Das Monopol
nicht rasiert und seine blitzblanken Cowboystiefel neben die verschiedenen Ausgrabungsschichten auf seinem Schreibtisch platziert; außerdem hatte er seine unvermeidliche Gitane im Mundwinkel. »Aucune idee. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Wir müssen die Recherchekriterien ändern.«
Erika lag auf dem Boden, den Kopf auf einen Stapel Bücher über Diamanten gelegt, und starrte an die niedrige Decke, die gelb war vom Rauch unzähliger Gitanes. Das einzige Licht im Raum stammte von einer Halogenlampe in der Ecke neben dem überhitzten Laserdrucker. Erika wickelte einen eiweißhaltigen Schokoriegel aus der Verpackung. »Ich verstehe das nicht«, murmelte sie zwischen den Bissen.
»Wir müssen einfach unsere …« Monet hielt inne, nahm die Füße vom Tisch und straffte den Rücken. »Wir haben nach einer Verbindung zwischen Waterboer und verschiedenen afrikanischen Ländern gesucht.«
»Ja. Und das ist uns ja auch gelungen. Wie in vielen anderen Ländern kontrolliert Waterboer auch dort die Diamantenproduktion.«
»Genau. Aber vielleicht ist es der falsche Ansatz. Vielleicht sollten wir nicht einfach nach der Produktionskontrolle suchen.«
»Jetzt kann ich Ihnen schon wieder nicht folgen.«
»MacLean hat vorgeschlagen, dass wir uns um die Gesamtproduktion in Afrika kümmern und herausfinden, ob es noch irgendwelche größeren Bestände an Diamanten gibt. Und wir haben nachgeschaut, inwieweit Waterboer die Diamantenproduktion in afrikanischen Staaten kontrolliert, speziell in Angola. Wie sollen wir dabei herausfinden, ob es irgendwelche größeren Bestände gibt?«
»Eben durch die Suchkriterien: Indem wir die Zahlen der afrikanischen Produktion mit den Verkäufen Waterboers vergleichen.«
»Aber wir wissen doch genau, dass Waterboer viel mehr aufkauft als verkauft«, wandte Monet ein.
»Stimmt. Deshalb ja die großen Lagerbestände.«
»Aber die gehören Waterboer, nicht den afrikanischen Ländern. Uns ist bekannt, dass Waterboer überall auf der Welt Lager angehäuft hat. Wir müssen aber Lager finden, die nicht Waterboer gehören.«
»Stimmt«, sagte Erika. »Denn dass jemand anders einen großen Vorrat an Diamanten besitzt, ist Waterboers größte Furcht.«
»Wie es bei den Russen der Fall war.«
»Kann es sein, dass noch jemand anders eine Mine in Afrika betreibt?«
»Oder dass es noch einen anderen Großabnehmer für afrikanische Diamanten gibt?«
»Aber das haben wir doch schon nachgeprüft. Waterboer kauft die gesamte afrikanische Produktion auf. Das haben sie sogar während der Bürgerkriege getan. Obwohl Minen in Bürgerkriegszeiten oft von zwei oder noch mehr Seiten kontrolliert werden.« Sie dachte kurz nach. »Angola hat einen mehr als zwanzig Jahre währenden Bürgerkrieg durchlitten. Und unseren soeben entdeckten Infos zufolge kaufte Waterboer die gesamte angolanische Produktion auf, egal ob von der MPLA oder der UNITA. Das ist ja allgemein bekannt nach all den Artikeln über ›Blutdiamanten‹.«
»Oui. Wissen Sie noch, dieser eine Artikel? Darin stand, dass Churchman die amerikanische Export-Importbank davon überzeugt hat – Scott Fress war der Mittelsmann-, dass sie neue Fördertechnologien in Angola finanzieren sollte. Natürlich hat die Bank hohe Zinsen gefordert und außerdem das Recht erhalten, sämtliche Steine selbst zu verkaufen. Und wer kauft die Steine? Waterboer natürlich.«
»Aber das ist die derzeitige Lage. Vielleicht war es Waterboer in der Vergangenheit nicht möglich, Angolas Gesamtproduktion zu kaufen. Vielleicht …«
»… hat jemand anders die Diamanten aus Angola gekauft.«
Sie blickten einander ein paar Sekunden an. Dann drehte Monet sich auf seinem Stuhl zur Computertastatur herum und tippte einen neuen Suchbefehl ein.
»Angola ist nicht das einzige afrikanische Land, in dem in den letzten zehn Jahren ein Bürgerkrieg ausgebrochen ist«, sagte Erika.
»Exactement. Deshalb müssen wir ja eine Reihe von Vergleichen anstellen. Zuerst einmal brauchen wir eine Liste sämtlicher Diamanten fördernder Länder. Très facile.« Eine Länderliste erschien auf dem Bildschirm. »Voilà. Nun eine Liste Diamanten fördernder Länder in Afrika, in denen es Bürgerkriege gab, wobei wir die Länge der Kriege berücksichtigen.« Eine andere Liste erschien, viel kürzer als die erste. Hinter jedem Eintrag stand eine Zahl. »Voilà.«
»Großartig. Und jetzt der Vergleich zwischen der Fördermenge vor und nach jedem Bürgerkrieg.«
Monet kam der Aufforderung sogleich
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