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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinein.
    2
    »Dreißig Dollar sind eine stolze Kaution für eine Atemmaske, finden Sie nicht?«, fragte Leandro den Verkäufer und überprüfte seine Bargeldbestände. Er schätzte, dass er die dreißig hatte, aber dann würde er ohne einen müden Cent dastehen. »Hätte nicht gedacht, dass sie ein so gefragter Schwarzmarktartikel sind.«
    »Wir haben bisher nie eine Kaution verlangt«, sagte der Verkäufer, »und wir machen es auch jetzt nicht, wenn wir den Kunden persönlich kennen, wissen Sie. Aber erst vor drei Wochen habe ich eine komplette Ausrüstung verloren. Ein alter Mann kam rein und sagte, er brauche Sauerstoff. Ich dachte, er meint zum Tauchen, wissen Sie – er war alt, aber er sah kräftig genug dafür aus –, deshalb habe ich ihn an Downeast Scuba Dive in Bangor verwiesen. Aber er sagte Nein, ihm käme es auf Beweglichkeit an Land an. Also habe ich sie ihm vermietet. Ich habe sie nie zurückbekommen. Brandneue Bell Flachtanks. Ausrüstung im Wert von zweihundert Dollar.«
    Leandro sah den Verkäufer an, beinahe krank vor Aufregung.
Er fühlte sich wie ein Mann, der Pfeilen folgte, die immer tiefer in eine gruselige, aber faszinierende und vollkommen unerforschte Höhle führten.
    »Sie haben ihm diese Maske vermietet? Persönlich?«
    »Nun, eigentlich war es ein Flachpack, aber ja. Der Laden gehört meinem Dad und mir. Er hat gerade Sauerstoffflaschen nach Augusta gefahren. Er hat mir ganz schön eingeheizt. Ich weiß nicht, ob es ihm gefällt, wenn ich noch ein Flachpack verleihe, aber mit der Kaution wird es wohl in Ordnung sein.«
    »Können Sie mir den Mann beschreiben?«
    »Mister, fühlen Sie sich wohl? Sie sind ein wenig blass um …«
    »Mir geht es bestens. Können Sie den Mann beschreiben, der das Flachpack ausgeliehen hat?«
    »Alt. Braungebrannt. Er war fast kahl. Er war mager … sehnig, könnte man sagen. Wie schon gesagt, er machte einen kräftigen Eindruck.« Der Verkäufer dachte nach. »Er fuhr einen Valiant.«
    »Könnten Sie nachsehen, wann er das Flachpack ausgeliehen hat?«
    »Sind Sie Bulle?«
    »Reporter. Bangor Daily News. « Leandro zeigte dem Verkäufer seinen Presseausweis. Jetzt fing auch der Verkäufer an, aufgeregt auszusehen.
    »Hat er noch was angestellt? Ich meine, außer unser Flachpack zu klauen?«
    »Könnten Sie Name und Datum für mich nachsehen?«
    »Klar.«
    Der Verkäufer blätterte seine Mietkladde durch. Er fand den Eintrag und drehte das Buch so, dass Leandro ihn lesen konnte. Das Datum war der 26. Juli. Der Name war gekritzelt, aber dennoch lesbar. Everett Hillman.

    »Sie haben den Verlust der Ausrüstung nie der Polizei gemeldet«, sagte Leandro. Es war keine Frage. Wenn gegen den alten Knacker Anzeige erstattet worden wäre, zusätzlich zur gerechtfertigten Empörung seiner Vermieterin, die um zwei Wochen Miete betrogen worden war, dann hätte die Polizei vielleicht mehr Interesse an dem Wie und Warum von Hillmans Verschwinden gezeigt … und daran, wohin er verschwunden war.
    »Nein, Dad hat gesagt, wozu die Mühe. Unsere Versicherung bezahlt den Diebstahl vermieteter Ausrüstung nicht, also … nun, das ist der Grund.«
    Der Verkäufer zuckte die Achseln und lächelte, aber das Achselzucken war etwas verlegen, das Lächeln etwas unbehaglich, und beides zusammen verriet Leandro eine ganze Menge. Er mochte eine ewige Niete sein, wie David Bright befürchtete, aber er war nicht dumm. Hätten sie den Diebstahl oder das Verschwinden des Flachpacks zur Anzeige gebracht, dann hätte die Versicherung den Schaden nicht bezahlt. Doch der Vater dieses Burschen kannte einen anderen Weg, wie er die Versicherung dafür schröpfen konnte. Aber das war augenblicklich eine mehr als zweitrangige Überlegung.
    »Tja, danke für Ihre Hilfe«, sagte Leandro und drehte die Kladde wieder um. »Wenn wir jetzt hier zum Ende kommen könnten . . .«
    »Aber sicher, klar doch.« Der Verkäufer war offensichtlich froh, das Thema Versicherung sein lassen zu können. »Sie werden doch nichts in der Zeitung drucken, bevor Sie mit meinem Vater gesprochen haben, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte Leandro mit einer herzlichen Aufrichtigkeit, die selbst P. T. Barnum bewundert hätte. »Wenn ich jetzt den Mietvertrag unterschreiben könnte …«
    »Einverstanden. Aber vorher müsste ich einen Ausweis
sehen. Ich habe von dem alten Herrn keinen verlangt, und dazu hat mein Dad auch einiges zu sagen gewusst, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Ich habe Ihnen doch eben meinen Presseausweis

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