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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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teilnahm und immer noch seine verblassenden Dias besitzt, um es zu beweisen, bis hin zu Ismael dem Matrosen von der unseligen Pequod, der seine Geschichte mit einem Satz beendet, der nur ein dünn als Information getarnter Verzweiflungsschrei zu sein scheint: »Nur ich habe überlebt, um davon zu berichten.« Waren es Verzweiflung und Wahnsinn, was Gardener hinter Bobbis fröhlichen und zusammenhanglosen Reminiszenzen an zehn tolle Tage in Haven entdeckte? Gardener glaubte es – wusste es. Wer war eher imstande, so etwas zu sehen, als er? Was immer Bobbi hier durchgemacht haben mochte, während Gardener übergewichtigen Matronen und ihren gelangweilten Ehemännern Gedichte vorgelesen hatte, hatte sie beinahe um den Verstand gebracht.
    Anderson zündete sich mit einer Hand, die leicht zitterte, sodass die Flamme einen Augenblick waberte, eine weitere
Zigarette an. Eines dieser Details, die man nur wahrnehmen konnte, wenn man danach Ausschau hielt.
    »Mittlerweile waren mir die Eierkartons ausgegangen, aber das Ding hätte ohnehin zu viel Batterien für nur einen oder zwei haben müssen. Daher habe ich mir eine von Onkel Franks Zigarrenkisten geholt – oben auf dem Speicher muss ein gutes Dutzend aus Holz sein, und wahrscheinlich würde sogar Mabel Noyes unten im Junque-A-Torium ein paar Piepen dafür bezahlen, und du weißt ja, was die für ein Geizkragen bist –, und sie mit Toilettenpapier ausgestopft und versucht, Nester zu machen, in denen die Batterien stehen können. Verstehst du … Nester?«
    Anderson machte rasche stochernde Bewegungen mit dem rechten Zeigefinger, dann sah sie Gardener mit strahlenden Augen an, um zu sehen, ob er verstanden hatte. Gardener nickte. Das Gefühl des Unwirklichen stahl sich wieder herbei, das Gefühl, als wäre sein Verstand dabei, durch die Schädeldecke zu entweichen und zur Decke hinaufzuschweben. Ein Suff würde dem abhelfen, dachte er, und das Pochen in seinem Kopf wurde durchdringender.
    »Aber die Batterien sind trotzdem umgefallen.« Sie drückte die Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an. »Sie waren wild, einfach wild. Ich war auch wild. Dann hatte ich eine Idee.«
    Sie?
    »Ich ging runter zu Chip McCausland. Unten an der Dugout Road.«
    Gardener schüttelte den Kopf. Er war nie unten an der Dugout Road gewesen.
    »Nun, er lebt mit einer Frau da unten, ich glaube, sie leben in wilder Ehe, sowie etwa zehn Kindern. Eine Schlampe, wie sie im Buche steht, Gard, kann ich dir sagen … den Dreck an ihrem Hals bekäme man wahrscheinlich nur mit
einem Vorschlaghammer herunter. Ich glaube, er war vorher schon einmal verheiratet und … einerlei … es ist nur … ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte … ich meine, sie reden nicht, jedenfalls nicht so wie Menschen, und ich bringe immer das Unwichtige mit dem Wichtigen …«
    Andersons Worte waren immer schneller und schneller hervorgesprudelt, bis sie sich am Ende beinahe überschlugen. Sie dreht durch, dachte Gardener mit wachsender Besorgnis, und bald wird sie entweder anfangen zu schreien oder zu weinen. Er wusste nicht, was er mehr fürchtete, und er dachte wieder an Ismael, Ismael, der durch die Straßen von Bedford, Massachusetts, taumelte und mehr nach Wahnsinn als nach Walfischtran stank und der sich schließlich einen unglücklichen Passanten schnappte und ihn anschrie: Hören Sie zu! Ich bin verdammt noch mal der Einzige, der es Ihnen erzählen kann, also hören Sie verflucht noch mal zu! Sie hören mir besser zu, wenn Sie diese Harpune nicht als beschissenes Zäpfchen benutzen wollen! Ich habe eine Geschichte zu erzählen, und sie handelt von diesem beschissenen weißen Wal, und SIE WERDEN MIR ZUHÖREN!
    Er griff über den Tisch und berührte ihre Hand. »Du kannst erzählen, wie auch immer es dir gefällt. Ich bin hier und werde zuhören. Wir haben Zeit; du hast ja gesagt, dass es dein freier Tag ist. Also beruhige dich. Wenn ich einschlafe, dann weißt du, dass du zu weit abgeschweift bist. Okay?«
    Anderson lächelte und entspannte sich sichtlich. Gardener wollte sie wieder fragen, was im Wald vor sich ging. Mehr noch, wer sie waren. Aber es wäre besser, zu warten. Alles Schlechte kommt zu rechten Zeit zu dem, der warten kann, dachte er, und nach einer Pause, um sich zu sammeln, fuhr Bobbi fort.

    »Chip McCausland hat drei oder vier Hühnerställe, das wollte ich eigentlich sagen. Für ein paar Piepen konnte ich alle Eierkartons haben, die ich wollte … sogar ein paar der großen

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