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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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weiß, wie sehr Arkansas das gebrauchen kann. Und eine Gefahr für die Umwelt besteht auch nicht, egal, was diese Umweltgruppen sagen.«
    »Außerdem«, fügte Wenzel hinzu, »gibt es ja bereits Diamantenminen in Arkansas. Der benachbarte Crater of Diamonds Park zieht mehr Leute in die Gegend als sämtliche Minen im ganzen Bundesstaat.« Er fuchtelte wild mit der Zigarette und blies eine Rauchwolke aus. »Im Übrigen sind es die Einheimischen, die der Mine zustimmen müssen, nicht der Bund.«
    MacLean nickte. Er hatte Wenzel nie so aufgeregt erlebt.
    »Die Sache ist nur, dass ich von den Gemeindebehörden keinen Pieps gehört habe. Und ich habe wirklich alles versucht, habe jeden angerufen, der mir einfiel. Das Planungsamt. Das Bauaufsichtsamt. Den Stadtrat. Das Büro des Bürgermeisters. Keiner war zu erreichen. Die wollen überhaupt nicht mit mir sprechen.«
    »Was ist mit dem Verkäufer?«
    »Osage?«
    »Haben wir ihn schon gefragt? Immerhin ist er derjenige, der uns von den Diamanten erzählt hat. Er lebt dort. Vielleicht konnte er den Mund nicht halten.«
    Wenzel schüttelte den Kopf und strich sein wirres Haar zurück. »Nein, das glaube ich nicht. Er ist ja immer noch von dieser Verschwörung überzeugt, die seinen Vater angeblich das Leben gekostet hat. Und mir hat er erst von den Diamanten erzählt, nachdem ich sein Land kaufen wollte.«
    »Ich glaube nicht an diese Verschwörungstheorien. Die sind immer zu simpel.«
    »Ich ja auch nicht, Max. Aber ich muss dir gestehen, diese Geschichte könnte mich eines Besseren belehren.« Wenzel drückte seine Zigarette aus und lehnte sich zurück. »Vielleicht kann ich die Antworten finden, wenn ich selbst runterfahre und mich ein bisschen umhöre.«
    »In so einer Kleinstadt würdest du damit nur noch mehr Verdacht erregen. Dann reden sie gar nicht mehr mit dir. Nein, warum sollten wir das Problem nicht frontal angehen?«
    »Was schlägst du vor?«
    »Statt Fragen zu stellen, sollten wir sie auf unsere Seite ziehen. Wenn die Bundesbehörden uns das Leben schwer machen wollen, sollen sie doch. Im Grunde ist es ihnen doch völlig egal, ob es einen Arbeitgeber mehr oder weniger in Macon Grove gibt – deshalb verliert in Washington niemand den Job. Also liegt die Entscheidung letztlich bei den Einheimischen und deren Abgeordneten. Wenn wir denen die Idee gut verkaufen können, umgehen wir das Problem mit den Bundesbehörden. Die Einheimischen werden diese Mine wollen, sie können sich ein Nein nicht leisten, dafür gibt es hier zu viele Arbeitslose. Und was Washington darüber denkt, ist ganz egal. Außerdem weißt du doch, wie gern die Südstaatler die Bundesregierung haben.«
    In diesem Augenblick kam Maxwell, MacLeans Butler, und servierte Espresso in zierlichen blauen Tassen. Wenzel trank seine auf einen Zug aus.
    »Sag den Einheimischen die Wahrheit. Sag ihnen, wir werden Leute aus der Gegend einstellen und ausbilden. Wir zahlen gut, bieten Gewinnbeteiligung und was sonst noch dazu gehört. Sag ihnen auch, dass wir ein Naturschutzgebiet schaffen. Meine Güte, das ist doch nur fair. Wenn nötig, wedle mit ein paar Scheinchen. Setz eine Petition auf, damit die Gemeindebehörden mitkriegen, was ihre Wähler wollen. Selbst wenn die Gemeindevertreter von Washington unter Druck gesetzt worden sind – wenn sie erst sehen, dass ihre Wähler die Mine wollen, werden sie das Projekt unterstützen und die erforderlichen Genehmigungen ausstellen. Wenn die Einwohner auf die Barrikaden gehen, wird auch die Bundesregierung das Projekt nicht mehr aufhalten wollen.«
    »Das könnte klappen. In Ordnung, ich versuch mein Glück. Außerdem wäre es ganz nett, Osage wieder zu sehen. Vielleicht brät er mir noch einmal eins von diesen tollen Hähnchen.«
    MacLean verzog das Gesicht. »Was mich betrifft, werde ich mal mit Abe Cohen sprechen.«
     

    6.
    Der Angeklagte
     
    Main Justice Building
    Washington D. C“ 10.07 Uhr
     
    Carlton durchwühlte das Chaos auf seinem Schreibtisch, um zwischen Entwürfen, Notizen und Berichten den Telefonhörer zu finden. Es war der Papierkram der Klage gegen die Murfreesboro Minengesellschaft, die er beim Bundesbezirksgericht Arkansas eingereicht und dem Angeklagten zugeschickt hatte. Die US-Regierung hatte von den Raymonds nicht viel zu erwarten, und die Medien warteten nur darauf, dass das DOJ harmlose ältere Bürger aufs Korn nahm; also hatte Carlton beschlossen, die Raymonds nicht in die Klage mit einzuschließen, ihnen jedoch eine Kopie gesandt,

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