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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Folge direkter Gammabestrahlung. Sie war das erste Opfer in einer langen Reihe von Toten, an deren Ende das Kernkraftwerk dieses Burschen da steht. Sie hat eine Menge Forschungen betrieben und alles aufgeschrieben.«
    Gardener sah sich in dem plötzlich stillen Zimmer um.
    »Ihre Notizbücher sind in einem Bunker eingeschlossen«, sagte er. »Einem Bunker in Paris. Mit Bleiverkleidung. Die Notizbücher sind ganz, aber so radioaktiv, dass man sie nicht berühren kann. Und was die Sterbefälle hierzulande anbelangt, so wissen wir darüber nicht Bescheid. Die halten die AEC und die EPA unter Verschluss.«
    Patricia McCardle sah ihn stirnrunzelnd an. Der Dekan war momentan vergessen, Arberg wühlte sich weiter durch das verwüstete Buffet.
    »Am fünften Oktober 1966«, fuhr Gardener fort, »kam es im Enrico-Fermi-Brüter in Michigan zu einer teilweisen Kernschmelze.«
    »Da ist nichts passiert«, sagte Ted der Strom-Mann und breitete die Arme aus, als wollte er sagen: Sehen Sie? Quod erat demonstrandum.
    »Nein«, sagte Gardener. »Nichts. Gott mag wissen, warum, aber meine Vermutung ist, dass es sonst niemand weiß. Die Kettenreaktion hörte von allein wieder auf. Niemand kennt den Grund dafür. Einer der Ingenieure, den die Betreiber hinzuzogen, sah es sich an, lächelte und sagte: ›Ihr
Jungs habt um ein Haar Detroit vernichtet!‹ Dann fiel er in Ohnmacht.«
    »Oh, aber Mr. Gardener! Das war …«
    Gardener hielt eine Hand hoch. »Wenn Sie sich die Statistiken der Krebstoten in den Gebieten rund um die Kernkraftwerke des Landes ansehen, dann finden Sie Anomalien, Todesfälle, die weit oberhalb der Norm liegen.«
    »Das stimmt überhaupt nicht und …«
    »Bitte lassen Sie mich ausreden. Ich glaube nicht, dass die Tatsachen noch etwas ändern können, aber lassen Sie mich dennoch ausreden. Lange vor Tschernobyl hatten die Russen einen Unfall in einem Reaktor an einem Ort namens Kyschtym. Aber damals war Chruschtschow Generalsekretär, und die Russen hielten den Mund wesentlich besser als heute. Es sieht so aus, als hätten sie möglicherweise gebrauchte Brennstäbe in einem flachen Graben gelagert. Warum nicht? Wie Madame Curie gesagt haben könnte, damals schien es eine gute Lösung zu sein. Unsere Vermutung ist, dass die Brennstäbe oxidierten, aber statt Eisenoxid, also Rost, bildete sich reines Plutonium. Als hätte man ein Lagerfeuer neben einem Tank mit Flüssiggas angezündet, aber das wussten sie nicht. Sie nahmen an, dass nichts passieren würde. Nahmen es an.« Er spürte Wut in seine Stimme kriechen und konnte es nicht verhindern. »Sie nahmen es an, und sie spielten mit den Leben von Menschen, als wären es … nun, nur Marionetten … und raten Sie, was geschehen ist?«
    Im Zimmer herrschte Schweigen. Pattys Mund war eine erstarrte rote Wunde. Ihr Gesicht war milchweiß vor Wut.
    »Es regnete«, sagte Gardener. »Es regnete heftig. Und das löste eine Kettenreaktion aus, die zu einer Explosion führte. Es war wie der Ausbruch eines Schlammvulkans. Tausende wurden evakuiert. Jede schwangere Frau musste sich
einer Abtreibung unterziehen. Es gab keine andere Wahl. Das russische Äquivalent eines Schlagbaums im Gebiet von Kyschtym war fast ein Jahr lang geschlossen. Als sich Gerüchte ausbreiteten, dass es an der sibirischen Grenze zu einem sehr schweren Unfall gekommen war, gaben die Russen die Straße wieder frei. Aber sie haben ein paar wirklich komische Schilder aufgestellt. Ich habe die Fotos gesehen. Ich kann kein Russisch, aber ich habe vier oder fünf verschiedene Leute um eine Übersetzung gebeten, und sie waren sich alle einig. Es hört sich wie ein schlechter ethnischer Witz an. Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf einer amerikanischen Autobahn entlang – vielleicht der I-95 oder der I-70 – und sehen plötzlich ein Schild, auf dem steht: BITTE SCHLIESSEN SIE DIE FENSTER UND SCHALTEN SIE DIE LÜFTUNG AUS. FAHREN SIE DIE NÄCHSTEN ZWANZIG MEILEN SO SCHNELL WIE MÖGLICH.«
    »Quatsch!«, sagte Ted der Strom-Mann laut.
    »Fotografien, die unter dem Gesetz der Informationsfreiheit verfügbar sind«, sagte Gard. »Wenn dieser Bursche nur lügen würde, könnte ich vielleicht damit leben. Aber er und die anderen, die wie er sind, tun etwas Schlimmeres. Sie sind wie Vertreter, die der Öffentlichkeit einreden, dass Zigaretten nicht nur keinen Lungenkrebs verursachen, sondern auch reich an Vitamin C sind, und verhindern, dass man eine Erkältung bekommt.«
    »Wollen Sie damit sagen

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