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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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gewusst … ich hätte es aber wissen sollen. Ich hätte es wissen sollen! Kannst du dir diesen Skandal vorstellen? Er ist unglaublich! Dagegen wird der Skandal um die Banco Ambrosiano aussehen wie Ferragosto.« Der Kardinal spielte auf Mariä Himmelfahrt an, in Italien ein nationaler Feiertag. »Santa Maria! Schau es dir nur an!« Er deutete auf die schweren Ordner voller Geschäftspapiere, die man unter den Privatakten des verstorbenen Ordenspaters Altiplano gefunden hatte.
    »Wir dürfen den Glauben nicht verlieren, Eminenz.«
    »Glauben. Ja.« Der Kardinal atmete mühsam aus. »Aber so viel Geld. So viel Geld. Gestohlen von Kindern, von Armen, Alten und Kranken. Und wofür? Für Altiplanos ehrgeizige Ziele. Papst wollte er werden. Kannst du dir vorstellen, was geschieht, wenn dieser Albtraum ans Licht kommt?«
    »Falls es so weit kommt, Eminenz.«
    »O ja. Ganz gewiss. Und wir sind für das Geld verantwortlich. Es war unsere Aufgabe. Man wird den Verlust bemerken. Fünfhundert Millionen Dollar. Möge Gott uns gnädig sein.« »Aber das Geld ist doch nicht verschwunden, Eminenz. Es wurde nur … verändert. Von immateriellen zu materiellen Werten.«
    »Das lässt sich leicht sagen. Hier. Unter uns. Die Kirche hat bereits immense finanzielle Probleme. Was ist, wenn die Banco Napolitana Lucchese Bankrott macht? Wenn sämtliche Bücher, Anleihen und Schließfächer durchforstet werden? Das wird ein Skandal, ein furchtbarer Skandal! Und Gott der Herr mag keine Skandale, Lucca.«
    »Eminenz, aus den Beweisen geht hervor, dass die Einkäufe in Angola nur von Altiplanos treuesten Agenten getätigt wurden. Und es waren keine Großeinkäufe, keiner über 50.000 Dollar. Angola befand sich damals im Bürgerkrieg, es war im Chaos versunken, Eminenz. Man wird keine Aufzeichnungen mehr finden.«
    »Lucca, Lucca. Mein lieber Freund. Gott segne deine silberne Zunge. Ich aber fürchte, dass ich trotz aller Autorität, die Mutter Kirche mir verliehen hat, immer noch ein einfacher Landpfarrer bin. Ich habe schreckliche Angst vor einem Skandal. Und ganz besonders vor einem solch großen Skandal wie diesem. Ich fürchte nicht für mich oder für dich. Wir haben nichts Falsches getan. Ich fürchte für die Kirche.«
    »Die Kirche hat in zweitausend Jahren immer wieder Skandale überstanden. Der Teufel führt uns in Versuchung. Manchmal hat er Erfolg. Wir müssen nur immer daran denken, dass das Böse und der Tod niemals über die Heilige Mutter Kirche siegen werden.«
    »Am Ende wird sie triumphieren, ja. Aber was ist in der Zwischenzeit? Wie wird die Welt auf diese Enthüllung reagieren? Über Jahrhunderte hinweg hat die Kirche Krankenhäuser und Universitäten unterhalten, hat die Kranken geheilt und die Bildungshungrigen gelehrt. Und nun wird all dies in Frage gestellt. In Zweifel gezogen. Solch einen Sturm kann nur ein mächtiger Glaube überstehen.«
    »Dann lassen Sie uns um Glauben beten, Eminenz.«
    Der Kirchenfürst, ein Kardinal der Titelkirche Sankt Matthäus, Präsident der Kommission für das Institut für die Werke der Religion und ehemaliger Landpfarrer, kniete zusammen mit seinem Sekretär auf dem glänzend polierten, mit Intarsien versehenen Holzboden nieder; vor ihnen an der Brokatwand hing ein Kruzifix aus Rosenholz und Silber. Voller Ehrfurcht schlugen sie das Kreuz.
    »In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti«, sprach der Kardinal feierlich.
    »Amen«, sagte der Monsignore.
    »Oremus«, begann der Kardinal und neigte den Kopf. »Pater noster …«
    Der Monsignore fiel in das Vaterunser ein: »… qui es in caelis, sanctificetur nomen tuum …«

 
    61.

Der Flugzeugträger
     
    HMS Invincible
    Flugzeugträger der britischen Kriegsmarine
    Europäisches Nordmeer
    501 Meilen südlich von Longyerben,
    Spitzbergen, 18.02 Uhr
     
    Royal Navy Leftenant Sandra Walters hatte schon dreimal den vermissten Hercules-Lufttanker der Royal Air Force – Spitzname »Bernice« – angefunkt; ebenso die drei Sea Harriers, die dort aufgetankt hatten. Doch sie hatte keine Antwort bekommen. Aber Leftenant Walters war hartnäckig; sie würde es weiter versuchen, bis sie zur Bernice durchdrang.
    »Bernice. Hier spricht die Invincible. Kommen, Bernice«, wiederholte sie. Der Lufttanker war unmittelbar nach dem Auftanken der Harriers vom Radarschirm verschwunden. Die Jagdbomber kamen von der NATO-Basis Keflavik in Island, sie sollten lediglich auftanken und sofort wieder zurückfliegen. Nun war nicht nur Bernice vom Radarschirm

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