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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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Aktivsonarempfängers konnten die Techniker nur Schiffe der amerikanischen und englischen Marine hören, die auf Manöver in die Nordsee ausfuhren, sowie einige Frachter in der Barents-See. Die Puschkin blieb unauffindbar. Nicht einmal als »Loch im Wasser«, als akustischer Bereich, in dem keine Hintergrundsignale zu hören sind, war sie aufzufinden.
    »Sir, warum könnten wir das Signal verloren haben?«, fragte Carl ton.
    »Das weiß Gott allein. Kann eine ganze Reihe Gründe haben. Warme und kalte Konvergenzschichten, Maschinenausfall oder dass sie plötzlich angehalten haben, um ebenfalls zu lauschen.«
    »Könnte die Puschkin nicht einfach aufgetaucht sein?«
    Hendricks schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Geräusche, die darauf hingewiesen hätten. Wenn ein U-Boot auftaucht, macht es einen Höllenlärm. Die Puschkin war auf Tauchtiefe von mehr als zweihundert Metern und machte 24 Knoten. Wenn man aus solcher Tiefe auftauchen will, muss man Wasser aus den Ballasttanks ablassen, und das macht nun einmal Lärm. Der abnehmende Wasserdruck führt dazu, dass die Hülle sich ausdehnt, und dabei ächzt und knackt sie. Und solche Geräusche – die genauso laut, wenn nicht lauter sind als der Lärm der Schraube – haben wir nicht gehört.«
    »Und wenn sie ganz langsam aufgetaucht ist? Extrem langsam. Wären die verräterischen Geräusche dann auch so laut gewesen?«
    »Viel leiser, aber immer noch auszumachen. Ich bezweifle, dass wir es überhört hätten. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Falls die Puschkin nicht irgendeine erstaunliche neuartige Geräuschdämpfung an Bord hat – und das ist ja ziemlich unwahrscheinlich, da sie abgewrackt wurde –, muss sie doch entweder an der Oberfläche oder unter Wasser gestoppt haben, stimmt’s?«
    »Sie könnte sogar noch fahren, muss nicht unbedingt gestoppt haben. Aber jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Sie ist«, er hielt inne und rechnete rasch im Kopf nach, »vier Stunden entfernt, falls sie noch fährt, und zwei, falls sie gestoppt hat.«
    »Und wir haben nicht viel Zeit, Commander. Wenn die Puschkin die Diamanten zu Waterboer schmuggelt, schippern in ein paar Wochen fünfzig voll bewaffnete Puschkins da draußen herum. Wenn nicht Schlimmeres.«
    Carlton rechnete mit heftigem Widerspruch, da er versucht hatte, Hendricks den Kurs zu diktieren. Doch der Commander schwieg und wog die beiden Möglichkeiten gegeneinander ab.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Sie sind hier die Berater. Es ist zwar alles ein bisschen seltsam, aber die Umstände sind es ja auch. Statt uns damit aufzuhalten, die Puschkin zu orten und dann abzufangen, nehmen wir an, dass sie noch fährt, und fangen sie an der letzten bekannten Position ab.« Hendricks wandte sich an seinen XO.
    »Mr Wathne. Volle Kraft voraus. Behalten Sie ursprünglichen Kurs bei, und berichten Sie COMSUBLANT.«
    »Volle Kraft voraus. Gleicher Kurs. Aye, Sir.«
     

 
    58.

Die Suche
     
    USS Seawolf
    Nähe 80. Breitengrad
    Europäisches Nordmeer
    675 Meilen nordwestlich von Mo i Rana, Norwegen, 15.05 Uhr
     
    Da man nichts tun konnte als warten, beschloss Carlton, sich ein wenig aufs Ohr zu legen. Gemächlich schlenderte er durch die engen Flure zum Mannschaftsquartier, wo man ihm und Pink eine Koje angewiesen hatte. In bester Tradition des »hot bunking« mussten die beiden sich die Koje teilen und jeweils für eine Sechsstundenschicht benutzen – diese Schichteinteilung war auf US-Unterseebooten üblich. Im Augenblick war Pink an der Reihe. Lautes Schnarchen drang hinter dem Vorhang hervor.
    Carlton schüttelte Pink. »Komm schon, Dornröschen. Zeit zum Aufwachen.«
    Bevor Pink überhaupt merkte, wie ihm geschah, hatte Carlton es sich bereits in der Koje bequem gemacht und den Vorhang zugezogen. Doch kaum lag sein Kopf auf dem Kissen, wusste er, dass er keinen Schlaf finden würde. Erika. Waterboer. Fress. Forbes. Mazursky. MacLean. Wenzel. Osage. All diese Namen schwirrten ihm im Kopf herum und trugen zum allgemeinen Gefühl der Unsicherheit bei. Er war viel zu durcheinander, um sich zu entspannen.
    Carlton betete, wälzte sich herum, konnte seine Dämonen jedoch nicht besiegen. Er warf einen Blick auf die Uhr. Vierzig Minuten quälte er sich schon und war immer noch hellwach.
    Er stand auf, ging in Richtung Bug, nahm sich eine Tasse Navy-Gebräu von einem Tablett und schlenderte in den Kontrollraum. Pink stand mit verschränkten Armen hinter Steuermann und Rudergänger. »Gibt’s was Neues?«
    »Immer noch nada.«

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