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Das Monster von Moskau

Das Monster von Moskau

Titel: Das Monster von Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spürte so etwas wie einen Hass in mir hochsteigen. Warum brachte man die alte Frau um? Was hatte sie getan?
    Nichts. Sie hatte gar nichts getan. Sie hatte einfach nur ihr Leben geführt. Sie hatte ihren Mann begraben, auf die Enkelin geachtet, weil die Eltern weggefahren waren, und jetzt lag sie hier und würde nie mehr aufstehen.
    Das hoffte ich zumindest. Allerdings waren die Dinge hier dabei, sich zu verändern. Die Gesetze einer schwarzen Magie hatten die Oberhand gewonnen. Ich dachte an Kozak, den Mörder, den...
    Karina stieß mich an.
    »Was ist?«
    Sie drehte sich von dem schrecklichen Anblick weg und deutete auf die schmale Tür, die wieder zugefallen, aber nicht ins Schloss eingeschnappt war.
    »Dahinter ist jemand.« Ihre Worte waren kaum zu verstehen. Ich musste sie fast an ihren Lippen ablesen.«
    »Aber du hast keinen gesehen?«
    »Nein, nur gehört.«
    »Und was?«
    »So ein komisches Geräusch. Einen wirklich seltsamen Laut. Ich weiß nicht, wie ich ihn einschätzen soll.«
    Wir schwiegen und blieben sehr still. Dabei hofften wir, dass sich der Laut wiederholen würde. Es vergingen die nächsten Sekunden, und wir hörten erst mal nichts.
    Bis wir beide zugleich zusammenzuckten.
    Ja, jetzt war der Laut zu hören, und wir fanden auch heraus, was er bedeutete.
    Vor der Tür musste eine Person stehen, die leise vor sich hin weinte...
    ***
    »Ich habe dir eine große Tasse mit Tee gefüllt, Wanja. Das Getränk wird dir gut tun.«
    »Danke, Valentin.«
    Wanja saß am Tisch und hielt die Schale mit beiden Händen fest. Sie trank, aber sie zitterte dabei, sodass sie etwas Tee verschüttete, was nicht weiter tragisch war.
    Valentin beobachtete das Mädchen. Es hatte geweint, das war seinen Augen anzusehen. Auch jetzt zuckten die Lippen, und als es die Schale wieder abstellte, quollen erneut Tränen in ihre Augen.
    »Großmutter ist tot...«
    »Ja, mein Kind, das weiß ich.«
    »Und Großvater war da.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    Wanja wischte ihre Hände am Mantel ab. Sie schaute dabei ins Leere, aber sie dachte auch nach, und als sie nickte, hatte sie sich entschlossen, etwas zu sagen.
    »Ich bin nach Hause gekommen, denn ich war bei einer Freundin. Großmutter hat mir gesagt, wann ich zu Hause sein soll. Dann ging ich in unser Haus.«
    Sie schwieg. Sie kämpfte mit den Tränen. Ihre kleinen Hände zuckten. »Sie lag auf dem Bett. Überall war Blut. Sogar auf dem Fußboden und an der Wand.«
    Valentin wollte sie von diesem schrecklichen Thema abbringen. »Und dann hast du deinen Großvater gesehen?«
    Wanja überlegte, und sie überraschte Valentin mit einem Kopfschütteln. »Nein«, erklärte sie dann, »ich habe ihn nicht gestehen. Wirklich nicht.«
    Er war überrascht. Nach einer Weile erst konnte er sprechen. »Aber du hast doch davon gesprochen, dass du deinen toten Großvater gesehen hast. Oder stimmt das nicht?«
    »Ha, das weiß ich nicht so richtig.«
    »Bitte? War alles falsch?«
    Wanja hob die Schale an und schlürfte wieder einen Schluck von ihrem Tee. Dann sprach sie leise weiter. »Nein, das ist nicht alles falsch gewesen. Er war auch da.«
    »Aber du hast ihn nicht gesehen – oder?«
    Wanja hatte die Schale wieder abgestellt und nickte. »So ist es auch gewesen.«
    »Und weiter?« Valentin hatte nur geflüstert. Er wollte das Kind nicht erschrecken.
    »Ich habe ihn gehört.«
    »Ach. Was hast du?«
    »Es war seine Stimme. Er war da, aber ich habe ihn nicht gesehen und nur seine Stimme gehört. Er war so schrecklich traurig.«
    »Und hast du verstanden, was er gesagt hat?«
    »Ja, ja. Zu spät, ich bin zu spät gekommen...« Nach dieser Antwort war es vorbei mit ihrer Beherrschung. Sie hob die Arme an und schlug die Hände vors Gesicht.
    Lange genug hatte sie die Gefühle unterdrücken müssen. Jetzt ließ sie ihnen freien Lauf, und Valentin saß ihr stumm gegenüber. Er lauschte dem Schluchzen des Kindes und fühlte sich selbst so hilflos. Er wusste nicht, wie er Wanja trösten sollte, aber starr sitzen bleiben wollte er auch nicht. Deshalb stand er auf und begann, im Raum umherzugehen. Die Bewegung machte ihn auch nicht schlauer.
    Schließlich blieb er vor dem Fenster stehen. Er schaute gegen die Dächer der übrigen Häuser und auch darüber hinweg in den grauen Himmel. Er sah aus den Öffnungen der Schornsteine die Rauchwolken quellen und betrachtete dieses vertraute Bild.
    Doch die Welt hatte einen Riss bekommen!
    Die Toten waren zurück. Hinzu kam diese schreckliche Mordgestalt. Das

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