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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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als auch das Café selbst waren voller schick gekleideter Gäste, die sich angeregt unterhielten. Es roch nach Espresso und Zigarettenrauch. Kardinal Benedetti saß an einem Ecktisch, trug Zivil und hatte zum Schutz eine Wehr von vier leeren Tischen um sich aufgebaut, auf denen Kärtchen mit der Aufschrift Riservato standen.
    Carlton rieb sich die Hände und hielt sie vor den Mund, um sie zu wärmen. Er nahm zur Rechten Benedettis Platz. »Nicht dass ich etwas gegen einen kleinen Spaziergang hätte, aber es ist ziemlich eisig draußen.« Er unterdrückte das ehrerbietige »Eminenz«, das hier nur unnötig Aufsehen erregt hätte.
    Benedetti beugte sich zu Carlton vor. »Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite, aber in meinem Amtszimmer und in meiner Wohnung haben die Wände Ohren.« Er wies auf seine Kleidung. »Hier ist es sicherer.«
    »Und die Leute da?«, fragte Carlton und wies mit dem Kinn auf die anderen Gäste. Gleichzeitig streifte er den Mantel ab und reichte ihn einem ehrerbietigen Ober in weißem Jackett.
    »Ich sage Ihnen, hier ist es sicherer als im Vatikan. Außerdem wird Stefano darauf achten, dass die Tische vor uns nicht besetzt werden.« Benedetti blickte den Ober an. »Due espressi per favore, Stefano.«
    »Va bene. Grazie, Eminenza.« Der Mann deutete eine Verneigung an und warf Carlton einen neugierigen Blick zu, bevor er die Bestellung an der Theke aufgab.
    Wieder beugte Benedetti sich vor. »Nun, was die Steine angeht …« Er wirkte sehr nervös. Carlton bemerkte die tiefen Falten, die sorgenvolle Jahre um Benedettis Augen gegraben hatten – Sorgen, die sein Amt ihm eingebracht hatte: die Leitung des Instituts für die Werke der Religion – die Vatikanbank. »Sie wollten mir Fragen stellen. Tun Sie’s.«
    »Das Warum und das Wo wäre ein guter Anfang«, meinte Carlton. »Obwohl ich im Moment ehrlich gesagt eher am Wo interessiert bin.«
    »Beides ist eng miteinander verbunden. Wie bei den Steinen, die Sie auf den Grund der Nordsee versenkt haben, stand eine Absicht hinter den gewaltigen Diamantenkäufen des Vatikans. Natürlich waren die Käufe nicht vom Vatikan sanktioniert, das wäre ja Wahnsinn gewesen. Doch eine Absicht stand sehr wohl dahinter. Wie Sie bereits erwähnten, hatte der Ausbruch des Bürgerkriegs in Angola der zentralen Kontrolle über die Minen ein Ende bereitet. Und wir reden hier von dutzenden Diamantenminen. Sowohl MPLA als auch UNITA wollten die Kontrolle übernehmen. Das wiederum gab Schürfern, Händlern und Schmugglern Gelegenheit, sich Steine anzueignen und an jeden Beliebigen zu verkaufen, ohne sich an die ursprünglichen Verträge Angolas mit Waterboer zu halten.«
    »Und sie verkauften an jemand im Vatikan, der zahlungswillig war.«
    »Ja.«
    »Wer könnte denn …«
    »Kardinal Altiplano, Vorsitzender des so genannten Ordens. Einer der ältesten und berühmtesten Orden der katholischen Kirche. Er hat Vermögensreserven umgeleitet, die für Krankenhäuser, Universitäten und Missionen bestimmt waren, um mit diesem Geld die Diamanten zu kaufen.«
    »Aber warum? Und wie hat er das angestellt? Ich verstehe das nicht. Sie sagten doch, die Kirche stünde bereits am Rande des Bankrotts. Wie hat Altiplano es geschafft, das Geld zu bekommen?« »Er wollte, dass der Orden der Amtskirche seine Glaubensgrundsätze aufzwingt, denn er war der festen Überzeugung, nur dieser Glaube könne die Kirche retten. Vielleicht hat er sich für einen Propheten gehalten. Tatsächlich waren das auch die fragwürdigen Grundsätze von Altiplanos Vorgängern, die dem Heiligen Vater nicht nur im Grundsatz widersprachen, sondern sogar die Rechtmäßigkeit des Heiligen Stuhls in Frage stellten. Mehr als zweihundert Jahre lang. Der Unterschied ist der, dass Altiplanos Vorgänger diesen Krieg um die Doktrin nur auf intellektueller Ebene ausfochten. Altiplano jedoch wollte der Kirche diese Lehre aufzwingen. Und deshalb hielt er es für notwendig, selbst der Nachfolger des heiligen Petrus zu werden. Er wollte sich zum Papst wählen lassen, wollte mit den Diamanten das Kardinalskollegium bestechen, damit er im nächsten Konklave zum Heiligen Vater gewählt würde. Wäre er erst einmal Papst, könnte Altiplano die Machtstruktur der Kirche und ihre Lehre von innen heraus zerstören. Die Kirchenfürsten und ihre treuen Gefolgsleute konnten dann zwar anderer Meinung sein und die Kirche verlassen – wie es im Mittelalter geschah, als ein Gegenpapst gewählt wurde –, aber die Kirche

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