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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Casey. Sie?«
    Casey sah sie ein wenig verwirrt an.
    »Nun, ich denke, das liegt bei Ihnen, Ruth.«
    »Fein«, sagte sie. »Henry … John … ihr anderen. Telefoniert herum. Ich möchte fünfzig walderfahrene Männer und Frauen hier haben, bevor wir anfangen. Jeder, der bei den Browns auftaucht, muss eine Taschenlampe dabeihaben, sonst wird er nicht einmal in die Nähe dieses Waldes kommen. Wir suchen einen verirrten Jungen. Ich möchte nicht, dass noch ein erwachsener Mann oder eine Frau dazukommt. «
    Während sie sprach, wuchs die Autorität ihrer Stimme; die zitternde Angst ließ nach. Sie sahen sie voller Respekt an.
    »Ich rufe Adley McKeen und Dick Allison an. Bryant, gehen Sie zu Marie, und sagen Sie ihr, sie soll Unmengen Kaffee machen. Es wird eine lange Nacht werden.«
    Sie entfernten sich in unterschiedliche Richtungen; die Männer, die Anrufe tätigen mussten, gingen zu Henry Applegates Haus. Das der Browns war näher, aber die Lage hatte sich verschlimmert, und im Augenblick wollte keiner dorthin gehen. Nicht, während Bryant seiner Frau erzählte, Ruth McCausland wäre zu der Überzeugung gekommen, dass sich ihr vierjähriger Sohn vielleicht doch im
    (nicht da)
    großen Wald verirrt hatte.
    Ruth war völlig erschöpft. Sie wünschte sich, glauben zu können, dass sie einfach verrückt wurde; wenn sie das glauben könnte, dann würde alles viel einfacher sein.
    »Ruth?«

    Sie sah auf. Ev Hillman stand neben ihr, sein schütteres weißes Haar wehte ihm um den Kopf. Er sah besorgt und furchtsam aus.
    »Hilly ist wieder ausgerastet. Seine Augen sind offen, aber …« Er zuckte die Achseln.
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Ruth.
    »Ich bringe ihn nach Derry. Bryant und Marie wollen hierbleiben.«
    »Warum nicht zuerst einmal zu Doc Warwick?«
    »Ich finde, Derry ist besser.« Ev sah Ruth an, ohne zu blinzeln. Seine Augen waren die Augen eines alten Mannes, blutunterlaufen, verschleiert, das einstige Blau so verblichen, dass beinahe keine Farbe mehr vorhanden war. Verblichen, aber nicht dumm. Und Ruth wurde plötzlich mit einem Hieb der Erregung, der ihr fast den Kopf vom Hals riss, deutlich, dass sie seine Gedanken fast überhaupt nicht lesen konnte! Was auch immer hier in Haven vorging, Ev war, wie Bobbis Freund, davon ausgenommen. Es spielte sich um ihn herum ab, und er wusste davon manches –, aber er war nicht Teil davon.
    Sie verspürte eine Erregung, auf die bitterer Neid folgte.
    »Ich glaube, außerhalb der Stadt wird er besser aufgehoben sein, Sie nicht, Ruthie?«
    »Ja«, sagte sie langsam und dachte an die anschwellenden Stimmen und zum letzten Mal daran, wie David nicht da war, dann verdrängte sie diese verrückte Vorstellung ein für alle Mal. Selbstverständlich war er hier. Waren sie keine Menschen? Sie waren es. Waren. Aber …
    »Ja, ich glaube auch.«
    »Sie könnten mit uns kommen, Ruthie.«
    Sie sah ihn lange an. »Hat Hilly etwas gemacht, Ev? Ich sehe seinen Namen in Ihrem Kopf. Sonst sehe ich nichts – nur das. Er geht aus und an wie eine Neonreklame.«

    Er sah sie an und schien offenbar nicht überrascht von dem diskreten Eingeständnis zu sein, dass sie – die vernünftige Ruth McCausland – entweder seine Gedanken las oder glaubte, dass sie das tat.
    »Vielleicht. Er benimmt sich so. Dieser … dieser weggetretene Zustand, in dem er sich befindet … wenn es das ist … könnte sein, dass er etwas getan hat, das ihm jetzt leidtut. Wenn ja, dann war es nicht seine Schuld, Ruthie. Was immer hier in Haven vor sich geht … das ist in Wirklichkeit dafür verantwortlich.«
    Eine Fliegengittertür fiel zu. Sie blickte zum Haus der Applegates und sah mehrere Männer zurückkommen.
    Ev drehte sich herum, dann sah er Ruth an.
    »Kommen Sie mit uns, Ruth.«
    »Und meine Stadt im Stich lassen? Ev, das kann ich nicht.«
    »Also gut. Wenn Hilly sich erinnern sollte …«
    »Lassen Sie es mich wissen«, sagte sie.
    »Wenn ich kann«, murmelte Ev. »Sie können es mir schwer machen, Ruthie.«
    »Ja«, sagte Ruth. »Das weiß ich.«
    »Sie kommen, Ruth«, sagte Henry Applegate und maß Ev Hillman mit einem kalten, abschätzenden Blick. »Eine Menge gute Leute.«
    »Schön«, sagte Ruth.
    Ev hielt Applegates Blick ohne zu blinzeln einen Moment stand, dann ging er weg. Etwa eine Stunde später, während Ruth den Suchtrupp organisierte und für den ersten Abschnitt einteilte, sah sie Evs alten Variant die Einfahrt der Browns herunterrollen und in Richtung Bangor abbiegen. Eine kleine, dunkle

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