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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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sich Vincenzo seiner Position bewusst. Er konnte Fasciani zu nichts zwingen, sondern nur versuchen, ihn für sich zu gewinnen.
    »Signor Fasciani, ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen über Ihre Arbeit zu streiten. Ich habe zwei Mordfälle zu lösen, wie ja nun bekannt ist. Mir wäre sehr geholfen, wenn ich wüsste, aus welcher Ecke Ihr Informant kam. Was glauben Sie, aus der Questura?«
    »Das vermute ich. Die Rufnummer war zwar unterdrückt, sonst hätte ich sie notiert und überprüft, aber wie gesagt, diese Detailkenntnisse waren eindeutig.«
    »Zum Beispiel? Sie haben scheinbar nicht alles veröffentlicht.«
    »Nein, wir wollen diese Informationen nach und nach bringen, nicht gleich alles in einen Artikel packen. Er kannte zum Beispiel die exakte Stelle, an der Panzini abgedrängt wurde, wusste, wie viele Scheinwerfer der Mitsubishi hatte, womit Achatz vergiftet wurde. Solche Dinge eben. Die denkt sich niemand aus.«
    ***
     
    Im Amt für Wirtschaftsförderung war man ratlos. Niemand wusste, wo Amtsleiter Mancini war. Er war auch am Nachmittag noch nicht erschienen und weder zu Hause noch über sein Handy erreichbar. Inzwischen hatte ein genervter Mantinger noch fünfmal angerufen.
    »Was sollen wir bloß tun?«, fragte Signora Addazio in die Runde der Mitarbeiter, die sich neben ihrem Schreibtisch versammelt hatten.
    Signora Galasso ergänzte: »Die SSP macht uns höllisch Druck, und ich kann sie verstehen. Wozu haben ihre Kunden sonst eingezahlt, wenn nicht, um in einer solchen Situation schnell und unbürokratisch Geld zu bekommen.«
    »Und was schlagen Sie vor, Signora Galasso?«, wollte die Assistentin wissen.
    »Fahren Sie bei ihm vorbei.«
    »Das können wir nicht machen«, schaltete sich eine weitere Kollegin ein, »vielleicht ist irgendwas mit seiner Frau oder seinen Eltern. Ich darf Sie daran erinnern, liebe Kollegin, dass Sie selbst vor nicht einmal einem Jahr wegen des Schlaganfalls Ihrer Mutter gleich drei Tage unentschuldigt gefehlt haben. Sie wären wenig begeistert gewesen, wenn bei Ihnen plötzlich jemand aus dem Amt auf der Matte gestanden hätte, oder? Und das Verhalten des Chefs war damals mehr als fair.«
    »Ach was, inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, seine Frau hat ihn verlassen, und deshalb betrinkt er sich jeden Tag. Also, ich habe bei ihm morgens schon häufiger eine Fahne gerochen.«
    »Stimmt! Der liegt bestimmt besoffen im Bett. Warten wir noch ein bisschen ab.«
    Da sie von Mantinger wussten, dass sie eine Woche Aufschub hatten, entschieden sie sich, den nächsten Tag abzuwarten. Sollte Mancini bis dahin weder auftauchen noch sich melden, würde am Mittwoch jemand zu ihm fahren.
    ***
     
    »Nachdem wir das Alibi von Schimmel überprüft haben und Signora Nucci ihre Aussage unter Eid wiederholt hat, sollten wir ihn aus dem Kreis der Verdächtigen herausnehmen, oder?«
    »Noch nicht, Marzoli«, antwortete Vincenzo bestimmt. »Der bleibt bei den Reserveverdächtigen. Dieser Laura Nucci würde ich im Zweifel einen Meineid zutrauen, so abgebrüht, wie die war. Bedenken Sie …« In diesem Moment klingelte Vincenzos Telefon. »Bellini.«
    Am anderen Ende der Leitung rief ein hektischer Schimmel in den Hörer: »Commissario Bellini, gut, dass ich Sie erwische! Die gesamte Packung mit dem Digimerck ist verschwunden, einfach weg!«
    Vincenzo blickte zu Marzoli hinüber, der an einem Cantuccino kaute, und streckte den Daumen in die Höhe. »Signore, sind Sie sich absolut sicher?«
    »Hundertprozentig! Wie gesagt, ich bin davon quasi abhängig.«
    »Es ist nicht denkbar, dass Sie die Packung irgendwann mit nach Hause genommen haben, weil Sie dort nichts mehr hatten?«
    »Mit Sicherheit nicht. Ich bin in diesen Dingen sehr akribisch, auch wenn ich nicht jeden Tag in die Schubladen sehe und prüfe, ob noch alles an seinem Platz ist.«
    Ehe Vincenzo seine nächste Frage stellte, schloss er für einen Moment die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn er ein für ihn lebensnotwendiges Medikament in seinem Schreibtisch aufbewahren würde. »Wenn Sie diese Schublade öffnen, dann müsste es Ihnen doch auffallen, wenn Ihr Digimerck verschwunden wäre.«
    »Eben nicht!« Schimmels Stimme überschlug sich fast. »Ich habe mir eine Schublade in meinem Aktenschrank reserviert für Dinge, die ich nicht oft benötige, Ersatzkrawatten, einen Ersatzschlüssel fürs Auto et cetera. Und eine Packung Digimerck! Wenn ich sie in einer Schreibtischschublade hätte, könnte

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