Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
er heute Morgen aufgestanden war, hatte er keine Angst gehabt, aber er war voller Erwartung und aufgekratzter Vorfreude gewesen; deshalb hatte er auf das übliche Rührei mit Speck verzichtet und sich mit Tee und trockenem Toast begnügt. Das war alles.
    Ich möchte bitte nach Hause! Jetzt war die Stimme schriller.

    Leandro fuhr weiter, die Zähne grimmig zusammengebissen. Der Knüller befand sich in Haven. Wenn er nicht bis Haven kam, würde es keinen Knüller geben. Man konnte nicht treffen, was man nicht sah. QED.
    Weniger als eine Meile vor der Stadtgrenze – der Tag war auf unheimliche Weise völlig tot –, erschreckte ihn eine Reihe piepsender, summender und knatternder Geräusche, die vom Rücksitz kamen, so sehr, dass er aufschrie und wieder an den Straßenrand fuhr.
    Er sah nach hinten und konnte zuerst nicht fassen, was er da sah. Es musste, dachte er, eine Halluzination sein, die seine schlimmer werdende Übelkeit hervorrief.
    Als er und seine Mutter vergangenes Wochenende in Halifax gewesen waren, hatte er seinen Neffen Tony mitgenommen, um ihm ein Dairy-Queen-Eis zu spendieren. Tony (den Leandro insgeheim für einen verzogenen Balg hielt) hatte auf der Rückbank gesessen und mit einem Plastikspielzeug gespielt, das gewisse Ähnlichkeit mit dem Hörer eines Princess-Telefons hatte. Dieses Spielzeug hieß Merlin und arbeitete mit einem Computerchip. Es bot vier oder fünf einfache Spiele, die nicht mehr als ein gutes Gedächtnis oder die Fähigkeit verlangten, eine einfache mathematische Reihe zu erkennen. Leandro erinnerte sich, dass man darauf auch Tic-Tac-Toe spielen konnte.
    Jedenfalls musste Tony es vergessen haben, und jetzt drehte es auf dem Rücksitz durch, blinkte wahllos und blitzschnell mit seinen roten Lichtern (war das wirklich so, oder waren sie einfach zu schnell für ihn?), spielte seine einfache Serie von Toneffekten wieder und wieder und wieder ab. Es lief von allein.
    Nein … nein. Ich bin in ein Schlagloch gefahren, oder so etwas. Das ist alles. Der Schalter hat sich umgelegt. Hat es angeschaltet.

    Aber er konnte den kleinen schwarzen Schalter an der Seite sehen. Er stand auf Aus. Doch Merlin bruddelte und piepste und summte weiter. Es erinnerte ihn an einen Spielautomaten in Vegas, der einen großen Jackpot ausspuckt.
    Das Plastikgehäuse des Dings begann zu rauchen. Das Plastik selbst sank … tropfte … lief wie Talg. Die Lichter blinkten schneller … schneller. Plötzlich wurden sie alle auf einen Schlag an, leuchtend rot, und das Gerät gab einen erstickten Summlaut von sich. Das Gehäuse platzte auf. Es gab einen brüchigen Schauer von Plastikscherben. Der Sitzbezug darunter begann zu schwelen.
    Leandro achtete nicht auf seinen Magen, richtete sich auf die Knie auf und stieß es zu Boden. Auf dem Sitz war eine verkohlte Stelle, wo Merlin gelegen hatte.
    Was ist das?
    Die Antwort, irrelevant, beinahe ein Schrei:
    ICH MÖCHTE JETZT BITTE NACH HAUSE!
    »Die Fähigkeit, eine einfache mathematische Reihe zu erkennen.« Habe ich das gedacht? Der John Leandro, der an der Highschool im Mathegrundkurs durchgefallen ist? Ist das dein Ernst?
    Lass das doch, VERSCHWINDE einfach!
    Nein.
    Er legte den Gang des Dodge ein und fuhr weiter. Er war noch keine zwanzig Schritte weit gekommen, als er plötzlich voll verrücktem Überschwang dachte:
    Die Fähigkeit, eine einfache mathematische Reihe zu erkennen, deutet auf die Existenz einer allgemeinen Formel hin, nicht? Wenn man genauer darüber nachdenkt, könnte man sie folgendermaßen ausdrücken: ax[2] + bxy = cy[2] + dx + ey + f = 0.
    Jawohl. Das funktioniert, solange a, b, c, d und f Konstanten sind. Glaube ich. Ja. Klar doch. Aber du kannst a, b
oder c nicht gleich null sein lassen – das würde bestimmt alles vermasseln! Soll f sich doch um sich selbst kümmern! Ha!
    Leandro war zum Kotzen, aber er stieß dennoch ein triumphierendes, schrilles Lachen aus. Er fühlte sich sofort, als hätte sein Gehirn direkt durch die Schädeldecke abgehoben. Er wusste es nicht (diesen Teil von Mathe für Nerds hatte er ziemlich verschlafen), aber er hatte soeben wahrhaftig die allgemeine quadratische Gleichung mit zwei Unbekannten neu erfunden, die tatsächlich dazu verwendet werden kann, Komponenten einer einfachen mathematischen Reihe zu isolieren. Es blies ihm den Verstand weg.
    Einen Augenblick später quoll Blut in einer erstaunlichen Flut aus seiner Nase.
    Das war das Ende von John Leandros erstem Versuch, nach Haven zu gelangen. Er legte den

Weitere Kostenlose Bücher