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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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die Bergwacht alarmiert. Mantinger? Wie lange dauerte es, bis der Hubschrauber kam? Der Einsatz selbst war professionell und schnell verlaufen, kaum mehr als fünf Minuten, er hatte ihn miterlebt. Jetzt konnte er sich vorstellen, wie und wo Achatz vergiftet wurde, und er wusste, was er für Fragen stellen musste.
    Am Freibad, das seit einer Stunde geschlossen hatte, erwartete ihn eine frustrierte Gianna. »Vincenzo, spinnst du? Hast du mal auf die Uhr gesehen? Was fällt dir ein, mich hier warten zu lassen?«
    »Gianna, bitte entschuldige, ich habe die Zeit total vergessen. In Gedanken war ich ständig bei Arthur Achatz’ letzter Wanderung. Es tut mir leid.«
    »Trotzdem, das geht nicht. Ich bin deinetwegen hergekommen, habe uns das Hotelzimmer reserviert, und was machst du? Du lässt mich nicht nur den ganzen Tag alleine, sondern auch noch mehr als eine Stunde vor einem geschlossenen Freibad herumstehen. Und wofür hast eigentlich dein Handy, wenn du es nicht einmal einschaltest? Das hat nichts mehr mit beruflichem Engagement zu tun!«
    ***
     
    Hans-Georg Schimmel stand mürrisch vor dem Spiegel seines Badezimmerschrankes. Er blickte in ein von Falten gezeichnetes Gesicht, Falten, die nicht allein auf sein Alter und die fast südländische Sonne Südtirols zurückzuführen waren, sondern auch auf die täglichen Sorgen, das wusste er nur zu gut. Er sah einen Mann, den das Leben trotz all seiner beruflichen Erfolge gezeichnet hatte.
    Bis zu seinem Studium in Köln hatte er keine Sorgen gekannt. Dann lernte er Sabine kennen. Sie war jünger als er, aber wesentlich reifer. Ihre scheinbar so starke Persönlichkeit, ihr demonstratives Selbstbewusstsein zogen ihn zunächst magisch an. Er studierte noch, als sie zum ersten Mal schwanger war. Während Nicole zur Welt kam, saß er in einer Marketing-Klausur. Er übernahm die Verantwortung und heiratete Sabine, die außer einem Realschulabschluss nichts vorweisen konnte. So musste er sein Studium abschließen und dazu noch genug Geld für eine Familie verdienen. Diesen Spagat schaffte er problemlos. Er fand an seiner Universität exzellente Verdienstmöglichkeiten.
    Zu spät erkannte er, dass Sabines taffe Art ein Fassade war, hinter der sich ein zutiefst verunsichertes, zu Depressionen neigendes Wesen verbarg. Als er sie das erste Mal in einem apathischen Zustand erlebte, war bereits das zweite Kind unterwegs, Christina. Er schob es zunächst darauf, dass der Abstand zwischen den beiden Schwangerschaften so kurz gewesen war, aber nach der Geburt verschlechterte sich ihr Zustand weiter. Sie war häufig schlecht gelaunt, wurde aggressiv, sogar den Kindern gegenüber, und geriet manchmal in einen völlig apathischen Zustand, der sie zur Untätigkeit verdammte. Und sie hatte zunehmend Schlafstörungen. Schimmel konnte sie überreden, in Köln zu einem Psychologen zu gehen, er hatte seinen Namen längst vergessen, irgendwas mit Walter, Walter Soundso. Unwichtig, denn der Mann konnte ihr nicht helfen. Er vermutete zunächst eine hormonell bedingte Depression infolge der Schwangerschaften, doch das stellt sich als Irrtum heraus. Klinische Untersuchungen bestätigten den Verdacht einer endogenen Depression, die offenbar kaum zu behandeln war. Seitdem nahm seine Frau Antidepressiva und Schlaftabletten und schwankte zwischen Phasen der Ruhe und plötzlichen Anfällen. Seit der Geburt von Christina schliefen sie nicht mehr miteinander.
    Der mühsame Alltag hatte sich in sein Gesicht gegraben, wie er nur allzu deutlich im Spiegel sehen konnte. Wären die Kinder nicht so früh gekommen, hätte er Sabine wohl längst verlassen. Immerhin war es ihm schon seit Kölner Tagen gelungen, sich einen Ausgleich zu schaffen, und auch jetzt fand er die nötige Ablenkung. Aber es war nicht auszudenken, welche Folgen es haben könnte, wenn Sabine dahinterkäme. Wie würde ein zutiefst depressiver Mensch auf etwas reagieren, was schon einen gesunden in eine Krise stürzen würde? Er wagte gar nicht, sich das vorzustellen. Aber eines war ihm völlig klar: Ewig konnte er ein solches Doppelleben nicht weiterführen, ohne aufzufallen.
    Zu allem Übel hatte seine Gesundheit durch die Belastungen Schaden genommen. Vor fünf Jahren hatte man bei ihm eine chronische Herzinsuffizienz festgestellt, ausgelöst durch eine Herzmuskelentzündung, die er stressbedingt verschleppt hatte. Wenigstens ließ sich die Herzschwäche medikamentös gut behandeln und wirkte sich kaum auf sein tägliches Leben aus.
    Er

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