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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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nach. Ein grünes LED- Lämpchen flackerte auf, während der Rechner auf die Daten Zugriff und sie in eine Reihenfolge brachte. Sekunden später erschienen Zahlenkolonnen auf dem Bildschirm.
    »Mal sehen.« Erika beugte sich zum Monitor vor, während Monet Reihe um Reihe scrollte.
    »Da gibt es aber keinen großen Unterschied«, sagte sie enttäuscht. »Ob Bürgerkrieg oder nicht, die Fördermenge bleibt fast dieselbe.« Mit einem langen schlanken Zeigefinger deutete sie auf den Bildschirm. »Hier kann man sogar eine Steigerung der Produktion erkennen. Also ist unsere These nichts wert …«
    »Die These ist gut. Die Suche stimmt nicht.« Nervös zündete Monet sich eine neue Gitane an und sog den Rauch tief ein. Dann tippte er mit dem rechten Zeigefinger auf den Bildschirm. »Wir haben nach Unterschieden in der Fördermenge vor und nach einem Bürgerkrieg gesucht. Aber die Menge ist gar nicht das Entscheidende. Der springende Punkt ist doch, wie viel Waterboer davon gekauft hat.«
    »Natürlich!« Erika küsste ihn auf den Hinterkopf. »Sie sind ein Genie.«
    »Nein. Das ist französische Logik, Kartesianismus. Sie wissen doch, dass Rene Descartes die Erkenntnistheorie …«
    »Das ist ja alles sehr interessant, Henri. Aber bitte, zuerst die Suche, dann die Vorlesung.«
    »Okay, okay.« Schmollend gab er die neuen Suchparameter ein. Weitere Zahlenkolonnen erschienen auf dem Bildschirm. Erika beugte sich vor und strich sich ihr langes Haar aus der Stirn, um besser lesen zu können. Sorgfältig studierte sie die Förderzahlen jedes einzelnen Landes und verglich sie mit der Menge an Karat, die Waterboer vor und während jedes Bürgerkrieges gekauft hatte.
    »Da!«, rief Erika plötzlich aufgeregt. »Schauen Sie sich das an. In den frühen Siebzigern hat Waterboer jedes Jahr drei Millionen Karat von Angola gekauft. 1975 aber, als der Bürgerkrieg ausbrach, nur noch 2,5 Millionen. Während des zwanzig Jahre währenden Krieges ist es so ziemlich bei dem gleichen Betrag geblieben, und zwar bis … 1994. Dann sind es plötzlich wieder mehr als drei Millionen Karat jährlich, bis zum heutigen Tag.«
    »Aber während des gesamten Bürgerkriegs hat Angola trotzdem die Menge von drei Millionen Karat pro Jahr gefördert.«
    Erika blickte Monet an, der dem Computer bereits den Druckbefehl gab. Eine lange Aschenspitze zitterte an seiner Gitane. Erika nahm die noch warme Seite aus dem Laserdrucker und schaute darauf.
    »Selbst wenn Waterboer während des Bürgerkriegs die Hälfte von Angolas Produktion von der MPLA und die andere Hälfte von der UNITA gekauft hätte, wären es immer noch drei Millionen Karat jährlich gewesen. Ab 1975 betrugen Waterboers Käufe 500.000 Karat weniger pro Jahr. Das hört sich nicht nach viel an, doch über einen Zeitraum von zwanzig Jahren ist es ein wahrer Berg aus Diamanten.«
    »Angolas Bürgerkriegsparteien waren natürlich daran interessiert, so viele Diamanten wie möglich zu verkaufen – wenn also Waterboer die fünfhunderttausend Karat nicht gekauft hat, muss es jemand anders getan haben.«
    »Eine halbe Million Karat pro Jahr, zwanzig Jahre lang. Das macht zehn Millionen Karat. Nehmen wir mal an, die Hälfte davon ging an kleinere Händler. Bleiben immer noch fünf Millionen Karat. Wie ist der derzeitige Preis?«
    »Dem Computer zufolge beträgt der durchschnittliche Preis für angolanische Diamanten 230 Dollar pro Karat. Aber Sie müssen bedenken, dass beide Seiten so schnell wie möglich Geld haben wollten … Wie nennen Sie das in Ihrer Sprache, argent rapide?«
    »Schnelles Geld?«
    »Oui. Schnelles Geld. Also sind die Diamanten wahrscheinlich zu einem geringeren Karatpreis verkauft worden.«
    »Mit Mengenrabatt. Das passt. Sagen wir … 100 Dollar pro Karat. Fünf Millionen Karat. Macht 500 Millionen Dollar.« Monet stieß einen Pfiff aus. »Wer könnte so viel auf einmal bezahlen? Wem könnten Diamanten so viel bedeuten, dass er ein solches Risiko auf sich nimmt?«
    »Großhändler würden das Risiko nicht eingehen«, sagte Erika nachdenklich. »Sie wären sofort aus dem Geschäft, wenn die Jungs von Waterboer es rauskriegen. Und für kleinere Händler ist es ein zu großer Fisch, selbst wenn sich mehrere zusammentun. Außerdem würden sie Waterboer dann auffallen und sofort vom Markt gefegt.« Sie starrte wieder auf den Ausdruck. »Wer der Käufer auch sein mag, Pat sollte das hier zu sehen bekommen.« Sie fischte den Telefonhörer unter dem Berg von Papieren hervor, bettete ihn in

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