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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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besser, dachte Anderson und schüttelte den Kopf. »Aber ich hätte gern ein Glas Milch. Sonst habe ich den ganzen Nachmittag Sodbrennen. «
    Der Barkeeper brachte ihr die Milch. Anderson trank sie in kleinen Schlücken und dachte über das nach, was beim Tierarzt geschehen war. Die Antwort war schnell und leicht: Sie wusste es nicht.
    Aber ich will dir sagen, was geschehen ist, als du ihn hineingebracht hast, dachte sie. Gar nichts.
    Ihr Verstand klammerte sich daran fest. Als sie Peter gebracht hatte, war das Wartezimmer fast ebenso voll gewesen wie später, als sie ihn hinausgezerrt hatte, aber beim ersten Mal hatte es kein Tohuwabohu gegeben. Es war nicht ruhig gewesen – zwischen Tieren verschiedener Arten und Gattungen, von denen viele seit grauer Vorzeit instinktive Feinde sind, herrscht nun einmal keine Bibliotheksatmosphäre – , aber das war normal. Nun, als der Sprit in ihr zu wirken begann, erinnerte sie sich, wie der Mann im Mechanikeroverall den Boxer hereingeführt hatte. Der Boxer hatte Peter angesehen. Peter hatte den Blick gelassen erwidert. Kein Aufstand.
    Also?
    Also trink deine Milch und fahr nach Hause und vergiss es.
    Okay. Und was ist mit dem Ding im Wald? Soll ich das auch vergessen?
    Statt einer Antwort vernahm sie die Stimme ihres Großvaters: Übrigens, Bobbi, wie wirkt das Ding denn auf dich? Hast du einmal darüber nachgedacht?
    Hatte sie nicht.
    Nun, da sie es getan hatte, war sie versucht, sich doch noch einen Drink zu bestellen – aber noch einer, und sei
es nur ein einfacher, würde sie betrunken machen, und sie wollte am frühen Nachmittag nicht in diesem riesigen Schuppen sitzen und sich allein betrinken und darauf warten, dass der unvermeidliche Irgendwer (vielleicht sogar der Barkeeper selbst) sich an sie ranmachte und sie fragte, was ein schöner Ort wie dieser denn nur mit einem Mädchen wie ihr machte.
    Sie ließ einen Fünfer auf dem Tresen, und der Barkeeper salutierte ihr. Auf dem Weg nach draußen sah sie einen Münzfernsprecher. Das Telefonbuch war schmutzig und eselsohrig und roch nach bereits getrunkenem Bourbon, aber es war wenigstens noch vorhanden. Anderson warf zwanzig Cent ein, klemmte den Hörer zwischen Schulter und Ohr, während sie das Branchenbuch durchblätterte, dann rief sie Etheridges Klinik an. Mrs. Alden hörte sich ganz ruhig an. Im Hintergrund konnte sie einen Hund bellen hören. Einen.
    »Sie sollen nicht denken, dass ich Sie übers Ohr hauen wollte«, sagte sie. »Und ich werde Ihnen Ihre Leine morgen mit der Post zurückschicken.«
    »Keinesfalls, Mrs. Anderson«, sagte sie. »Nach all den Jahren, die sie unsere Kundin sind, sind Sie die Letzte, bei der wir befürchten würden, dass sie sich ums Bezahlen drücken will. Und was die Leine anbelangt, davon haben wir einen ganzen Schrank voll.«
    »Eine Zeit lang schien es ziemlich verrückt zuzugehen.«
    »Das kann man wohl sagen! Wir mussten für Mrs. Perkins den Rettungsdienst rufen. Ich fand nicht, dass es schlimm war – natürlich musste die Wunde genäht werden, aber viele Leute, die genäht werden müssen, können selbst zum Arzt fahren.« Sie senkte die Stimme ein wenig und machte Anderson ein Geständnis, das sie einem Mann wohl nicht gemacht hätte. »Gott sei Dank war es ihr eigener
Hund. Sie gehört zu den Frauen, die wegen jeder Kleinigkeit vor Gericht gehen.«
    »Haben Sie denn eine Ahnung, woran es gelegen haben könnte?«
    »Nein – und Dr. Etheridge auch nicht. Vielleicht die Hitze nach dem Regen. Dr. Etheridge sagte, er hätte auf einem Kongress einmal von etwas Ähnlichem gehört. Ein Tierarzt aus Kalifornien berichtete, dass kurz vor dem letzten großen Erdbeben alle Tiere in der Klinik einen, wie er sich ausdrückte, ›Wutanfall‹ hatten.«
    »Wirklich?«
    »Letztes Jahr hatten wir in Maine ein Erdbeben«, sagte Mrs. Alden. »Ich hoffe, dass es nicht noch eines gibt. Das Kernkraftwerk in Wiscasset ist unbehaglich nahe.«
    Das musst du Gard sagen, dachte Bobbi. Sie bedankte sich und legte auf.
    Anderson kehrte zu ihrem Pick-up zurück. Peter schlief. Er schlug die Augen auf, als Anderson einstieg, dann machte er sie wieder zu. Seine Schnauze lag auf den Pfoten. Das Grau um die Schnauze verschwand. Kein Zweifel; überhaupt kein Zweifel.
    Übrigens, Bobbi, wie wirkt das Ding denn auf dich?
    Sei still, Großvater.
    Sie fuhr nach Hause. Und nachdem sie sich mit einem zweiten Scotch – und viel Wasser – gestärkt hatte, ging sie ins Bad und stellte sich dicht vor den Spiegel, wo

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