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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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Grund mehr, warum Waterboer die Volksfront finanzieren sollte mit dem Ziel, einen unabhängigen Oranjefreistaat für den Konzern zu schaffen.«
    »Aber wie passt die Kirche in dieses Bild?«, fragte Benedetti. »Ist es nicht Aufgabe der Kirche, Afrika und der Welt die wahre Botschaft Jesu Christi zu zeigen? Angenommen, wir finden heraus, wer die Diamanten aus Angola besitzt – wie soll die Kirche an den Betreffenden herankommen? Sie nehmen an, dass die Steine dem Besitzer, wer immer es sein mag, gar nicht rechtmäßig gehören. Um offen zu sprechen, ist das wohl eher eine Aufgabe für Spione und Spezialkommandos als für die Geistlichen des Vatikans.«
    »Vielleicht. Was die Kirche in diesem Fall tun kann, überlasse ich dem tüchtigen Mitarbeiter des vatikanischen Staatssekretärs und der Vatikanbank.«

 
    73.

Die Beichte
     
    Petersplatz
    Vatikanstaat, 00.12 Uhr
     
    In warmen Mänteln schritten Benedetti und Carlton die Kolonnaden am Petersplatz entlang, vorbei am Belvedere-Pa- last. Das Eis auf den Säulen funkelte im Mondlicht, und die Ewige Stadt schien in einen weltentrückten Glanz getaucht.
    »Es hat mich beeindruckt, wie Sie das Gespräch auf Waterboer gelenkt haben. Wirklich sehr clever. So sehr Sie auch auf Unwissenheit plädierten, im Grunde haben Sie sich so gut geschlagen wie ein Diplomat des Vatikans. Besonders gegenüber unserem Monsignor Rancuzzi, der zwar die besten Absichten vertritt, aber ein wahrer Hai ist. Bravo!«
    »Danke.«
    Der Kardinal senkte die Stimme, als befürchtete er, von den Säulen belauscht zu werden. »Er hat beträchtlichen Einfluss auf den Staatssekretär und den Heiligen Vater.«
    »Er ist scharf wie ein Diamantschneider. Ich frage mich, was er von meiner Theorie über die Diamanten aus Angola gehalten hat … was sie alle davon gehalten haben.«
    Benedetti schwieg eine Weile, bevor er antwortete. »Es spielt keine Rolle, was sie davon gehalten haben. Sie haben den Samen gesät. Das allein zählt im Moment.«
    »Bei allem gebotenen Respekt, Eminenz, ich glaube nicht, dass wir in dieser Angelegenheit so viel Zeit haben, wie die Romanita normalerweise benötigt. Der Bürgerkrieg in Südafrika tobt weiter. Und durch unseren Einsatz in der Nordsee mögen wir zwar dem russischen Nationalismus einen schweren Schlag versetzt haben, aber nicht Waterboer.« Und um Scott Fress muss ich mich auch noch kümmern, fügte er im Stillen hinzu. Das aber konnte er dem Kardinal nicht sagen; es hätte ihn allerdings auch nicht gewundert, wenn Benedetti es längst wusste.
    »Geduld, mein Sohn. Gott wird uns die Zeit geben. So, da sind wir schon.« Carlton stieg hinter Benedetti eine Marmortreppe hinauf. Sie gelangten vor ein Portal mit schweren Bronzetüren. Benedetti hätte auch den verborgenen Seiteneingang nehmen können, der unbewacht und rund um die Uhr geöffnet war, doch er legte Wert darauf, dass Carlton den Dom vom Haupteingang sah; nur von dort konnte die Pracht ihre volle Wirkung entfalten.
    Ein Soldat der Vigilanza drehte sich zu ihnen um und wedelte mit den Armen. »E chiuso.« Geschlossen. Verärgert musterte er die dummen Touristen, die spätabends noch vor dem Dom herumschlenderten – dann aber fasste er den einen Mann, der näher kam, genauer ins Auge und wurde starr vor Überraschung. »Scusi, Eminenza! Scusi, scusi!« Eilig fuhr er zu den Bronzetüren herum, schloss auf, mühte sich mit einer schweren Tür ab und salutierte, als der Kirchenfürst und sein Gast den Dom betraten.
    »Grazie. Mein Sohn – der Petersdom.«
    Beide tauchten behutsam die Finger der rechten Hand in das Weihwasserbecken, knieten und schlugen das Kreuzzeichen. Eine nach der anderen gingen unzählige Lampen an und erleuchteten die größte Kirche der Christenheit. Sprachlos stand Carlton da. Vom Hochaltar, der in einer normalen Kirche gerade mal zwanzig Meter vom Portal entfernt war, trennte ihn hier die Länge eines Fußballfeldes. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte ehrfürchtig staunend zur mit Gold eingelegten Decke, die höher war als die meisten Kirchtürme.
    Schweigend und mit einem Anflug von Neid beobachtete Benedetti den jungen Amerikaner. Carlton schritt durch das Mittelschiff zum gewaltigen baldachino , der von Berninis vier geschwungenen Bronzesäulen getragen wurde und den Päpstlichen Altar beschirmte. Die Szene versetzte den ältlichen Kardinal in eine längst vergangene Zeit, als er zum ersten Mal als junger Priester durch das Mittelschiff des Petersdoms gegangen war, von der

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