Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
Vom Netzwerk:
man das gute Beispiel der Kirche in einem schrecklichen Krieg nutzt, noch dazu in einem Land, das für Gesamtafrika so wichtig ist?«
    Dem Amerikaner ging es immer noch um Südafrika, stellte Rancuzzi fest.
    »Das stimmt«, pflichtete Azimbe ihm bei. »Aber nur zum Teil. Für die Kirche reicht es nicht, bloß ein positives Ergebnis zu erzielen. Das tut sie bereits täglich in Afrika und auf der ganzen Welt. Die Karmeliternonnen von Mutter Theresa zum Beispiel. Die Caritas und die katholischen Hilfsorganisationen und Missionare, die Lebensmittel verteilen, medizinische Versorgung bereitstellen und Schulen einrichten. Das alles wird bereits getan. Natürlich sind diese Dinge gut und wichtig. Sie geben ein Beispiel. Aber die Menschen erwarten das inzwischen von der Kirche, sie nehmen diese Dinge als gegeben hin. Das ist nichts Neues. Und außerdem riskiert die Kirche dabei nichts – sie setzt sich allenfalls der Gefahr von Angriffen fundamentalistischer Gruppen aus. Und sie investiert Geld.
    Wenn die Kirche von ihrer Herde erwartet, dass sie ein Wagnis eingeht oder einen Verzicht leistet zum Wohle Gottes, muss auch die Kirche bereit sein, Risiken einzugehen. Sehen Sie doch nur, was der Heilige Vater in Zusammenarbeit mit Ihrem Präsidenten Reagan erreicht hat. Der Kommunismus wurde beseitigt, zuerst in Polen, dann in den übrigen osteuropäischen Staaten. Warum ist dieser Sieg so bedeutend? Weil die Menschen in diesen Ländern gemerkt haben, dass sie nicht allein ihr Leben riskieren. Die Kirche und der Heilige Vater selbst haben gewaltiges politisches Kapital investiert, gar nicht zu reden von den Geistlichen, die ihr Leben hingaben. Denken Sie an Pater Popieluszko, der von der polnischen Geheimpolizei gefoltert wurde. Die Menschen wussten sich in allen Wagnissen und Ängsten und Leiden mit der Kirche einig. Das gab ihnen die Kraft zum Handeln, das gab ihnen Mut und Hoffnung. Mit Predigten und Mildtätigkeit ist so etwas nicht zu erreichen.
    Wir haben immer schon unser Leben für Christus und seine Botschaft geopfert. Davon zeugen die Reliquien von 25.000 Märtyrern im Petersdom. Diese christlichen Brüder hätten auch friedlich in ihrem Land bleiben und predigen können. In jüngerer Zeit haben viele Geistliche dasselbe getan. Denken Sie nur an unseren französischen Bruder Perboyre, der in China gefoltert und gekreuzigt wurde, weil er seinem Glauben nicht abschwören wollte. Auch heute noch werden Priester in China gefoltert, von einer unmenschlichen Diktatur, die mit Ihrer Regierung freundschaftliche Beziehungen unterhält, Mr Carlton, so Leid es mir tut, das sagen zu müssen. Denken Sie an unseren polnischen Bruder Maximilian Kolbe, der sein Leben in Auschwitz für eine jüdische Familie gab. Unsere französischen Mönchsbrüder, die in Algerien von islamischen Fundamentalisten gefoltert wurden. All dies sind Beispiele. Wenn die Kirche ihrer Mission wirklich treu bleiben will, muss sie Risiken eingehen. Ansonsten wird keiner mehr auf sie hören.«
    »Aber was kann die Kirche in diesem Fall wagen, Exzellenz?«, fragte Rancuzzi.
    »Wenn ich etwas sagen dürfte, Monsignore«, meldete Carlton sich zu Wort, dem es endlich gelungen war, die wichtige Verbindung zu ziehen. »Ich hätte vielleicht eine Lösung. Meinem beschränkten Wissen nach ist die Lage in Südafrika folgende: Die weiße rassistische Burenvolksfront verlangt ein separates Homeland, und zwar auf der Grundlage eines Versprechens der britischen Kolonialherren aus dem neunzehnten Jahrhundert. Da das reguläre Militär Südafrikas sich in einem Zustand der Auflösung befindet, ist es den Volksfrontlern bereits gelungen, den Oranjefreistaat zu besetzen.« Er schaute Benedetti an. Der Kardinal nickte kaum merklich.
    Nun nahm Carlton kein Blatt mehr vor den Mund. »Wenn die Volksfront in den Oranjefreistaat einmarschiert ist, liegt es dann nicht klar auf der Hand, dass sie mit Waterboer paktiert?«
    »Waterboer?« Die Furcht in Azimbes Stimme war nicht zu überhören. »Warum glauben Sie das?«
    Rancuzzi nickte; er hatte nun verstanden, worauf Carlton abzielte.
    Der hatte sich schon gefragt, ob er übers Ziel hinausgeschossen war. Doch Benedettis kaum wahrnehmbares Zwinkern und Rancuzzis ungeteilte Aufmerksamkeit belehrten ihn eines Besseren. »Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass Waterboer hinter fast jeder politischen Umwälzung in Ländern oder Regionen steht, in denen es Diamantlagerstätten gibt. Ob als aktiver Teilnehmer, als Drahtzieher im Hintergrund oder

Weitere Kostenlose Bücher