Das Monopol
weil die Umweltpolitik zu lasch betrieben wird. Wir können und werden nicht zulassen, dass es so weitergeht.«
»Verstehe.«
»Wir sind eine radikale Gruppe, das wollen wir nicht leugnen. Wir werden tun, was nötig ist, um Ihren Mandanten von seinem Vorhaben abzuhalten.« Sie kam Wenzel ein bisschen vor wie dieser Mackie am Vortag, nur entschlossener. Eher gewillt, etwas … Ungesetzliches zu tun.
»Soll das eine Drohung sein, Mrs Trask? Wollen Sie meinem Mandanten drohen?«
»Nein, natürlich nicht. Ich möchte Ihnen nur einen freundschaftlichen Rat geben.«
»Einen Rat, der mehr wie eine Drohung klingt.«
»Natürlich möchten wir die Angelegenheit lieber auf gerichtlichem Weg verfolgen. Und wie Sie wissen, kann ein Rechtsstreit eine Schürfgenehmigung erheblich verteuern. Ein Rechtsstreit und … andere Maßnahmen.«
»Verstehe. Dann könnten Sie mir vielleicht zwei Fragen beantworten.« »Ja?«
»Nur 72 Stunden nach der Übertragung eines Grundstücks, das sich in nichts von tausend anderen Grundstücken in Arkansas unterscheidet, schaltet sich Ihre völlig unbekannte Liga ein und nimmt Kontakt mit dem Anwalt des Eigentümers auf. Davor versuchen NTHP und BLM, besagten Eigentümer unter fadenscheinigen Vorwänden von seinem Schürfvorhaben abzuhalten. Würden Sie mir freundlicherweise erklären, wie es dazu kommt? Könnten Sie mit dem Blödsinn aufhören und mir klar sagen, was hier vorgeht?«
»Ich muss Ihnen nicht erklären, wie unsere Gruppe arbeitet. Fakt ist, Ihr Mandant hat dieses Land gekauft: Grundbucheintragungen sind für jedermann einzusehen. Wir sind eine Gruppe, die den Abbau von Bodenschätzen aller Art auf das Schärfste bekämpft. Nehmen Sie das als Nachricht, Rat, Warnung oder was Sie wollen. Auf Wiederhören, Mr Wenzel.«
Zum dritten Mal in drei Tagen knallte Wenzel den Hörer auf die Gabel, erhob sich und trat ans Fenster. Über Los Angeles ging leichter Regen nieder. Wenzel erinnerte sich an Theodore Osages wirre Erzählung, dass sein Vater ermordet worden war, als er versucht hatte, den Diamantenfund in Arkansas publik zu machen. Ein Frösteln überlief ihn.
Angetan mit schwarzer Krawatte, einem weißen Dinnerjackett, schwarzer Hose und farblich passenden Halbschuhen trat MacLean in seine Eingangshalle und sah Wenzel unruhig auf und ab gehen, den teuren Aktenkoffer fest in der rechten Hand. »Meine Güte, hast du kein Zuhause? Sollte man fast meinen, wenn du so oft herkommst.« Doch sein Lächeln gefror, als er Wenzels sorgenvoll gerunzelte Stirn sah.
Wenzel starrte MacLean durch seine Brille an. »Irgendwas stinkt da gewaltig, Max. Ich bin völlig ratlos. Ich habe keine Ahnung, was diese Leute wollen. So lange ich denken kann, hab ich mich in den verzwicktesten Verhandlungen wacker geschlagen. Ich habe die Argumente der Gegenseite immer verstanden, auch wenn sie mir töricht vorkamen. Aber das hier begreife ich einfach nicht. Warum wollen diese Leute ein Schürfvorhaben stoppen? Um Umweltschutz kann es nicht gehen. Es gibt in der Nähe noch andere Minen, Erz zum Beispiel. Außerdem sagt meine Geologin, dass wir mit unseren Grabungen der Umwelt nur wenig Schaden zufügen.«
MacLean bedeutete ihm, auf einem hellgrünen Ledersofa Platz zu nehmen.
»Aber weißt du, was wirklich seltsam ist?«
MacLean war ganz Ohr, spielte mit seinem Manschettenknopf, in den ein blauer Brillant eingefasst war.
»Die ersten beiden Anrufe kamen von der Bundesstiftung für den Erhalt historischer Stätten und vom Amt für Landverwaltung in Washington. Der dritte Anruf kam von irgendeiner verrückten New-Age-Umweltgruppe, die uns sogar gedroht hat. Ich habe diese Bande von einem meiner Kollegen überprüfen lassen: Die Tinte auf ihrer Satzung ist noch nicht mal trocken. Wer immer die auch sind – wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie von Washington vorgeschoben wurden.«
»Das ist klar.«
Wenzel klemmte sich eine Zigarette zwischen die Finger und strich sich nervös die Krawatte glatt. »Seltsamerweise habe ich kein Wort von irgendeinem Amt in Arkansas gehört. Natürlich ist dieser Staat nicht gerade berühmt für den Umweltschutz, aber wenn die Bundesbehörden sich schon so aufregen, sollte man doch annehmen, dass auch die Gemeindeverwaltungen oder der Staat ein Wörtchen mitzureden haben.«
»Sollte man. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum der Bund sich überhaupt für die Sache interessiert. Die Mine wird Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft vor Ort ankurbeln. Gott
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