? Jetzt erzählen Sie mir nicht, dass Sie da die Leiche von Jimmy Hoffa gefunden haben.«
Die Dame kicherte nicht einmal. »Diese Stätte spielte eine Schlüsselrolle im Amerikanischen Bürgerkrieg.«
»Ach wirklich? Und welche Rolle genau hat dieses Land im Bürgerkrieg gespielt, wenn die Frage erlaubt ist?«
»Die Südstaatenarmee hat das Land genutzt. Das war im Jahre 1864.«
»Genutzt? Sie meinen, die haben sich dort verschanzt oder ein Fort gebaut? Wie im Forge-Tal während des Unabhängigkeitskrieges?«
»Nicht ganz so, nein.«
»Welcher Art ist dann die Verbindung, die die Armee der Konföderierten mit dem Land meines Mandanten hatte?«
»Während des Bürgerkriegs haben Südstaatensoldaten auf diesem Land ihr Lager aufgeschlagen.«
»Ihr Lager aufgeschlagen? Und das ist alles? Kein Fort? Kein Schlachtfeld?«
»Genau.«
»Und die Stiftung will nun meinen Mandanten daran hindern, auf dem Land zu graben, bloß weil dort vor mehr als hundert Jahren ein paar Soldaten ein Lagerfeuer angezündet haben?«
»Ja.«
»Das soll wohl ein Scherz sein!«
»Ich versichere Ihnen, dass es kein Scherz ist.«
»Miss Forest, merken Sie nicht, wie lächerlich sich das anhört? Ein Fort oder ein Schlachtfeld – das hätte ich noch verstanden. Aber ein Lager? Haben Sie eine Ahnung, durch wie viele Quadratkilometer unseres Landes die Soldaten während des Bürgerkriegs marschiert sind, an wie vielen Plätzen sie kampiert haben? Vermutlich waren sie überall zwischen Massachusetts und South Carolina. Wollen Sie den gesamten Osten der Vereinigten Staaten zu einer historischen Gedenkstätte machen? Das ist doch verrückt!«
»Dennoch müssen wir dieses Land als historische Stätte listen, Sir. Es ist unsere Pflicht.«
»Und meine Pflicht ist, Ms Forest, Sie darüber zu informieren, dass eine Aufnahme ins Kataster keinesfalls verhindert, dass Privatbesitz so genutzt wird, wie der Eigentümer es will. Guten Tag!«
Er knallte den Hörer auf die Gabel und starrte ihn wutschnaubend an.
Am nächsten Tag meldete Gertrude sich fast um die gleiche Zeit. »Ein Roger Mackie vom Amt für Landverwaltung aus Washington.«
O je. Wenzel drückte auf das blinkende grüne Lämpchen. »Dan Wenzel.«
»Guten Tag, Sir. Mein Name ist Roger Mackie vom Amt für Landverwaltung im Innenministerium, Washington D. C.« Kürzer ging es wohl nicht? »Wie ist das Befinden, Sir?«
»Sagen Sie es mir«, konterte Wenzel.
Mackie ignorierte die Spitze. »Lassen Sie mich gleich zur Sache kommen, Sir. Laut Grundbucheintrag in Pike County, Arkansas, ist die Firma Ihres Mandanten Mr MacLean Eigentümer einer Parzelle, die südlich des Narrows-Dammes und des Lake Greeson an den Little Missouri River grenzt.«
»Ich denke, das ist korrekt, ja.«
»Gut. Demnach stimmt der
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