Das Monopol
drangen krächzend aus seiner ausgedörrten Kehle. Er umklammerte seinen Kaffeebecher und stellte fest, dass seine Hand fast weiß war.
»Wir warten. Die können uns hören. Wir können sie hören. Der Tanz beginnt. Wer wird als Erster schießen?« Hendricks grinste. Seine Augen waren so kalt wie die Arktis.
Schweigen senkte sich herab, nur unterbrochen von der ruhigen Stimme des Sonartechnikers, der in Abständen die Entfernung zwischen den beiden Unterseebooten verkündete, die sich rasch verringerte.
»Punkt-fünf Knoten. Kurs und Fahrt keine Veränderung.«
Hendricks richtete sich auf. »Torpedorohre bereitmachen«, befahl er.
Der Feuerleittechniker flutete jedes Rohr. Der hohe Wasserdruck verursachte einen gewaltigen Lärm, der auf jeden Fall vom Passivsonar der Puschkin gehört werden konnte. »Sir, Rohre geflutet.«
»Entfernung Punkt-drei Knoten.«
»Kurs und Fahrt halten.«
»Entfernung Punkt-zwei Knoten.«
»Öffnen Außenluken 1-2-3-4«, befahl Hendricks. »Hat die Puschkin auch Rohre geflutet?«
»Negativ, Sir.«
»Außenluken 1-2-3-4 offen, Sir.«
»Zum Abschuss bereitmachen«, sagte Hendricks und gab den Männern im Kontrollraum damit zu verstehen, dass sämtliche Vorbereitungen vor dem Abschuss abgeschlossen waren.
»Entfernung 600 Meter. Fahrt und Kurs unverändert. Sir, jetzt flutet sie die Rohre!«
»Schicken Sie ihr ein ›Ping‹«, befahl Hendricks. »So lange, bis ihr der Arsch auf Grundeis geht!«
Der Sonartechniker schaltete das Echolot an. Dieses Sonar als »Ping« zu bezeichnen war in etwa so, als würde man einen Säbelzahntiger ein »Kätzchen« nennen. Mit einer Leistung von 75.000 Watt konnte die Sonarenergie, die nun durch die Wellen drang, das Ohr des Solartechnikers an Bord der Puschkin regelrecht braten – es sei denn, er hätte eine automatische Lärmschutzeinrichtung in seine Kopfhörer eingebaut.
Ping!
Der technische Sinn des »Ping« war die Entfernungsmessung zwischen zwei Unterseebooten. Doch Hendricks kannte die Entfernung zur Puschkin bereits – und diese wusste, dass die Seawolf es wusste. Hendricks benutzte das Echolot lediglich, um eine eindeutige Botschaft zu übermitteln: Ich habe meine Rohre geflutet und die Außenluken geöffnet und bleibe auf Kurs. Ich werde schießen, ihr Hurensöhne.
»Nochmal!«
Ping!
»Nochmal! Nochmal! Und nochmal!«
Ping! Ping! Ping!
Hendricks schloss die Augen, holte tief Luft. »Anpeilen und Nummer eins abfeuern.«
Der Feuerleittechniker drückte den Knopf, und das Boot erzitterte leicht. »Torpedo eins abgeschossen!«
Der »Fisch« schoss mit einhundert Knoten auf das russische U-Boot zu; er selbst schaffte fünfzig, hinzu kamen die fünfzig Knoten, die die Seawolf machte.
»Rohr eins nachladen!«
»Schraube verlangsamt Umdrehungen, Sir«, meldete der Sonartechniker. »Sie hat ihre Schraube gestoppt, Sir!«
»Alle Maschinen stopp! Steuern Sie den Fisch in ihre Schraube!«
Der Feuerleittechniker änderte die Informationen, die zuvor in den Gefechtskopf der Mark 50 eingegeben worden waren, und steuerte den Fisch in die gewaltige Schiffsschraube der Puschkin. Sie hatte nun gestoppt, trieb aber noch vorwärts. Sekunden später erzitterte die Seawolf von der Wucht des Aufpralls.
»Was ist passiert?«, fragte Carlton nach einer Weile und hielt sich an der Konsole fest.
»Wir haben sie bewegungsunfähig gemacht. Vorher hat sie noch geblinkt. Hätte sie angreifen wollen, hätte sie die Außenluken geöffnet und ihren Kurs geändert. Stattdessen hat sie die Maschinen gestoppt.« Nach den heiligen Regeln der Kriegführung durfte Hendricks ein Schiff, das sich ergeben hatte, nicht versenken. Und genau das war bei der Puschkin offensichtlich der Fall.
»Und was jetzt?«, fragte Carlton und rieb sich die Stirn.
»Wir warten ab, was sie macht. Sie ist in die Enge gedrängt. Kann nicht mehr fahren und hat die Torpedoluken nicht geöffnet. Falls sie es doch tut, schicken wir sie mit drei neuen Torpedos auf den Meeresgrund.« Er grinste Carlton boshaft an. »Die fährt nirgendwo mehr hin.«
59.
Die Gefangennahme
USS Seawolf
Europäisches Nordmeer, 15.10 Uhr
Angespannt lauschte Ears über seine Kopfhörer nach Lauten von der Puschkin. Die durch das eisige Wasser übertragenen Geräusche verrieten eindeutig die Ausdehnung einer U- Boot-Hülle; außerdem strömte Druckluft in die Ballasttanks. »Sonar an Zentrale«, meldete er. »Sie taucht auf, Sir.«
»Bringen Sie uns auf zehn Meter, Mr Wathne«, befahl
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