Das Monopol
versprechen Sie der Volksfront dafür, dass sie sich so großzügig zeigt?«
»Zehn Prozent der Rohdiamanten aus dem Oranjefreistaat, aus den Gebieten, die unter dem Schutz der Volksfront stehen. Jeden Monat. In amerikanischen Dollar, die bei einer Bank Ihrer Wahl eingezahlt werden, nur nicht in Südafrika oder England.«
Riebeeck schwieg, wog Vor- und Nachteile ab. Slythes Vorschlag war viel vorteilhafter, als er zu hoffen gewagt hatte. Ohne entsprechende Gelder konnte die Volksfront ihren Abspaltungskrieg nicht beginnen. Nun war die Sezession nicht nur möglich, sie war sogar in greifbare Nähe gerückt. Und die Zahlungsweise vereinfachte den Kauf von Waffen und Menschen.
»Die Volksfront ist bereit, die Waterboer-Minen vor den Kaffern zu schützen, doch dieser Schutz wird viele Truppen vom Kampfschauplatz abziehen, wo sie dringend gebraucht werden.
Und zum Schutz des Waterboer-Monopols werden große Summen in die Hände der Buren fließen müssen.« Er hielt kurz inne. »Fünfzehn Prozent.« Riebeeck schien sich beinahe entschuldigen zu wollen. Slythe hingegen war froh, dass die Forderung so niedrig ausfiel. Aber er ließ es sich nicht anmerken und blickte den Volksfrontführer prüfend an. »Sind Sie sicher, General? Nicht zwanzig oder dreißig Prozent? Oder werden Sie die Forderung später in die Höhe treiben? Dann muss ich Sie darauf hinweisen, dass ich sehr unangenehm werden kann, wenn ein Vertrag neu verhandelt werden soll.«
»Nein.« Riebeeck tat beleidigt. »Ich stehe zu meinem Wort, Mr Slythe. Sicher, manche Volksfront-Leute werden mehr verlangen als fünfzehn Prozent, aber das wäre Erpressung, und die Volksfront hat keineswegs die Absicht, die Waterboer-Diamantenminen zu erpressen, den Segen des Oranjefreistaats. Es bleibt bei fünfzehn Prozent.«
»Sehr schön. Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Die erste Zahlung erfolgt noch heute, auf dieses Konto, damit Sie besorgen können, was Sie brauchen.« Er gab Riebeeck ein Blatt mit der Nummer. »Die zweite Zahlung erfolgt erst dann, wenn Ihre Armee den Angriff begonnen und die Minen gesichert hat.«
Riebeeck verbarg seine Freude nicht. Ihm standen Tränen in den Augen. Er legte Slythe seine fleischige Hand auf die Schulter. »Ich weiß nicht, ob Sie verstehen können, wie viel uns Waterboers Unterstützung bedeutet. Endlich, nach 150 Jahren, wird die Volksfront den Oranjefreistaat zu einer unabhängigen Nation machen, wie es immer schon sein sollte.«
Slythe duldete Riebeecks Hand auf seiner Schulter, erwiderte die Geste sogar. »Wir vertrauen Ihnen nicht nur Waterboers Erbe an, sondern auch unsere Vormachtstellung auf dem Weltmarkt, General. Ich hoffe, Sie können uns die Unabhängigkeit sichern.«
Er ließ ein Lächeln aufblitzen und warf einen Blick auf die Uhr. Es würde nicht gut aussehen, wenn er zur Eröffnung des neuen Kinderkrankenhauses zu spät kam.
16.
Der Nationalist
Primorskaja
Wladiwostok
Russische Föderation, 15.02 Uhr
Die Veränderung war ebenso schnell wie schlagartig erfolgt. Der Zusammenbruch des Sowjetregimes und die Auflösung der UdSSR bedeuteten das Ende ideologischer Unterdrückung, das Ende staatlicher Einmischung, des organisierten Atheismus und der vom Regime erzwungenen wirtschaftlichen und geografischen Mobilität. Die Reformen, die daraufhin erfolgten, waren zuerst wie ein Geschenk des Himmels begrüßt worden, kamen dann aber zum Stillstand. Erst unter Orlow waren Reformen ernsthaft in Angriff genommen worden; allerdings zogen sie unzählige Bedingungen nach sich, aus denen sich unzählige Probleme ergaben. Wettbewerb. Steuern. Risiko. Arbeitsmoral. Demokratische Mitbestimmung. Wirtschaftliche Instabilität. Verantwortlichkeit.
Wladiwostok, einst das Juwel der Seefahrt in der sowjetischen Krone, war wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Regimes zu einer korrupten, verarmten Stadt verkommen, in der die krestnii otets regierten, die Paten der russischen mafija. Die mächtige Sowjet-Pazifikflotte, die einst von ihrem Heimathafen Wladiwostok in den Pazifik und die südchinesische See ausgefahren war, rostete nun im Hafenbecken trostlos vor sich hin. Heerscharen von Matrosen, Piloten und anderen Armeeangehörigen waren ohne Lohn und Brot. Ihre Dienstjahre für Mütterchen Russland - rodina - waren säuberlich aufgezeichnet und in vergessenen Aktenordnern abgeheftet worden; nun aber schimmelten die Papiere in Holzschränken vor sich hin, die in verlassenen Kellern verstaubten. Die in der Armee
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