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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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eine schlichte Metallstange, ungefähr von der Größe eines Kugelschreibers. Das eine Ende war flach gehämmert, das andere besaß einen Haken, der wie ein zahnärztliches Folterinstrument aussah. Fedorowna zwinkerte Uljanow zu. »Ich bin eine wahre Künstlerin. Und sehr einfallsreich.«
    Pink verließ den Raum und ging an der Wache vorbei zum Fahrstuhl. Zum Glück für den Wachmann war das Vernehmungszimmer schalldicht.
    Uljanow hatte seine Laufbahn als Molotoks Partner begonnen. Bald würde er als erstes Menschenopfer des Größenwahnsinnigen enden. Aber erst, nachdem Feodorownas »künstlerisches Talent« ihn wie ein Vögelchen zum Singen gebracht hatte.

 
    69.

Vertrauenssache
     
    Hotel Hassler
    Rom, 13.21 Uhr
     
    Für ein Land, das Ferraris und Agusta-Helikopter bauen konnte, verfügte Italien über ein armseliges und reichlich veraltetes Fernmeldesystem. Carlton brauchte vier Anläufe, bis er endlich eine Auslandsleitung hatte. Gemäß Pinks Instruktionen bettete er zunächst den Telefonhörer in das kleine elektronische Kästchen, bevor er das erste Wort sagte. So wurden die Tonimpulse seiner Stimme vor der siebentausend Meilen weiten Reise verschlüsselt und am anderen Ende von einer Mastereinheit decodiert.
    »Forbes.«
    »Hier Carlton.«
    »Guten Tag. Möchten Sie mir freundlicherweise mitteilen, was Sie in Rom treiben?«
    Carlton war völlig verblüfft. »Woher wissen Sie …«
    »Sie vergessen offenbar, mit wem Sie es zu tun haben. Wie ist das Treffen verlaufen?«
    Carlton holte tief Luft, dann zog er wieder an seiner Havanna. Er gab das Gespräch mit Benedetti fast wortgetreu wieder.
    »Verstehe.« Forbes klang zerstreut. »Und trotz allem, was er gesagt hat, glauben Sie immer noch, dass es eine Verbindung zwischen Waterboer und der Vatikanbank geben könnte?«
    »Vielleicht.«
    Forbes gestattete sich ein trockenes Lachen. »Da bellen Sie aber unter dem falschen Baum, Carlton.«
    »Wie bitte?«
    »Es gibt keine Verbindung. Nicht zwischen Waterboer und dieser Bank. Glauben Sie mir, ich habe das früher schon einmal geprüft.«
    »Vielleicht ist es der falsche Baum. Aber nicht unbedingt der falsche Wald. Benedetti hat versprochen, Nachforschungen anzustellen. Ich warte einfach ab. Aber da Sie ja so viel über die Vatikanbank zu wissen scheinen, hätte ich gern mal eines gewusst.«
    »Und zwar?«
    »Kann ich ihm trauen? Benedetti, meine ich.«
    »Das können Sie.« Wieder das trockene Lachen. »Welch eine Ironie!«
    »Wie meinen Sie das, Sir?«
    »Genau dasselbe hat Benedetti mich über Sie gefragt. Vor einer Stunde erst.«

 
    70.

Die Eliminierung
     
    SAT-Auswertung
    CIA-Zentrale, 8.10 Uhr
     
    Forbes, Pink und Elaine Franklin standen in dem verdunkelten Raum mit der stattlichen Reihe hochauflösender Monitore. »Da haben wir’s ja. Rushhour. Mitten in Sibirien«, bemerkte Pink.
    »Wenn man auf der Weltkarte ein Niemandsland sucht, findet man es dort«, stimmte Elaine zu. »Hoffentlich kommen sie pünktlich. Wir können die Stelle nur sieben Minuten im Bild behalten.«
    Forbes und Pink standen hinter Elaine. Mit ihren Wurstfingern dimmte sie das Licht und kaute herzhaft auf ihrem Kaugummi, wegen der Anwesenheit des stellvertretenden CIA-Direktors allerdings nicht so laut schmatzend wie sonst. Auf einem der Bildschirme war vor dem nächtlichen, dunklen Hintergrund eine umrisshafte Form zu erkennen: ein Gebäude aus der Vogelperspektive. Der Umriss wurde durch das grüne Licht der Infrarotdetektoren des 8X-Satelliten nachgezeichnet; es war ungefähr so wie der Blick durch ein Nachtsichtgerät. Das Bild wurde live aus viertausend Meilen Höhe aufgenommen. Pink entdeckte kleine Veränderungen am Gebäude, da sich die Intensität der Lichtquellen veränderte. Zwei andere Monitore zeigten einen größeren Ausschnitt des Gebiets, allerdings nicht so stark vergrößert.
    »Ich hoffe nur, dass sie das richtige Ziel aufs Korn nehmen«, sagte Pink. »Uljanow kann ja auch gelogen haben.«
    »Ich habe die Vernehmung gehört«, bemerkte Forbes. »Ich glaube nicht, dass er noch zu einer Lüge fähig war.«
    »Sie haben es gehört?«, fragte Pink ungläubig. »Ich hab denen doch versprochen, dass wir keine …«
    »Dass wir nichts aufnehmen, ich weiß. Haben wir ja auch nicht. Zuhören und Aufzeichnen sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wie dem auch sei, ich habe seine Aussage nachprüfen lassen. Dieses Haus hier«, er zeigte auf den großen Bildschirm, »ist auf Molotoks Datscha. Erst nachdem Uljanow gesungen

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