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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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waren, die kleinen Studentinnen. Wir konnten denen das Blaue vom Himmel herunterlügen, sie haben es geglaubt. Habe ich dir eigentlich je die Geschichte von dieser Psychologiestudentin erzählt, die mit der eigenen Bude in Bonn? Der habe ich vorgegaukelt, dass ich aus einem alten Adelsgeschlecht stamme, steinreich bin und unter einem Pseudonym zahlreiche Romane veröffentlicht habe. Die war wie Wachs in meinen Händen. Mit der konnte ich Sachen anstellen, die traue ich mich gar nicht auszusprechen. Nur mit dem Kölsch konnte ich mich nie anfreunden.«
    »Och, nach dem zehnten ging’s doch. Die Köbesse, Mensch, das waren vielleicht Originale. So etwas vermisse ich ehrlich gesagt manchmal. Hier ist alles so provinziell. Köln ist eine geile Stadt, oder?«
    »Allerdings, für mich eine der schönsten Städte überhaupt. Das hier war trotzdem eine einmalige Chance, und Schimmel war unser Sprungbrett. Signore? Noch eine Flasche von dem Lagrein! Sympathisch war mir der zwar nie, aber wir kamen ihm wie gerufen.«
    »Das stimmt. Ich beschwere mich auch gar nicht. Ist durchaus toll hier in Bozen, Berge, nichts als Berge … Kannst du dich eigentlich an Professor Graf erinnern?«
    Mantinger dachte kurz nach. »Das war unser BWL-Dozent, oder?«
    »Stimmt, der war im Prüfungsausschuss, in der Vollversammlung der IHK, im Festkomitee des Kölner Karnevalsvereins und vieles mehr. Der Mann war eine Koryphäe und in Köln bekannt wie ein bunter Hund.«
    »Du hattest mehr Kurse bei dem als ich, glaube ich. Wenn ich mich recht entsinne, ist der kurz nach unserem Examen ums Leben gekommen, oder?«
    Junghans stieß die Faust in die Luft und rief laut: »Umgebracht! Umgebracht hatte der sich! Die Medien redeten von Erpressung! Das ist übrigens niemals aufgeklärt worden.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Mantinger leise, um nicht noch mehr aufzufallen. Nach Junghans’ kurzem Temperamentsausbruch war es still geworden in der kleinen Bar, die meisten Gäste hatten sich zu ihnen umgedreht.
    Unter Alkoholeinfluss wurde Junghans oft überschäumend. »Woher weiß ich was?«, fragte er immer noch zu laut.
    »Dass das ungeklärt ist. Und bitte sprich wieder ein bisschen leiser. Muss ja nicht jeder mithören.«
    Mantingers Frage hatte Junghans ohnehin verunsichert, sodass er automatisch in einem normalen Tonfall weitersprach. »Äh, also ich meine, zu unserer Zeit. Keine Ahnung, ob das später aufgeklärt wurde. Aber sag mal, Klaus, du hattest ja einen besseren Zugang zu dem Schimmel als ich. War der nicht auch ziemlich aktiv in Köln?«
    »Das ist richtig. Meinst du, das hat irgendwas mit unserem Ärger hier zu tun?«
    »Ach was, war bloß ein blöder Gedanke. Komm, wir nehmen noch zwei. Signore!«

14
     
    Dienstag, 7. Juli
     
    Die Polizei biss sich fest, sozusagen in der Wade der SSP. Wer hätte gedacht, dass sie derartig einseitig ermitteln würden – und damit auch noch richtig lagen. Das nützte ihnen allerdings gar nichts. Sie erfuhren nur das, was er ihnen vorsetzte. Ärgerlich war das trotzdem, denn es beschränkte seine Möglichkeiten. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Bestimmt würden sie jetzt anfangen, wie Maulwürfe in ihren Vorgeschichten zu wühlen. Das war nicht weiter dramatisch, was sollten sie da Großartiges finden? Leider würde sich das ewig hinziehen. Sie waren damit hoffnungslos überfordert. In dieser Zeit konnte er nicht auf sein Boot, sein Cabrio rostete in der Garage vor sich hin, an sein Geld kam er erst recht nicht. Kein Ferrari, sondern trister Alltag.
    Obwohl, warum eigentlich? Warum sich von diesen Stümpern in die Enge treiben lassen? Angriff war die beste Verteidigung, sofern man hier überhaupt von Verteidigung sprechen konnte.
    Er brauchte zweierlei: kurzfristig einen satten Geldregen für Neuanschaffungen, mittelfristig ein neues Geschäftsfeld. Das Fördergeldmodell hatte sich als nicht dauerhaft tragfähig erwiesen, aber das störte ihn nicht. Wenn er neue Einkommensquellen brauchte, hatte er im Nu ein Dutzend neuer Ideen, die ihm Millionen in die Kasse spülen würden.
    Was also musste ein Genie tun, um endlich wieder Bewegungsfreiheit zu haben? Ganz einfach, der Polizia den Schuldigen liefern, wenn sie selbst zu blöd waren. Er hatte auch schon eine Ahnung, wie er das bewerkstelligen konnte. Franco war ohnehin bloß ein Test. Ein Test, um herauszufinden, wie leicht es war, die Polizei nach seinem Gusto zu manipulieren. Es war noch leichter, als er es sich vorgestellt hatte, fast wie bei dem

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