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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nur angedeutet. Es war nur so, dass sie schließlich doch der montagabendlichen Kegelrunde in Bangor beigetreten waren und ihre Frauen nicht wollten, dass sie an zwei Abenden in der Woche weg waren. Es war so, dass sich ihre Arbeitszeiten geändert hatten und sie sich die lange Nacht nicht mehr leisten konnten. Es war so, dass der Winter näher rückte (auch wenn es erst Mai war) und sie unbedingt ein paar Arbeiten an ihrem Schneemobil erledigen mussten.
    Sie stiegen also aus; zurück blieb der harte Kern von drei oder vier Leuten, die von Anfang an dabei gewesen waren, und das Wissen, dass die Ausgeschiedenen es entweder gemerkt oder so deutlich gerochen hatten, wie man das Dschungelaroma riechen konnte, das fast ununterbrochen von Barfields ungewaschenem Körper ausging, machte die Sache irgendwie noch schlimmer. Sie hatten es gemerkt. Er und Kyle und Joe waren beschummelt worden. Sie waren all die Jahre beschummelt worden.
    Nachdem das »Werden« bereits in vollem Gange war, fand Hank die Wahrheit ein für alle Mal heraus. Hank hatte
nicht nur gemogelt, er hatte von Zeit zu Zeit sogar die Karten gezinkt. Diese Kunst hatte er sich in den Monaten nach dem Zweiten Weltkrieg angeeignet, in den langen und monotonen Stunden seines Dienstes bei einem Ersatzbataillon in Berlin. In einigen dieser heißen, schwülen Julinächte lag Hank wach und mit Kopfschmerzen im Bett und stellte sich vor, wie Pits ohne Hemd und Schuhe in einem netten warmen Bauernhaus saß und zum Himmel stank, während er das Mogeln übte und ein breites beschissenes Grinsen im Gesicht hatte, wenn er von den Pissern träumte, die er ausnehmen würde, wenn er wieder zu Hause war.
    Hank erduldete diese Träume und Kopfschmerzen zwei Wochen lang … dann fiel ihm eines Nachts die Lösung ein. Er würde Pits ganz einfach zu seinem Ersatzbataillon zurückschicken, das würde er tun. Jedenfalls zu irgendeinem Ersatzbataillon. Einem Ersatzbataillon, das vielleicht fünfzig Lichtjahre entfernt war oder fünfhundert oder fünf Millionen. Einem Ersatzbataillon in der Phantomzone. Und Hank wusste genau, wie das zu machen war. Er saß kerzengerade im Bett und grinste breit. Endlich waren seine Kopfschmerzen verschwunden.
    »Was soll das eigentlich sein, ein Ersatzbataillon?«, murmelte er, und dann entschied er, dass das die kleinste seiner Sorgen war. Er stand auf und machte sich sofort an die Arbeit, um drei Uhr morgens.
    Zwei Wochen, nachdem er den Einfall gehabt hatte, erwischte er Pits. Pits saß auf einem zurückgekippten Stuhl vor Cooder’s Market und sah sich die Bilder in einem Gallery -Heft an. Bilder von nackten Frauen anstarren, mogeln und Ersatzbataillone vollstinken – das war typisch für Pits Barfield, dachte Hank.
    Es war Sonntag, verhangen und heiß. Die Leute sahen, wie Hank dorthin ging, wo Albert »Pits« Barfield auf seinem
zurückgekippten Stuhl saß, die Stiefel hinter die Vorderbeine gehakt hatte und den Anblick all der hübschen Mädchen genoss; sie fühlten-hörten einen einzigen Gedanken unablässig
    (Ersatzbataillonersatzbataillonersatzbataillon)
    in Hanks Verstand hämmern, sie sahen den großen Radiorekorder, den er am Griff trug, sahen die Pistole, die er sich vorn in die Hose gesteckt hatte, und machten, dass sie weiterkamen.
    Pits war ganz in das Faltblatt in der Mitte des Gallery versunken. Es zeigte eine ganze Menge von einem Mädchen namens Candi (zu deren Hobbys, behauptete das Magazin, »Segeln und Männer mit sanften und kräftigen Händen« gehörten), und daher sah er viel zu spät auf, um noch etwas Konstruktives zu seinen Gunsten unternehmen zu können. Wenn man die Größe der Pistole bedachte, die Hank bei sich hatte, meinten die Leute (normalerweise ohne den Mund aufzumachen, es sei denn, um Essen in sich hineinzuschaufeln) beim Abendessen, war es für den guten alten Pits wahrscheinlich bereits zu spät gewesen, als er an diesem Sonntagmorgen aufgestanden war.
    Die Vorderbeine von Pits Stuhl knallten auf das Pflaster.
    »He, Hank! Was …«
    Hank zog die Pistole – es war ein Andenken an seinen eigenen Militärdienst. Er hatte ihn in Korea abgeleistet und keineswegs bei einem Ersatzbataillon.
    »Du wirst schön sitzen bleiben«, sagte Hank, »denn sonst werden sie deine Eingeweide von diesem Schaufenster putzen können, du mogelnder Hurensohn!«
    »Hank … Hank … was …«
    Hank griff in sein Hemd und holte ein kleines Paar Borg-Kopfhörer heraus. Er stöpselte sie in den großen Rekorder, schaltete ihn ein und

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