Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
zum Narren halten –, aber diese Angewohnheit musste offenbar furchtbar schwer zu überwinden sein. Er jedenfalls hatte sich gewaltig zum Narren halten lassen. Aber andererseits, dachte er, bist du vielleicht die Ausnahme von der Regel, Gard – alter – Gard.
    »Ich bekomme die Tabletten, und Peter bekam sein seltsames Aquarium im Schuppen. Bobbi, deine Vorstellung von Gnade hat sich wirklich drastisch verändert seit damals, als du immer geweint hast, wenn Peter einen toten Vogel nach Hause brachte. Erinnerst du dich noch? Wir haben gemeinsam hier gelebt, wir haben deiner Schwester getrotzt, wenn sie herkam, und wir mussten sie nie in eine Duschkabine hängen, um sie loszuwerden. Wir haben ihr einfach einen verdammten Arschtritt verpasst.« Er sah sie düster an. »Erinnerst du dich noch, Bobbi? Das war damals, als wir nicht nur Freunde, sondern Liebende waren. Ich dachte, du hättest es vielleicht vergessen. Ich wäre für dich gestorben, Mädchen. Und ich wäre ohne dich gestorben. Weißt du es noch? Erinnerst du dich noch an uns? «
    Bobbi senkte den Blick auf ihre Hände. Sah er da Tränen in diesen fremden Augen? Wahrscheinlich war alles, was er da sah, nur Wunschdenken.
    »Wann warst du im Schuppen?«
    »Gestern Abend.«
    »Was hast du angerührt?«
    »Früher habe ich dich angerührt«, sinnierte Gardener.
»Und du mich. Und keinen von uns hat es gestört. Erinnerst du dich?«
    »Was hast du angerührt?«, schrie sie ihn schrill an, und als sie wieder aufschaute, sah er nicht mehr Bobbi, sondern nur noch ein wütendes Monster.
    »Nichts«, sagte Gardener. »Ich habe nichts angerührt.« Die Verachtung in seinem Gesicht musste überzeugender gewesen sein als jede Beteuerung, denn Bobbi beruhigte sich wieder. Sie nippte behutsam an ihrem Bier.
    »Spielt keine Rolle. Du hättest da drin sowieso nichts machen können.«
    »Wie konntest du Peter das nur antun? Daran muss ich immerzu denken. Den alten Mann habe ich nicht gekannt, und Anne hatte hier nichts zu suchen. Aber Peter habe ich gekannt. Er wäre auch für dich gestorben. Wie konntest du das tun? Herrgott noch mal!«
    »Er hat mich am Leben gehalten, als du nicht da warst«, sagte Bobbi. In ihrer Stimme schwang der leiseste Ton einer unsicheren Verteidigung mit. »Als ich rund um die Uhr gearbeitet habe. Er war der einzige Grund, dass hier überhaupt noch etwas zum Retten übrig gewesen ist, als du hier angekommen bist.«
    »Du verdammter Vampir! «
    Sie sah ihn an, dann weg.
    »Jesus Christus, du hast so etwas getan, und ich habe mitgemacht. Weißt du, wie weh das tut? Ich habe mitgemacht! Ich habe gesehen, was mit dir geschieht … und am Rande auch, was mit den anderen geschah, aber ich habe trotzdem mitgemacht. Weil ich verrückt war. Aber das hast du natürlich gewusst, nicht? Du hast mich auf dieselbe Weise benutzt wie Peter, aber ich war nicht einmal so schlau wie ein alter Beagle, schätze ich, denn mich musstest du nicht in den Schuppen bringen und mir eines dieser verfluchten
beschissenen stinkenden Kabel in den Kopf stecken, damit ich gehorche. Du hast mich einfach nur mit Sprit versorgt. Du hast mir eine Schaufel in die Hand gedrückt und hast gesagt: ›Los doch, Gard, graben wir dieses Ding aus und halten wir uns die Polizei von Dallas vom Hals.‹ Aber du bist die Polizei von Dallas. Und ich habe mitgemacht. «
    »Trink dein Bier«, sagte Bobbi. Ihr Gesicht war wieder kalt.
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werde ich dieses Radio einschalten«, sagte Bobbi, »und ein Loch in der Wirklichkeit öffnen, und dich … woanders hinschicken.«
    »Nach Altair – 4?«, fragte Gardener. Er sprach mit beiläufiger Stimme und festigte seinen geistigen Griff
    (Schirm – Schirm – Schirm – Schirm)
    um die Barriere in seinem Verstand. Ein leichtes Stirnrunzeln verzog Bobbis Gesicht, und Gardener spürte, wie ihre geistigen Finger wieder bohrten, gruben, herauszufinden versuchten, was er wusste, wie viel – und woher.
    Lenke sie ab. Bring sie in Wut und lenke sie ab. Aber wie?
    »Du hast eine ganze Menge herumgeschnüffelt, nicht?«, sagte Bobbi.
    »Erst als ich begriffen habe, wie sehr du mich belügst.« Und plötzlich wusste er es. Er hatte es im Schuppen begriffen, ohne es überhaupt zu merken.
    »Die meisten Lügen hast du dir selbst erzählt, Gard.«
    »Ach? Was ist mit dem Kind, das gestorben ist? Oder dem, das blind wurde?«
    »Woher weißt du …«
    »Der Schuppen. Dorthin gehst du, um schlau zu werden, oder?«
    Sie sagte nichts.

    »Du hast sie

Weitere Kostenlose Bücher