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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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seinen klaustrophobischen Drang, der ihn hinaustrieb, und schritt langsam auf die Wand zu. Der Winkel vermittelte ihm ein perverses Gefühl des Fliegens – die Wirkung war etwa so, als setzte man sich hinter einen Flugsimulator und betätigte die Scheininstrumente für einen steilen Steigflug. Der Himmel war so hell, dass er die Augen zusammenkneifen musste. Er suchte weiter nach der Wand, so wie man eine Kinoleinwand hinter dem Bild vermutet, wenn man nahe genug herangeht, aber die Wand schien einfach nicht da zu sein. Die Kiefern waren von einem lebensechten, klaren Grün; nur die Tatsache, dass er keinen Wind spürte und den Wald nicht riechen konnte, arbeitete gegen die überzeugende Illusion.
    Er ging näher heran und suchte immer noch nach der Wand.

    Es ist eine Kamera, das muss es sein – am äußeren Rand des Schiffes montiert, vielleicht sogar in dem Teil, über den Bobbi gestolpert ist. Der Winkel spricht dafür. Aber, mein Gott! Es ist so verdammt real! Wenn die Leute bei Kodak oder Polaroid das sehen könnten, würden sie den Verstand verl…
    Sein Arm wurde gepackt – fest gepackt –, und Entsetzen sprang in ihm auf. Er drehte sich um und erwartete, einen von ihnen zu sehen, ein grinsendes Ding mit einem Hundeschädel, das ein Kabel mit einem Stecker am Ende in einer Hand hielt. Beugen Sie sich einfach vor, Mr. Gardener. Es wird kein bisschen wehtun.
    Es war Bobbi. Sie zeigte auf die Wand. Streckte Arme und Beine aus und ließ sie in einer Art Pantomime schnell und kräftig immer wieder zucken. Dann zeigte sie wieder auf die Fensterwand. Nach einem Augenblick begriff Gard. Es war auf eine makabre Weise beinahe komisch. Bobbi hatte einen Stromschlag nachgeahmt und ihm mitgeteilt, dass es ihm beim Berühren der Fensterwand ungefähr so ergehen würde wie beim Berühren des Stromabnehmers einer U – Bahn.
    Gardener nickte, dann deutete er auf den breiteren Niedergang, durch den sie hereingekommen waren. Bobbi nickte und ging voraus.
    Während Gardener sich aufwärts stemmte, glaubte er, hinter sich ein laubtrockenes Rascheln zu hören, und drehte sich um, wobei er das träumerische Entsetzen eines Kindes an seinem Verstand zupfen spürte. Er hatte das Gefühl, dass sie es sein mussten, diese Leichname in der Ecke; sie, die sich langsam wie Zombies auf ihre klauenbewehrten Füße erhoben.
    Aber sie lagen immer noch mit ihren seltsam verknäulten Armen und Beinen da. Der breite und klare Ausblick
auf den Himmel und die Bäume an der Wand (oder durch die Wand) wurde trüb und verlor Konturen und Wirklichkeitsnähe.
    Gardener drehte sich um und kroch hinter Bobbi her, so schnell er konnte.

Kapitel sieben
Der Knüller, Fortsetzung
    1
    Du bist verrückt, weißt du das, sagte John Leandro zu sich selbst, als er auf denselben Parkplatz fuhr, den Ev Hillman vor nicht ganz drei Wochen benutzt hatte. Leandro wusste das natürlich nicht. Was wahrscheinlich auch nichts änderte.
    Du bist verrückt, sagte er nochmals. Du hast geblutet wie ein Schwein, in deinem Mund fehlen zwei Zähne, und trotzdem hast du vor, noch einmal dorthin zu fahren. Du bist verrückt!
    Ganz recht, dachte er und stieg aus dem alten Auto aus, ich bin vierundzwanzig, unverheiratet, werde dick in der Mitte, und wenn ich verrückt bin, dann nur, weil ich das hier entdeckt habe, ich habe es entdeckt, ich , ich bin darüber gestolpert. Es ist gewaltig, und es gehört mir. Meine Story. Nein, benutze das andere Wort. Es ist altmodisch, aber wen schert das einen Scheißdreck – es ist das richtige Wort. Mein Knüller . Ich werde nicht zulassen, dass er mich umbringt, aber ich werde ihn reiten, bis er mich abwirft.
    Leandro stand auf dem Parkplatz, es war halb eins an einem Tag, der immer schneller zum längsten seines Lebens wurde (es sollte auch der letzte sein, obwohl er sich ständig das Gegenteil einredete), und dachte: Gut für dich. Reite ihn, bis er dich abwirft. Wahrscheinlich haben Robert Capa und Ernie Pyle von Zeit zu Zeit dasselbe gedacht.

    Vernünftig. Sarkastisch, aber vernünftig. Doch der tiefere Teil seines Verstandes schien dieser Vernunft nicht zugänglich zu sein. Meine Story, gab er stur zurück. Mein Knüller.
    John Leandro, der jetzt ein T – Shirt mit der Aufschrift WO ZUM TEUFEL IST TROY, MAINE? anhatte (über das David Bright gelacht hätte, bis er einen Blutsturz bekam), überquerte den kleinen Parkplatz von Maine Med Supplies (»Die Spezialisten für Atemgeräte und Atemtherapie seit 1946«) und ging

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