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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich vielleicht etwas gesagt oder getan hätte, das sie beleidigt hat. Aber nein, sagte ich zu mir selbst, wenn ich so etwas getan hätte, dann hätte sie es mir gesagt. Nach vierzig Jahren Freundschaft hätte sie das wohl getan. Außerdem hatte sie sich eigentlich nicht kühl angehört, weißt du …«
    »Aber sie hörte sich anders an.«
    Eileen Pulsifer nickte nachdrücklich. »Hmhmm. Und das brachte mich auf den Gedanken, dass sie krank sein könnte, dass ihr Arzt vielleicht, Gott steh uns bei, Krebs bei ihr gefunden hatte, und sie wollte nicht, dass ihre alten Freundinnen es erfuhren. Also habe ich Vera angerufen und gesagt: ›Vera, wir fahren nach Haven und besuchen Mary. Wir werden ihr nicht sagen, dass wir kommen, dann kann sie es uns nicht verbieten. Mach dich fertig, Vera‹, sagte ich, ›ich komme um zehn Uhr vorbei, und wenn du nicht fertig bist, dann fahre ich ohne dich.‹«
    »Vera ist …«
    »Vera Anderson in Derry. Meine beste Freundin auf der ganzen Welt, John, abgesehen von Mary und deiner Mutter. Und deine Mutter war in dieser Woche unten in Monmouth und besuchte ihre Schwester.«
    Leandro erinnerte sich gut daran: Eine Woche so voll Frieden und Ruhe war etwas Kostbares.
    »Sie beide sind also gefahren.«
    »Hmhmm.«
    »Und Ihnen wurde übel.«
    » Übel! Ich dachte, es wäre das Ende. Mein Herz! « Sie schlug die Hand theatralisch über eine Brust. »Es schlug so schnell! Ich bekam Kopfschmerzen und Nasenbluten,
und Vera bekam es mit der Angst zu tun. Sie sagte: ›Kehr um, Eileen, sofort, und dann gehst du auf der Stelle ins Krankenhaus.‹
    Nun, irgendwie wendete ich – ich kann mich kaum erinnern, wie, die Welt drehte sich so sehr –, und inzwischen blutete mein Mund und zwei Zähne fielen mir aus. Einfach so! Hast du so etwas schon jemals gehört?«
    »Nein«, log er und dachte an Alvin Rutledge. »Wo ist das passiert?«
    »Aber das habe ich dir doch gesagt – wir wollten Mary Jacklin besuchen …«
    »Ja, aber waren Sie tatsächlich in Haven, als Ihnen schlecht wurde? Und aus welcher Richtung sind Sie gekommen? «
    »Oh, ich verstehe! Nein, das waren wir nicht. Wir waren auf der Old Derry Road. In Troy.«
    »Also nahe bei Haven.«
    »Oh, etwa eine Meile von der Stadtgrenze entfernt. Mir war schon eine ganze Weile schlecht gewesen – schwindlig, weißt du –, aber das wollte ich Vera nicht sagen. Ich hoffte, dass es wieder besser werden würde.«
    Vera Anderson war nicht schlecht geworden, und das beschäftigte Leandro. Es passte nicht. Vera hatte weder Nasenbluten bekommen noch Zähne verloren.
    »Nein, ihr wurde überhaupt nicht schlecht«, sagte Mrs. Pulsifer. »Nur vor Angst vielleicht. Davon war ihr vielleicht schlecht. Vor Angst um mich … und auch um sich selbst, könnte ich mir vorstellen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, die Straße war ziemlich verlassen. Sie dachte, ich würde ohnmächtig werden. Das wäre auch beinahe passiert. Es hätte fünfzehn, zwanzig Minuten dauern können, bis jemand vorbeikommt.«

    »Sie hätte nicht fahren können?«
    »Gott bewahre, John, Vera hat schon seit Jahren Muskelschwund. Sie trägt riesige Beinschienen aus Metall – grausam aussehende Dinger, wie etwas, was man in einer Folterkammer erwarten würde. Manchmal muss ich fast weinen, wenn ich sie sehe.«
    5
    Um Viertel vor zehn am Morgen des fünfzehnten August überquerte Leandro die Gemarkungsgrenze von Troy. Sein Magen war verkrampft vor Erwartung und – seien wir ehrlich, Leute – ein wenig Angst. Seine Haut fühlte sich kalt an.
    Vielleicht wird mir schlecht. Vielleicht wird mir schlecht, und wenn, dann werde ich eine neunzig Fuß lange Gummispur hinter mir lassen, wenn ich wende und von hier verschwinde. Kapiert?
    Kapiert, Boss, antwortete er sich selbst. Kapiert. Kapiert.
    Du könntest auch ein paar Zähne verlieren, ermahnte er sich, aber der Verlust von ein paar Zähnen schien ein geringer Preis für eine Story zu sein, die ihm den Pulitzerpreis einbringen konnte … und die, was ebenso wichtig war, David Bright sicherlich vor Neid erblassen lassen würde.
    Er fuhr durch die Stadt Troy, wo alles in Ordnung zu sein schien – wenn auch ein wenig langsamer als gewöhnlich. Die erste Anomalie im normalen Verlauf der Dinge kam etwa eine Meile weiter südlich und aus einer Richtung, aus der er sie nicht erwartet hatte. Er hatte WZON in Bangor gehört. Jetzt wurde der normalerweise exzellente UKW-Empfang schwankend und flatternd. Leandro hörte
eine … nein, zwei … nein, drei …

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