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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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den Fall gewonnen hätte, wären dabei nicht mehr als sechs Millionen herausgekommen. Höchstens. Außerdem hätte der Staat auch verlieren können. Carltons Beweise waren ein Dreck. Das hätte auch Jonathan Black merken können, wenn er gewartet hätte. Carlton hätte das rasche Einverständnis mit dem Vergleich ja noch verstehen können, wäre der Gegner eine kleine, unbedeutende Kanzlei gewesen, die sich vom Justizministerium einschüchtern ließ, aber von Fox, Carlyle und Partner hatte er anderes erwartet. Diese Kerle fraßen Bundesanwälte zum Frühstück. Irgendwie wurde er das bohrende Gefühl nicht los, dass man ihn an der Nase herumgeführt hatte.
    Carlton legte seine Stiefel auf den Schreibtisch und blickte zur vergilbten Decke. Die einzige logische Erklärung war, dass der Vorstand der Murfreesboro Mining ängstlich darauf bedacht war, das Unternehmen nicht in die Schlagzeilen geraten zu lassen. Black hatte sicher nicht umsonst gedrängt, dass der Vergleich vertraulich behandelt wurde. Aber irgendwie passten diese Schlussfolgerungen nicht auf den vorliegenden Fall: Murfreesboro Mining war eine unbekannte Firma, nach der kein Hahn krähte.
    Carlton griff nach seiner Tasse mit dem DOJ-Emblem und starrte angeekelt auf die angetrockneten braunen Kaffeereste. Als er den Korridor hinunter schritt, um sich mit frischem Behördengebräu zu versorgen, sah er Erika vor sich. »He, Erika!«
    Sie drehte sich zu ihm um und neigte zweifelnd den Kopf zur Seite. »Geht’s Ihnen auch gut, Pat?«
    »Ja, ganz toll.« Argwöhnisch ließ er den Blick über den Korridor schweifen; dann wandte er sich wieder an Erika. »Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«
    »Klar. Was gibt’s denn?«
    Carlton ging voran in sein Büro, winkte sie hinein, schloss die Tür hinter ihr.
    »Was ist los?«
    »Ich muss mir über ein paar Dinge klar werden.« Er setzte sich auf die Schreibtischkante und wies einladend auf einen der Gästesessel. »Aber wo anfangen?« Er fuhr mit der Hand durch sein kurzes Haar, zwang sich zur Ruhe. »Vor nicht mal einer Woche hat mir Gail Rothenberg einen Fall zugeteilt, der eigentlich ganz simpel sein sollte. Erinnern Sie sich noch, wie Stalin in meinem Büro war?«
    »Klar.«
    »Da hat er mir Global Steel abgenommen und mir diesen neuen Fall übertragen. Vereinigte Staaten gegen die Murfreesboro Mining. Ich habe eine Klage beim Bundesbezirksgericht Arkansas eingereicht und den Angeklagten davon unterrichtet. Und vor wenigen Minuten – vierundzwanzig Stunden nach Zustellung der Klage –, stimmt der Beklagte zu, ein riesiges Bußgeld zu zahlen.«
    »Ist das sehr ungewöhnlich?«
    »Das versuche ich ja herauszufinden. Ich habe noch nie gehört, dass in einem Fall, in dem so spärliche Beweise vorliegen, so rasch ein Vergleich erzielt worden wäre. Sie konnten doch gar nicht wissen, welche Beweise wir haben – und wir haben so gut wie nichts! Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, es auf eine Verhandlung ankommen zu lassen, um sich über die Beweislast klar zu werden. Und das ist ein ziemlich seltsames Verhalten für Fox, Carlyle und Partner, denn diese Typen bringen es fertig, sich wegen eines Knöllchens wegen Falschparkens jahrelang vor Gericht herumzuschlagen. Außerdem haben sie einem Bußgeld in Höhe von 20 Millionen zugestimmt, ohne über diese gewaltige Summe zu verhandeln.«
    »Das ist ja mehr als dreimal so viel wie im Strafrecht vorgeschrieben!«
    Carlton nickte. »Ganz genau. Respekt! Aber Sie wären ja auch nicht direkt von der Uni ins DOJ gekommen, wenn Sie nicht einen scharfen Verstand hätten.«
    Erika wurde rot. »Nun, dann darf ich Ihnen wohl gratulieren?«
    »Nein, nein. Keine Glückwünsche. Die Sache ist schrecklich verzwickt, wissen Sie. Es geht alles viel zu schnell.« Carlton rutschte von der Tischkante und ging unruhig im Büro auf und ab, starrte auf seine Stiefelspitzen, fuhr sich immer wieder mit der Hand durchs Haar.
    »Ich finde es ja auch seltsam. Aber ist es denn wirklich so wichtig? Ich meine, Sie haben haushoch gewonnen, oder nicht? Also kann ich Ihnen doch gratulieren. Außerdem dürften Sie jetzt gewaltig in Jarviks Achtung steigen.«
    Doch Carlton blickte gedankenverloren zu Boden. »Das macht die Sache ja noch seltsamer. Jarvik sagte doch, ich sollte keine große Geschichte daraus machen, nur einen Vergleich herausschlagen. Aber zwanzig Millionen? Nur einen Tag nach Zusendung der Anklage?«
    »Vielleicht wollten sie vermeiden, dass der Fall zu einem öffentlichen Schlagabtausch

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