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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Abendessen sitzen, während der Mord, den er mit seinem Mobiltelefon angeordnet hatte, in Manchester passierte. Oder, vermutete Rigston, im Lakeland. Kein tröstlicher Gedanke. Rigston bog in den Weg ein, der zu der Farm der Greshams führte. In der Ferne sah er vor sich zwei Rücklichter verschwinden und bremste abrupt, als er jemanden am Straßenrand liegen sah.
    Rigston hielt an, sprang aus seinem Geländewagen und rief: »Ich bin Polizeibeamter. Ist alles in Ordnung?« Nichts. Kein Laut, keine Bewegung. Rigston lief hin und erkannte im Wechsel von dunkel und hell, als er vor den Scheinwerfern vorbeirannte, einen Körper wie in Streifen unterteilt daliegen. Als er sich bückte, um die Person besser zu sehen, stützte sie sich auf einem Ellbogen hoch.
    Eine junge Frau blickte zu ihm auf, deren Gesicht dreckverschmiert war. Vor Schreck hatte sie die Augen aufgerissen, und in ihrem Haar hingen Blätter. »Haben Sie diesen Irren verfolgt?«, keuchte sie.
    »Nein, ich habe nur Rücklichter gesehen. Was ist passiert?« Er hielt der Frau die Hand hin und half ihr, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Ein Auto. Kam den Hang herauf, viel zu schnell.« Sie schüttelte den Kopf, wie um sich darüber klar zu werden. »Und dann ...« Sie runzelte die Stirn und sah ungläubig vor sich hin. »Ich weiß, das klingt verrückt, aber es war, als wäre er direkt auf mich losgefahren. Ich musste mich in die Hecke werfen.« Sie rieb sich die Schulter. »Ich glaube, dahinter ist noch eine kleine Mauer.«
    »Wahrscheinlich ein Betrunkener«, sagte Rigston. »Haben Sie das Auto gesehen? Modell? Nummer?« »Nein, ich war von den Scheinwerfern geblendet. Und dann lag ich in der Hecke.« Sie strich mit der Hand über ihre Kleider.
    »Wenn wir kein Kennzeichen vom Wagen haben, bringt es nicht viel, es zu melden«, sagte Rigston mit einem ärgerlichen Seufzer.
    »Wenigstens bin ich nicht verletzt.« »Haben Sie noch weit?«
    »Nein.« Die Frau wies nach links. »Ich wohne auf der Farm gleich hier oben.«
    Rigston runzelte die Stirn. »Sind Sie Jane Gresham?« Sie trat einen Schritt zurück. »Woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Hab ich geraten. Ich war auf dem Weg zu Ihnen, Ms. Gresham. Wollen Sie die letzten paar Meter einsteigen?« Sie verschränkte mit einer abweisenden Geste die Arme vor der Brust. »Entschuldigen Sie, aber wie soll ich wissen, dass Sie derjenige sind, für den Sie sich ausgeben?« Sie sah aus, als schaffe sie es gerade noch, die Fassung zu bewahren. »Es ist klug von Ihnen, vorsichtig zu sein.« Rigston nahm seinen Ausweis mit Foto und hielt ihn vor das Scheinwerferlicht, damit sie ihn erkennen konnte. »Ich hatte gehofft, wir könnten uns kurz unterhalten.«
    »Es ist schon nach zehn«, sagte Jane. »Kann das nicht bis morgen warten? Ich meine, ich bin vor einer Minute fast überfahren worden.«
    »Leider nicht, es ist etwas Ernstes.« Interessant, dachte er, dass sie nicht sofort gefragt hat, worum es geht. Und dass sie es hinauszögern wollte.
    Ein paar Minuten später folgte er Jane in eine gemütliche Bauernküche. Er sah, dass sie attraktiv war, mit markanten Gesichtszügen und dunklem Haar. Es war ein Gesicht, das man nicht so schnell vergessen würde, mit tief liegenden Augen, vollen Lippen und einer ausgeprägten, aber nicht zu großen Nase.
    Sie warf ihre schmutzige Jacke auf einen Stuhl, ging zur Spüle und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um Blätter und Ästchen zu entfernen. »Geben Sie mir einen Moment Zeit«, sagte sie, ließ Wasser laufen und wusch sich Gesicht und Hände. Dann lehnte sie sich mit blassem Gesicht gegen den Herd, die Arme vor der Brust verschränkt. »Geht es um Tenille?«
    »Warum nehmen Sie das an?«
    »Wir haben auch Fernsehen hier oben, Chief Inspector. Ich habe den Aufruf gesehen, dass man sich melden solle, wenn man Tenille gesehen hat. Und ich kann mir keinen anderen Grund dafür vorstellen, dass ein höherer Polizeibeamter um diese Zeit an einem Samstagabend mit mir sprechen will.« Sie starrte ihn wütend an.
    »Haben Sie Tenille Cole seit Mittwochabend gesehen?« Jane schüttelte den Kopf. »Ich bin am Mittwoch hier heraufgekommen. Nein, ich habe sie nicht gesehen.«
    »Haben Sie von ihr gehört? Eine E-Mail vielleicht? Eine SMS, ein Anruf?«
    »Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss. Nein, ich habe überhaupt nichts von Tenille gehört. Was nicht besonders überraschend ist, ich glaube, sie hat mir noch nie eine E-Mail oder SMS geschickt oder angerufen, seit ich sie

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