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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erhaschte einen kurzen Blick auf Patricia McCardle, die den Mund zusammengekniffen hatte und deren Augen blitzten und deren Hände nun den nachdrücklichen Beifall klatschten, den sie ihm früher am Abend verweigert hatte. Er sah Ron Cummings auf der Schwelle zur Bibliothek stehen, einen monströsen Drink in der Hand, einen Arm um ein blondes Mädchen gelegt, die Hand fest über der Rundung ihrer Brust. Cummings sah besorgt, aber nicht unbedingt überrascht aus. Immerhin wurde lediglich das Streitgespräch aus dem Stone Country Bar und Grill fortgesetzt, oder?
    Wirst du dich von diesem aufgeblähten Sack Scheiße einfach vor die Tür setzen lassen wie eine streunende Katze?
    Gardener kam zu dem Ergebnis, dass er das nicht tun würde.
    Er stieß den linken Ellenbogen so fest er konnte nach hinten. Er rammte ihn in Arbergs Brust. Gardener stellte sich vor, dass es sich so anfühlen musste, wenn man den Ellenbogen in eine Schüssel voll außerordentlich fester Götterspeise rammte.
    Arberg gab einen erstickten Schrei von sich und ließ Gardener los, der sich mit zu Fäusten geballten Händen umdrehte und bereit war, Arberg zu verprügeln, sollte Arberg versuchen, ihn noch einmal zu packen, ihn auch nur noch einmal anzurühren. Er hoffte fast, dass Arglebargle kämpfen wollte. Aber der massige Hurensohn zeigte keinerlei Anzeichen kämpfen zu wollen. Er hatte auch das Interesse daran verloren, Gardener hinauszuwerfen. Er griff sich an die Brust wie ein Schmierenschauspieler, der im Begriff ist, eine schlechte Arie anzustimmen. Die Ziegelsteinfarbe
war fast völlig aus seinem Gesicht gewichen, nur auf den Wangen waren noch leuchtende Streifen zu sehen. Arbergs wulstige Lippen formten sich zu einem O; wurden schlaff; formten sich wieder zu einem O; wurden wieder schlaff.
    »… Herz …«, keuchte er.
    »Was für ein Herz?«, fragte Gardener. » Haben Sie etwa eines?«
    »… anfall …«, keuchte Arberg.
    »Herzanfall, Quatsch«, sagte Gardener. »Das Einzige, was einen Anfall hat, ist Ihr Gefühl für Anstand. Und das verdienen Sie nicht anders, Sie Hurensohn.«
    Er eilte an Arberg vorbei, der immer noch in seiner Kurzvor-der-Arie-Haltung erstarrt war und beide Hände an die linke Brustseite drückte, wo Gardener ihn mit dem Ellenbogen erwischt hatte. Leute drängten sich auf der Schwelle zwischen Esszimmer und Diele; sie wichen eiligst zurück, als Gardener auf sie zu – und an ihnen vorbeischritt und zur Haustür strebte.
    Hinter ihm kreischte eine Frau: »Hinaus mit Ihnen, haben Sie mich verstanden? Verschwinden Sie, Sie Dreckskerl! Verschwinden Sie von hier! Ich will Sie nie mehr wiedersehen! «
    Diese keifende, hysterische Stimme war Patricia McCardles üblichem Schnurren (Stahlkrallen, unter Samtpfoten verborgen) so unähnlich, dass Gardener stehen blieb. Er drehte sich herum – und bekam eine Ohrfeige verpasst, die ihm das Wasser in die Augen trieb. Ihr Gesicht war wutverzerrt.
    »Ich hätte es wissen müssen«, keuchte sie. »Sie sind nichts weiter als ein wertloser betrunkener Rüpel – ein streitsüchtiger, besessener, tyrannischer, hässlicher Mensch. Aber ich werde es Ihnen zeigen. Das werde ich. Sie wissen, dass ich das kann.«

    »Aber, Patty, ich wusste das gar nicht, dass Sie das wollen«, sagte er. »Wie reizend von Ihnen. Ich warte schon seit Jahren darauf, dass Sie es mir zeigen. Sollen wir nach oben gehen, oder soll jeder etwas davon haben, und wir tun es gleich hier auf dem Teppich?«
    Ron Cummings, der näher herangekommen war, lachte. Patricia McCardle bleckte die Zähne. Ihre Hand schnellte erneut vor; diesmal traf sie Gardeners Ohr.
    Sie sprach mit einer Stimme, die leise war, aber dennoch für jeden im Zimmer hörbar: »Ich hätte nichts Besseres erwarten sollen von einem Mann, der auf seine eigene Frau schießen kann.«
    Gardener sah sich um, erblickte Ron und sagte: »Entschuldige, würdest du bitte?«, und nahm Ron den Drink aus der Hand. Mit einer einzigen, raschen und gewandten Bewegung schob er zwei Finger in den Ausschnitt von McCardles kleinem Schwarzen – es war elastisch und ließ sich mühelos dehnen – und schüttete den Whiskey hinein.
    »Prost, meine Liebe«, sagte er und wandte sich zur Tür. Unter den gegebenen Umständen, dachte er, war es der beste Abgang, den er bewerkstelligen konnte.
    Arberg stand immer noch mit an die Brust gedrückten Händen reglos da, sein Mund formte abwechselnd ein O und entspannte sich.
    »… Herz …«, keuchte er wieder zu Gardener – zu

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