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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gottes willen, ist passiert? Muriel hat gesagt, du wärest auf Tournee, und die letzte Lesung wäre am dreißigsten Juni.«
    »Du hast Muriel angerufen?« Er war auf absurde Weise gerührt. »Wann?«
    Anderson winkte mit einer Hand, als spielte das keine
Rolle, was es wahrscheinlich auch nicht tat. »Was ist passiert? «, fragte sie noch einmal.
    Gardener dachte daran, es ihr zu erzählen – er wollte es ihr erzählen, wurde ihm mit Bestürzung klar. War Bobbi demnach dazu da? War Bobbi Anderson wirklich nichts anderes als eine Klagemauer für ihn? Er zögerte, wollte es ihr erzählen … und tat es dann doch nicht. Dafür würde später noch Zeit sein.
    Vielleicht.
    »Später«, sagte er. »Ich möchte wissen, was hier passiert ist.«
    »Zuerst Frühstück«, sagte Anderson. »Das ist ein Befehl. «
    5
    Gardener gab Bobbi den größten Teil der Eier und des Specks, und Bobbi vergeudete keine Zeit – sie machte sich darüber her wie jemand, der schon lange nicht mehr anständig gegessen hat. Während er ihr zusah, musste Gardener daran denken, wie er die Biografie von Thomas Edison gelesen hatte, als er noch sehr jung gewesen war – nicht älter als zehn oder elf. Edison hatte wilde Arbeitsanfälle gehabt, bei denen ein Einfall dem anderen gefolgt war, eine Erfindung der anderen. Während dieser Anfälle hatte er Frau, Kinder, das Bad, sogar das Essen vergessen. Wenn seine Frau ihm nicht das Essen auf einem Tablett gebracht hätte, dann wäre der Mann wahrscheinlich buchstäblich zwischen der Glühbirne und dem Phonographen verhungert. Es gab ein Bild von ihm, wie er sich mit den Händen ins wild zerzauste Haar gegriffen hatte – als versuchte er
regelrecht, an das Gehirn unter den Haaren und der Schädeldecke heranzukommen, an das Gehirn, das ihn nicht zur Ruhe kommen ließ –, und Gardener erinnerte sich, dass er gedacht hatte, der Mann sähe wirklich verrückt aus.
    Und, dachte er und berührte die linke Seite seines Kopfes, Edison hatte unter Migräne gelitten. Unter Migräne und tiefen Depressionen.
    An Bobbi stellte er jedoch keine Anzeichen von Depressionen fest. Sie schaufelte Eier in sich hinein, aß sieben oder acht Scheiben Speck zwischen zwei Scheiben Toast mit Margarine und schluckte zwei große Gläser Orangensaft. Als sie fertig war, gab sie ein lautes Rülpsen von sich.
    »Ekelhaft, Bobbi.«
    »In Portugal betrachtet man ein lautes Rülpsen als Kompliment für den Koch.«
    »Und was machen sie dann nach einer guten Nummer? Furzen?«
    Anderson warf den Kopf zurück und lachte schallend. Das Handtuch fiel von ihrem Kopf, und plötzlich wollte Gard mit ihr ins Bett gehen, Knochengestell oder nicht.
    Gardener lächelte ein wenig und sagte: »Okay, es war gut. Danke. An irgendeinem Sonntag werde ich dir ein paar pochierte Eier Benedikt machen. Und jetzt leg los.«
    Anderson griff hinter ihn und brachte eine halb volle Packung Camel zum Vorschein. Sie zündete sich eine an und schob Gardener die Packung hin.
    »Nein danke. Das ist die einzige schlechte Angewohnheit, die ich mir einigermaßen erfolgreich abgewöhnen konnte.«
    Aber bevor Bobbi fertig war, hatte Gard vier davon geraucht.
    6
    »Du hast dich umgesehen«, sagte Anderson. »Ich erinnere mich, dass ich gesagt habe, du solltest es tun, und ich weiß, dass du es getan hast. Du siehst so aus, wie ich mich fühlte, nachdem ich das Ding im Wald gefunden hatte.«
    »Welches Ding?«
    »Wenn ich dir das jetzt erzählte, würdest du mich für verrückt halten. Später werde ich es dir zeigen, aber ich finde, vorerst sollten wir uns nur unterhalten. Sag mir, was dir hier aufgefallen ist. Welche Veränderungen.«
    Also zählte Gardener sie auf: die Umbauten im Keller, der Wirrwarr von Projekten, die unheimliche kleine Sonne im Boiler. Die seltsame Veränderung am Motor des Tomcat. Er zögerte einen Augenblick und dachte an den Zusatz auf dem Schaltschema, aber dann erwähnte er ihn doch nicht. Er vermutete, Bobbi würde ohnehin wissen, dass er es gesehen hatte.
    »Und irgendwie hast du während alledem noch Zeit gefunden, ein neues Buch zu schreiben. Ein langes. Während ich darauf wartete, dass du aufwachst, habe ich die ersten vierzig Seiten gelesen, und ich finde, es ist nicht nur lang, sondern auch gut. Wahrscheinlich dein bester Roman … und du hast schon ein paar gute geschrieben.«
    Anderson nickte erfreut. »Danke. Das finde ich auch.« Sie deutete auf die letzte Scheibe Speck auf der Platte. »Möchtest du

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