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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wahrscheinlich. Bitte, Gard, versuch es wenigstens!
    »Lass es nicht umsonst sein«, sagte er mit brüchiger, schwankender Stimme. »Herr im Himmel, bitte lass es nicht umsonst sein.«
    Die wabernden grauen Nebel lichteten sich ein wenig. Das Erbrechen ließ nach. Er hob die Hand zum Gesicht und wischte eine Schicht Blut damit ab.
    Eine Hand berührte seinen Nacken, und Gardener bekam eine Gänsehaut. Eine Hand … Bobbis Hand … aber keine menschliche Hand, jetzt nicht mehr.
    Gard, alles in Ordnung?
    »Alles in Ordnung«, antwortete er laut und schaffte es, auf die Beine zu kommen.
    Die Welt verschwamm, dann gewann sie wieder Konturen. Als Erstes sah er Bobbi darin. Der Ausdruck auf Bobbis Gesicht war der einer kalten, düsteren Berechnung. Er sah keine Liebe darin, nicht einmal geheuchelte Sorge. Bobbi war jenseits all solcher Dinge.
    »Gehen wir«, sagte Gardener heiser. »Du fährst. Ich fühle mich …« Er stolperte und musste sich an Bobbis gewölbter, seltsamer Schulter festhalten, um nicht hinzufallen. »… ein wenig schwindlig. Muss am Wetter liegen.«
    2
    Als sie wieder bei der Farm waren, ging es Gardener etwas besser. Sein Nasenbluten war zu einem Rinnsal versiegt. Während er die Atemmaske getragen hatte, hatte er eine beachtliche Menge Blut geschluckt, und vieles davon musste das Blut gewesen sein, das er in seinem Erbrochenen gesehen hatte. Hoffte er.
    Er hatte insgesamt neun Zähne verloren.
    »Ich möchte das Hemd wechseln«, sagte er zu Bobbi.
    Bobbi nickte ohne großes Interesse. »Komm in die Küche, wenn du fertig bist«, sagte sie. »Wir müssen miteinander reden.«
    »Ja. Das müssen wir wohl.«
    Im Gästezimmer zog Gardener das T-Shirt aus, das er angehabt hatte, und streifte ein frisches über. Er ließ es über den Gürtel herabhängen. Er ging ans Fußende des Bettes, hob die Matratze und nahm die .45er. Er steckte sie in den Hosenbund. Das T-Shirt war zu weit; er hatte eine Menge abgenommen. Der Umriss des Griffs war fast nicht zu sehen, wenn er den Bauch einzog. Er hielt noch einen Augenblick inne und fragte sich, ob er wirklich bereit dazu war. Er vermutete, dass man so etwas im Voraus nie wissen konnte. Dumpfe Kopfschmerzen pochten hinter seinen Schläfen, und die Welt schien in einem langsamen, benebelten Kreislauf zu verschwimmen und wieder scharf zu werden. Sein Mund tat weh, und seine Nase war mit trocknendem Blut verstopft.
    Das war es; ein Showdown, wie ihn Bobbi in ihren Western nicht besser hätte beschreiben können. Zwölf Uhr mittags in Maine. Mach dein Spiel, Partner.
    Der Hauch eines Lächelns spielte um seine Lippen. Sämtliche Möchtegernphilosophen in den Anfängerklassen sagten,
dass das Leben eine seltsame Sache war, aber im Ernst, das hier war der absolute Oberknaller.
    Er ging in die Küche.
    Bobbi saß am Küchentisch und sah ihn an. Eine seltsame, verschwommen sichtbare grüne Flüssigkeit zirkulierte unter der Oberfläche ihres durchscheinenden Gesichts. Ihre Augen – größer, die Pupillen seltsam missgestaltet – blickten Gardener düster an.
    Auf dem Tisch stand ein Radiorekorder. Dick Allison hatte ihn Bobbi vor drei Tagen gebracht, auf ihre Bitte hin. Es war derjenige, den Hank Buck benutzt hatte, um Pits Barfield zu dem großen Ersatzbataillon im Himmel zu schicken. Bobbi hatte weniger als zwanzig Minuten gebraucht, um ihn mit der Spielzeugphotonenpistole zu verbinden, die sie jetzt auf Gardener richtete.
    Auf dem Tisch standen zwei Bier und eine Flasche Pillen. Gardener kannte die Flasche. Bobbi musste im Bad gewesen sein und sie geholt haben, während er das Hemd gewechselt hatte. Es war sein Valium.
    »Setz dich, Gard«, sagte Bobbi.
    3
    Gardener hatte seinen geistigen Schutzschirm errichtet, sobald sie das Schiff verlassen hatten. Jetzt war die Frage, wie viel noch davon übrig geblieben war.
    Er ging langsam durch den Raum und setzte sich an den Tisch. Er spürte, wie die .45er gegen seinen Magen und die Lenden drückte; er spürte sie auch in seinen Gedanken, wo sie schwer an dem lehnte, was von seinem Schild noch übrig war.

    »Sind die für mich?«, fragte er und deutete auf die Pillen.
    »Ich dachte, wir trinken ein Bier zusammen«, sagte Bobbi sachlich, »so wie alte Freunde. Und du könntest ab und zu eine nehmen, während wir uns unterhalten. Ich finde, das ist die gnädigste Methode.«
    »Gnädig«, wiederholte Gardener. Er verspürte den ersten leisen Zorn aufwallen. Won’t get fooled again, so ging der Song – Ich lasse mich nicht mehr

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