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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Three-Mile-Island. Nicht lange bevor sie das Scheißding in Betrieb nahmen, stellte jemand fest, dass die Klempner versehentlich einen Zehntausend-Liter-Tank
für flüssige radioaktive Abfälle mit der Trinkwasserleitung verbunden hatten statt mit dem Auffangbehälter. De facto fanden sie es heraus, etwa eine Woche, bevor das Ding ans Netz ging. Wie gefällt Ihnen das?«
    Sie weinte.
    Sie weinte, aber er konnte nicht aufhören.
    »Die Jungs, die die Sache untersucht haben, schrieben in ihrem Bericht, dass es ›eine allgemein nicht anzuratende Praxis‹ sei, die Kühlleitungen der radioaktiven Abfälle mit denen zu verbinden, die zu den Trinkwasserbrunnen führen. Wenn Ihr Göttergatte Sie zu einem Firmenrundgang einladen sollte, dann würde ich an Ihrer Stelle genau das tun, was sie einem auch in Mexiko empfehlen: Kein Wasser trinken. Und wenn Ihr Göttergatte sie einlädt, wenn Sie schwanger sind – oder nur glauben, dass Sie es sein könnten – , dann sagen Sie ihm …« Gardener lächelte zuerst sie an, dann Ted. »Sagen Sie ihm, Sie hätten Kopfschmerzen«, sagte er.
    »Seien Sie still«, sagte Ted. Seine Frau hatte zu wimmern angefangen.
    »Das stimmt«, sagte Arberg. »Ich finde es wirklich an der Zeit, dass Sie das Maul halten, Mr. Gardener.«
    Gardener sah sie an, dann den Rest der Partybesucher, die die Szene am Buffet schweigend und mit aufgerissenen Augen betrachteten, darunter der junge Barkeeper.
    »Das Maul halten!«, brüllte Gardener. Schmerzen bohrten einen glühenden Dorn in die linke Seite seines Kopfes. » Klar! Den Mund halten und das verdammte Haus brennen lassen! Sie können sich darauf verlassen, dass diese verschissenen Immobilienhaie später kommen und die Feuerversicherung kassieren, wenn die Asche abgekühlt ist und geborgen wurde, was von den Leichen noch übrig geblieben ist! Das Maul halten! Genau das wollen diese
Typen von uns! Und wenn wir nicht von uns aus das Maul halten, dann stopfen sie uns das Maul, so wie Karen Silkwood …«
    »Aufhören, Gardener!«, zischte Patricia McCardle. Die Worte, die sie wählte, enthielten keine Zischlaute, aber sie schaffte es dennoch, zu zischen.
    Er beugte sich zu Teds Frau, deren blässliche Wangen jetzt tränenüberströmt waren. »Sie können auch die KS-Raten – das heißt Kindersterblichkeit – überprüfen. Im Umfeld von Kernkraftwerken steigen sie. Missbildungen, etwa Down-Syndrom – mit anderen Worten Mongolismus – und Blindheit und …«
    »Ich möchte, dass Sie mein Haus verlassen«, sagte Arberg.
    »Sie haben Kartoffelchips am Kinn«, sagte Gardener und wandte sich wieder an Mr. und Mrs. Bay State Electric. Seine Stimme schien aus immer größeren Tiefen seines Inneren herauszudringen. Es war, als hörte man eine Stimme aus einem Brunnen. Alles näherte sich dem kritischen Stadium. Rote Lichter, die überall auf der Kontrollkonsole aufblinkten.
    »Ted hier kann lügen, wie maßlos übertrieben alles war, nichts weiter als ein kleines Feuerchen und eine Menge Schlagzeilenfutter, und Sie alle können ihm glauben … aber Tatsache ist, was im Kernkraftwerk von Tschernobyl geschehen ist, hat mehr radioaktive Abfälle in die Atmosphäre dieses Planeten freigesetzt als alle oberirdischen Atombombenzündungen seit Trinity zusammen.
    Tschernobyl strahlt.
    Und das wird noch lange Zeit so bleiben. Wie lange? Das weiß niemand genau, oder, Ted?«
    Er prostete mit dem Glas in Teds Richtung, dann sah er sich zu den Partybesuchern um, die alle dastanden und ihn
anstarrten, und die meisten sahen ebenso bestürzt aus wie Mrs. Ted.
    »Und es wird wieder passieren. Vielleicht in Washington State. Im Reaktor von Hanford lagerten sie verbrauchte Brennstäbe in unausgekleideten Gräben, genau wie in Kyschtym. In Kalifornien, beim nächsten Erdbeben? Frankreich? Polen? Oder vielleicht direkt hier, in Massachusetts, wenn es nach diesem Kameraden hier geht und das Kraftwerk Iroquois nächsten Frühling ans Netz geht? Wenn nur ein Mann zum falschen Zeitpunkt den falschen Schalter umlegt, dann werden die Red Sox ihr nächstes Eröffnungsspiel in Fenway im Jahr 2075 haben.«
    Patricia McCardle war so weiß wie eine Wachskerze, abgesehen von ihren Augen, die waren gleißende blaue Funken, die aussahen, als wären sie gerade von einem Schweißgerät versprüht worden. Bei Arberg verhielt es sich genau umgekehrt; er war so dunkelrot wie die Ziegelsteine seines feinen alten Familiensitzes in Back Bay. Mrs. Ted sah von Gardener zu ihrem Mann und wieder zurück,

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