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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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solltest lieber jemanden rufen, Bobbi. Sofort.
    Ich rufe Jim an. Wenn er zurück ist.
    Klar. Ruf einen Dichter. Großartiger Einfall. Ebenso gut kannst du Reverend Moon anrufen. Vielleicht Edward Gorey und Gahan Wilson, damit sie Zeichnungen machen. Dann kannst du ein paar Rockbands engagieren und hier draußen ein verdammtes Woodstock 1988 veranstalten. Sei vernünftig, Bobbi. Ruf die Polizei.
    Nein. Zuerst möchte ich mit Jim reden. Ich möchte, dass er es sich ansieht. Ich möchte mit ihm darüber reden. Derweil werde ich noch mehr davon ausgraben.

    Das könnte gefährlich sein.
    Ja. Könnte es nicht nur sein, das war es wahrscheinlich – hatte sie das nicht gefühlt? Hatte Peter es nicht gespürt? Und da war noch etwas anderes. Als sie heute Morgen vom Weg heruntergekommen war, hatte sie ein totes Waldmurmeltier gefunden – war beinahe darauf getreten. Obwohl der Geruch, als sie sich über das Tier beugte, ihr verraten hatte, dass es seit mindestens zwei Tagen tot war, waren keine Fliegen um es herumgeschwirrt, um sie zu warnen. Anderson konnte sich nicht erinnern, dergleichen jemals gesehen zu haben. Es waren keine Anzeichen dafür zu sehen, woran es gestorben war, aber zu glauben, dass das Ding in der Erde etwas damit zu tun haben könnte, war ein erstklassiger Bockmist. Der alte Murmler hatte wahrscheinlich den vergifteten Köder eines Farmers verspeist und war hier herausgestolpert, um zu sterben.
    Geh nach Hause. Wechsle die Hosen. Du bist voll Blut, und du stinkst.
    Sie wich von dem Ding zurück, dann drehte sie sich um und ging den Hang zum Weg hinauf, wo Peter unbeholfen an ihr hochsprang und anfing, mit einem Eifer ihre Hand zu lecken, der fast ein bisschen mitleiderregend war. Noch vor einem Jahr hätte er versucht, zwischen ihren Beinen zu schnuppern, von dem Geruch dort angezogen, aber jetzt nicht. Jetzt konnte er lediglich zittern.
    »Das ist deine eigene verdammte Schuld«, sagte Anderson. »Ich habe dir gesagt, du sollst daheimbleiben.« Gleichzeitig war sie froh, dass Peter gekommen war. Wäre er nicht gekommen, dann hätte Anderson vielleicht bis zum Einbruch der Nacht durchgearbeitet … und die Vorstellung, in der Nähe dieses Dings zu sein, während es dunkel war … diese Vorstellung behagte ihr überhaupt nicht.
    Vom Weg aus sah sie zurück. Aus der Höhe hatte sie einen
vollständigeren Überblick über das Ding. Sie sah, dass es in einem leichten Winkel aus dem Boden ragte. Abermals hatte sie den Eindruck, dass die Kante eine leichte Krümmung aufwies.
    Eine Platte, das habe ich gedacht, als ich mit den Fingern grub. Eine Stahlplatte, keine Servierplatte, dachte ich, aber vielleicht habe ich schon da, als erst so wenig aus dem Boden ragte, eigentlich an eine Servierplatte gedacht. Oder eine Untertasse.
    Eine verdammte fliegende Untertasse.
    4
    Als sie wieder im Haus war, duschte sie, zog sich um und legte eine Maxi-Binde ein, obwohl der heftige Menstruationsfluss bereits wieder nachgelassen zu haben schien. Dann bereitete sie sich eine gewaltige Mahlzeit aus einer Dose Baked Beans und Bockwurst. Aber sie stellte fest, dass sie zu müde war, um mehr zu tun, als darin herumzustochern. Sie stellte den Rest – mehr als die Hälfte – Peter hin und ging zu ihrem Schaukelstuhl am Fenster. Die Abschlussarbeit, die sie gelesen hatte, lag immer noch auf dem Boden neben dem Stuhl; die Stelle, bis zu der sie gelesen hatte, war mit dem abgerissenen Deckel eines Streichholzbriefchens markiert. Ihr Notizblock lag daneben. Sie hob ihn auf, blätterte eine Seite weiter und begann dann, das Ding im Wald zu skizzieren, wie sie es bei ihrem letzten Blick zurück gesehen hatte.
    Sie konnte nicht besonders gut mit dem Stift umgehen, es sei denn, sie schrieb Worte, aber sie verfügte über eine gewisse zeichnerische Begabung. Doch diese Zeichnung ging
ihr nur langsam von der Hand, und das nicht nur, weil sie sie so exakt wie möglich machen wollte, sondern auch, weil sie so müde war. Um alles noch schlimmer zu machen, kam Peter herüber und schnüffelte an ihrer Hand, weil er gestreichelt werden wollte.
    Sie kraulte Peters Kopf abwesend und radierte einen falschen Strich aus, den das Schubsen seiner Nase der horizontalen Linie auf dem Block zugefügt hatte. »Ja, du bist ein guter Hund, ein toller Hund, warum gehst du nicht nach der Post sehen, ja?«
    Peter trottete durch das Wohnzimmer und stieß die Schwingtür mit der Schnauze auf. Anderson wandte sich wieder ihrer Skizze zu und sah nur einmal auf, um

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