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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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hinein. Unser Mörder hat nicht erst hier mit seiner kriminellen Laufbahn begonnen. Nein, das geschah schon vor langer Zeit in Köln. Das Opfer war dieser Professor. Die genauen Hintergründe seines Selbstmordes bringen wir hoffentlich schnell in Erfahrung. Wenn wir richtig liegen, passt das bestens zu dieser Kaltschnäuzigkeit. Ich habe mir nie vorstellen können, dass jemand bei seinem ersten Mord dermaßen abgebrüht ist. Wenn wir davon ausgehen, dass er vorher schon mal geübt hat, dann wird vieles verständlicher. Was halten Sie davon?«
    »Klingt logisch, aber was fangen wir damit an? Wir haben trotzdem kein Motiv.«
    »Als Nächstes müssen wir unbedingt herausfinden, was es mit diesem Selbstmord auf sich hatte. Genauso dringend sollten wir die eher wackeligen Alibis überprüfen, das von Mantinger und auch das von Schimmel. Das übernehme ich. Sie telefonieren mit der Kölner Polizei und der Universität.«
    Auf der Heimfahrt dachte Vincenzo wieder einmal an Signora Parlotti. Sie war heute zwar weniger hochgeschlossen gekleidet, aber wieder sehr aufgewühlt. Ständig hatte sie gegen die Tränen gekämpft, konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand so grausame Morde begehen konnte. In diesen Momenten hatte sie etwas sehr Zartes und Verletzliches, das bei ihm einen gewissen Beschützerinstinkt weckte.
    Jede Frau, die er kennenlernte, hatte etwas Besonderes an sich, das ihn auf eine spezifische Weise ansprach. Mal war es die Art, wie eine Frau beim Lachen den Kopf zurückwarf, mal ihre Stimme oder ihr Blick. Deshalb musste eine Frau kein Modeltyp sein, damit er sie attraktiv fand. Der Hauptreiz lag eher in irgendeiner Eigenart. Bei Sabrina Parlotti war es ihre unschuldige, etwas naive Art.
    ***
     
    Als Giuseppe Marzoli die Wohnungstür aufsperrte, merkte er, wie erschöpft er war. Die Befragungen waren anstrengend, danach folgte die mühsame Suche nach Zusammenhängen, dazu die Konzentration auf die öden Pinnwände. Wenigstens erwiesen sich die Dinger als ein hilfreiches Werkzeug ihrer Ermittlungen.
    Aber jetzt war er endlich daheim, bei seiner Frau Barbara, mit der er seit fast zwanzig Jahren zusammen war, und den Kindern. Barbara war die erste und einzige Frau in seinem Leben, nie hatte er sich für eine andere interessiert. Am wichtigsten waren ihm Vertrautheit, das uneingeschränkte gegenseitige Vertrauen und das Gefühl innigster Verbundenheit. Trotz ihres impulsiven Temperaments hatte Barbara dieselben Prioritäten, und sie waren beide zufrieden mit ihrer Ehe. Auf die weiblichen Reize anderer Frauen reagierte er kaum.
    Bellini schien anders zu sein. Wenn Marzoli seine Menschenkenntnis nicht im Stich ließ, konnte man aus den Blicken des Commissario in den Verhören von Signora Parlotti durchaus mehr ableiten als reines Interesse an Fakten zu einem Mordfall. Er zog sie nicht gerade mit Blicken aus, dennoch schien sie ihn zu faszinieren. Die Menschen waren halt grundverschieden. Hauptsache, er konnte das mit seiner Beziehung vereinbaren. Der Ispettore hielt den Commissario nämlich trotzdem für einen Familienmenschen, und er hoffte für ihn, dass auch ihm irgendwann eine Tochter in die Arme lief, wenn er nach Hause kam. Aber das ging ihn nichts an.
    Was Barbara wohl gekocht hatte? Vielleicht ihre sterneverdächtige Eigenkreation, Fusilli mit Salami piccante?
    Bei diesem Gedanken lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Er hatte den Hausschlüssel noch nicht abgezogen, da stürzte ihm schon seine jüngste Tochter Elisa in die Arme. »Papa, Papa, wir waren heute mit Mami am Kalterer See und sind mit dem Ruderboot gefahren. Das war so toll!«
    »Elisa, mein Engel, lass mich erst mal reinkommen.« Marzoli musste lachen ob dieser ungestümen Art. Elisa war gerade acht geworden, ihr Temperament hatte sie eindeutig von Barbara. Im Flur wehten ihm ungeahnte Düfte entgegen. Es waren nicht die Fusilli. »Barbara!«, rief er erwartungsvoll über den Flur, »wo steckst du?«
    »In der Küche, wo sonst? Ich kenne doch deinen Appetit.«

15
     
    Mittwoch, 8. Juli
     
    Um neun stieg Vincenzo in seinen Alfa. Er hatte von zu Hause aus seinen Besuch bei der SSP angekündigt. Als Erstes betrat er das Büro von Klaus Mantinger. » Scusi , Signor Mantinger, dass ich Sie schon wieder behelligen muss. Wir haben all das, was Sie uns gestern erzählt haben, ausgewertet. Wissen Sie, Ihr Alibi ist für uns dabei um einiges interessanter geworden. Sie haben erzählt, dass Sie nach einer Bergtour auf einem Gipfel

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