Das Monopol
allein.«
Carlton schnitt die Spitze einer Romeo und Julia Havanna ab und beschloss, erneut das Thema Südafrika anzuschneiden. Er wusste, dass die anderen Gäste auf irgendeine Weise mit Waterboer oder zumindest mit Diamanten zu tun hatten, ob es ihnen nun bewusst war oder nicht. Monsignor Felici hatte etwas in der Richtung angedeutet, als er Carlton zu dem Dinner eingeladen hatte. »Wie ist es mit Südafrika? Oder passt das überhaupt nicht?«
»Nein, nein«, sagte Azimbe rasch. »Südafrika ist ein ausgezeichnetes Beispiel.«
Rancuzzi bemerkte, dass Carlton nun schon zum zweiten Mal Südafrika ins Spiel gebracht hatte, und stachelte die Diskussion weiter an. »Selbst wenn die Kirche sich auf die wenigen führenden Staaten konzentriert, was würden Sie denn vorschlagen? Wirtschaftliche Reformen? Politische? Soziale? Wie kann die Kirche diese Länder verändern?«, fragte er, an Azimbe gewandt.
»Ich glaube, die Kirche muss den afrikanischen Völkern einprägen, dass ihre Prinzipien nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch anwendbar sind. Die Kirche muss zeigen, dass ihre Lehre von direktem Nutzen für die Menschen sein kann. Denn wenn sie der Lehre folgen und nicht ihren primitiven Instinkten, wird es ihnen besser gehen.«
Carlton hörte zu und überlegte, wie er die Rede auf Waterboer bringen sollte.
Azimbe beugte sich vor. »Die Kirche kann nicht nur durch die Predigt führen, sie muss ein gutes Beispiel geben. Wir leben nicht mehr in der Zeit des Kolonialismus, als das Wort der Kirche das Wort Gottes war. Heutzutage spricht die vielfältige Stimme der Medien: Zeitungen, Fernsehen, Radio. Und viele bedienen sich dieser Medien. Kein Mensch hört mehr zu. Also kann die Kirche ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht werden, indem sie lediglich das Wort Gottes predigt. Sie kann nur noch mit gutem Beispiel vorangehen, nur dann folgen die Menschen. Das ist es, was die Kirche Afrika bieten muss.«
»Ein hervorragendes Argument, Exzellenz. Aber was für ein Beispiel meinen Sie genau? Meinen Sie die Leute, die von unseren fehlgeleiteten Brüdern im Orden der marxistischen Befreiungstheologie aufgehetzt wurden und daraufhin zu den Waffen griffen, um Großgrundbesitzer und Firmenchefs zu ermorden?«
»Natürlich nicht.«
Rancuzzi nickte und lehnte sich zurück; offenbar war er in seiner Überzeugung bestätigt worden.
»Ich will damit nur sagen, dass die Priester Sonntag für Sonntag gegen die Sünde, gegen das Böse predigen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen. Aber danach kehren die Menschen in eine Welt zurück, wo der Druck zu töten, zu stehlen und zu lügen fast unerträglich ist. Also töten, stehlen und lügen sie. Verstehen Sie mich jetzt? Es reicht nicht, wenn die Kirche das Gute predigt und das Böse verdammt. Die Kirche muss den Menschen zeigen, dass sie ihr Los verbessern, indem sie sich dem Guten zuwenden.«
Carltons Ungeduld wuchs; angestrengt dachte er darüber nach, wie er ansetzen konnte, um die Rede auf Waterboer zu bringen.
»Wie sollte die Kirche das Ihrer Meinung nach anfangen? Was schlagen Sie vor?«, fragte Kardinal Benedetti.
Azimbe seufzte, senkte den Blick und flüsterte: »Ich bin sehr unsicher. Deshalb bin ich nach Rom gekommen. Ich hatte gehofft, meine politisch erfahrenen Brüder könnten vielleicht eine Lösung finden.«
Endlich sah Carlton eine Möglichkeit. »Das sehe ich auch so, Exzellenz. Man kann nur ein Beispiel geben und den Menschen zeigen, worauf es ankommt. Wenn Sie einem einfachen amerikanischen Laien seine Unwissenheit in diesen Dingen verzeihen wollen, möchte ich einen Vorschlag machen: Warum richtet die Kirche ihre Aufmerksamkeit nicht auf einen besonderen Konflikt, um dadurch Führung zu demonstrieren? Der lange Weg beginnt oft mit einem einzelnen, klug gesetzten Schritt.«
Rancuzzi lächelte. Ein einfacher, unwissender Laie war dieser Amerikaner gewiss nicht. »Ein interessanter Vorschlag, Mr Carlton. Denken Sie dabei an einen bestimmten Konflikt?« Carlton musterte den Mann genau. »Wir haben ja bereits von dem letzten Bürgerkrieg in Südafrika gesprochen. Ein gutes Beispiel dafür, wie weiße Kolonialisten gegen die Eingeborenen vorgingen und später die Schwarzen gegen jene, die man dort als Farbige bezeichnet. Bürgerkrieg, Abspaltung, Sezession und Rassismus. Was wäre, wenn die Kirche diesen Dauerkonflikt beenden könnte? Würde man damit nicht das Ziel erreichen, das Bischof Azimbe anstrebt? Indem
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