Das Monstrum
Verschwinden von David Brown und entfaltete sich während der anschließenden Suche.
Ruth hatte sich gerade hingesetzt, um die Lokalnachrichten zu hören, als das Telefon klingelte. Es war Marie Browns hysterische, kaum verständliche Stimme.
»Beruhigen Sie sich, Marie«, sagte Ruth und dachte, dass es gut war, dass sie früh zu Abend gegessen hatte. Vielleicht kam sie eine ganze Weile nicht mehr dazu, etwas zu essen. Anfangs konnte sie nur eine Tatsache aus Marie Brown herausbekommen, nämlich die, dass ihr Junge David in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte, Schwierigkeiten, die bei einer Zaubervorstellung im Garten angefangen hatten, und Hilly war hysterisch geworden …
»Geben Sie mir Bryant«, sagte Ruth.
»Aber Sie werden kommen, nicht?«, weinte Marie. »Bitte, Ruth, noch vor Einbruch der Dunkelheit. Wir können ihn noch finden, ich weiß es.«
»Selbstverständlich werde ich kommen«, sagte Ruth. »Und jetzt geben Sie mir Bryant.«
Bryant war wie betäubt, konnte aber verständlicher schildern, was sich zugetragen hatte. Es hörte sich immer noch verrückt an, aber was war heutzutage in Haven nicht verrückt? Nach der Zaubervorstellung hatte sich das Publikum verlaufen und Hilly und David zum Aufräumen zurückgelassen. Jetzt war David verschwunden. Hilly war ohnmächtig geworden und konnte sich überhaupt nicht mehr daran erinnern, was an diesem Nachmittag vorgefallen war. Er wusste nur, wenn er David sah, würde er ihm alle G.I. Joes geben, aber er wusste nicht mehr, warum.
»Kommen Sie, so schnell Sie können«, sagte Bryant.
Auf dem Weg hinaus blieb sie einen Augenblick stehen, bevor sie zu ihrem Dart ging, und sah mit echtem Hass die Main Street von Haven Village entlang. Was habt ihr jetzt getan?, dachte sie. Gottverdammt, was habt ihr jetzt getan?
2
Da nur noch zwei Stunden Tageslicht blieben, vergeudete Ruth keine Zeit. Sie versammelte Bryant, Ev Hillman, John Golden, der ein Stück die Straße hinunter wohnte, und Henry Applegate, Barneys Vater, im Garten der Browns um sich. Marie wollte ebenfalls an der Suche teilnehmen, aber Ruth bestand darauf, dass sie sich um Hilly kümmerte. In ihrer derzeitigen Verfassung wäre Marie eher hinderlich als hilfreich. Sie hatten natürlich schon gesucht, aber sie hatten es auf eine ziellose, abwesende Weise getan. Als die Eltern des Jungen schließlich überzeugt gewesen waren, dass David über die Straße und in den Wald gelaufen sein musste,
hatten sie die Suche eigentlich ganz eingestellt, obwohl sie weiterhin ziellos umhergewandert waren.
Ruth erfuhr manches aus dem, was sie sagten; manches aus der seltsam geistesabwesenden, seltsam verängstigten Art, auf die sie dreinschauten; das meiste jedoch aus ihren Gedanken.
Ihren beiden Gedanken: den menschlichen Gedanken und den der Tommyknockers. Es gab immer einen Punkt, an dem das »Werden« in Wahnsinn umschlagen konnte – dem Wahnsinn der Schizophrenie, wenn der Verstand des Opfers versuchte, gegen den fremden Gruppenverstand anzukämpfen, der sie allmählich zusammenschweißte … und sie dann auslöschte. Dies war die Zeit notwendigen Akzeptierens. Daher war es die Zeit des Tanzes der Unwahrheit.
Mabel Noyes hätte ihn in Gang bringen können, aber sie war nicht beliebt genug gewesen, die Leute zum Tanzen zu bringen. Die Hillmans und die Browns waren es; sie waren beliebt und wurden geachtet.
Und natürlich war David nur ein kleiner Junge.
Der vernetzte Menschenverstand, der »Ruth-Verstand«, wie man sagen könnte, dachte: Er könnte ins hohe Gras hinter dem Garten der Browns gewandert und dort eingeschlafen sein. Das wäre viel wahrscheinlicher als Maries Überzeugung, dass er in den Wald gelaufen ist – dazu hätte er die Straße überqueren müssen, und er ist ein wohlerzogener Junge. Das haben Marie und Bryant beide gesagt. Noch wichtiger, andere auch. Man hat ihm wieder und wieder und wieder gesagt, dass er die Straße nicht ohne einen Erwachsenen überqueren darf, daher ist es unwahrscheinlich, dass er in den Wald gelaufen ist.
»Wir werden den Garten und die Wiese dahinter Stück für Stück durchkämmen«, sagte Ruth. »Und wir werden nicht nur herumwandern, wir werden suchen. «
»Und wenn wir ihn nicht finden?« Bryants Augen waren ängstlich und flehend. »Wenn wir ihn nicht finden, Ruth?«
Sie musste es ihm nicht sagen, sie musste es nur denken. Wenn sie David nicht rasch fanden, dann würde sie anfangen zu telefonieren. Ein weitaus größerer Suchtrupp würde
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