Das Monopol
Vorschlag von Bischof Azimbe.«
»In welcher Weise?«, fragte der Bischof.
»Wir haben Südafrika, Ihr früheres Zaire, heute Kongo, dazu Angola, Botswana, Ghana, Sierra Leone, Tansania, die Zentralafrikanische Republik. Alle diese Länder bauen Diamanten ab. Ob sie gebildet sind oder nicht, die Menschen in diesen Ländern sind sich der Korruption und des Leids bewusst, das ihnen im vergangenen Jahrhundert auferlegt wurde, und zwar nicht nur von den Krieg führenden Parteien, sondern auch von Waterboer und den künstlich in die Höhe getriebenen Preisen für Rohdiamanten. Wenn die Kirche Waterboer einen vernichtenden Schlag versetzen könnte, einen Schlag, der in der Öffentlichkeit bekannt wird, und wenn es ihr gelingt, den Preis für die Steine herunterzudrücken, gäbe es keinen Grund mehr für rücksichtslosen Diamantabbau, und die Kriegsparteien würden nicht mehr um die Kontrolle über die Minen streiten. Damit wäre genau das erfüllt, was Bischof Azimbe vorgeschlagen hat.«
Nun endlich verstand Rancuzzi, warum Carlton nach Rom gekommen war. Geduldig wartete er, bis der Mann aus Amerika seine Darlegungen beendet hatte. »Eine ausgezeichnete Gelegenheit, Mr Carlton. Aber die zentrale Frage bleibt bestehen: Wie kann die Kirche Waterboer vernichten? Wie soll sie den Preis für Diamanten heruntersetzen? Das amerikanische Justizministerium versucht ja schon seit hundert Jahren, Waterboer vor Gericht zu stellen, doch ohne Erfolg. Waterboer ist und bleibt eine starke internationale Macht. Sie sind hier unter Freunden, dottore. Sagen Sie uns doch, was Sie denken.«
Monsignor Rancuzzi erinnerte Carlton stark an Forbes und weniger an einen Priester. Aber nun ging es nicht mehr um Diplomatie, die Kunst der Romanita hatte ausgespielt. »Ich glaube, meinen Ausführungen ist klar zu entnehmen, warum ich nach Rom gekommen bin und aus welchem Grund dieses Dinner anberaumt wurde. Meine Regierung kann und wird nicht zulassen, dass eine bestimmte gegenwärtige Entwicklung, an der Waterboer großen Anteil hat, ihren Fortgang nimmt.«
Jeder Anwesende verstand genau, was gemeint war. Die Regierung der Vereinigten Staaten wollte Waterboer vernichten.
»Um auf Monsignor Rancuzzis Frage zurückzukommen: Ich selbst wusste nicht, wie man es anstellen soll, Waterboer aus dem Rennen zu werfen.« Carlton blickte jeden der Männer am Tisch an. »Doch heute Nachmittag, glaube ich, habe ich eine Lösung gefunden.
Zwischen Anfang und Ende des Bürgerkriegs in Angola – dem beigelegten Konflikt, nicht dem neu entstandenen – wurden in diesem Land Diamanten im Wert von ungefähr sechzig Millionen Karat gefördert. Davon hat Waterboer fünfzig Millionen Karat erworben. Die verbleibenden zehn Millionen wurden von beiden Kriegsparteien verkauft, der MPLA und der UNITA. Aber nicht an Waterboer. Die Frage ist, an wen?«
Bedächtig zündete er seine Zigarre wieder an. Bald konnten die ohnehin nervösen Dinnergäste die Spannung nicht mehr ertragen. Die Rauchwolke hüllte Benedettis Kopf ein und verbarg seine extreme Blässe. Er wischte sich die feuchten Hände an seinem scharlachroten Talar ab. »Ist es denn von Bedeutung, wer die Diamanten gekauft hat?«, fragte er leicht verärgert.
»Ja, denn jemand anders als Waterboer muss diese zehn Millionen Karat gekauft haben. Fünf Millionen – also die Hälfte – wurden vielleicht von kleineren Händlern erworben, aber nicht die gesamten zehn Millionen. Das wäre ein viel zu großes Kontingent auf einmal. Außerdem liegen mir Zahlen zur Förderungsmenge und zur Verkaufsmenge vor, die beweisen, dass jene fünf Millionen Karat niemals veräußert worden sind. Wenn sie also nicht verkauft wurden, müssen sie irgendwo auf Halde gelegt worden sein. Würde man diese Diamanten finden und auf einmal auf den Weltmarkt bringen, könnte man Waterboer damit den tödlichen Schlag versetzen.« Carlton hob die Zigarre. »Ich weiß, diese Theorie kursiert schon seit Jahren. Aber so sicher, wie Gott kleine grüne Äpfel erschaffen hat: Jetzt ist es endlich möglich, sie in die Tat umzusetzen. Denn die Menge an Diamanten, die während des Bürgerkriegs in Angola über geheime Kanäle verkauft wurde, ist riesig.«
Azimbe nickte; er war sichtlich beeindruckt. »Und wenn Waterboer diesen Schlag erhält?«
»Dann würde das den Bürgerkrieg in Südafrika beenden, falls Waterboer tatsächlich der Hauptgeldgeber für die Volksfront ist, wie wir annehmen. Wenn der Diamantenpreis fällt wie ein Stein, gibt es keinen
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