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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Jane nicht hier war, wenn sie mit Freunden ausgegangen war, sich einen schönen Abend machte und woanders übernachtete? Was wäre, wenn sie wegen ihres Forschungsprojekts irgendwohin gefahren wäre? Tenille wusste nicht, was tun. Ihr war schlecht vor Hunger, und ihr Mund war so trocken, dass sie glaubte, nicht mehr sprechen zu können. Kurz nach acht gingen die Lichter auf dem Hof an und zeigten einen roten Fiesta, der auf den Hof fuhr. Tenille sprang begeistert auf, als sie Jane vom Fahrersitz rutschen und aussteigen sah. Aber statt zum Haus ging sie wieder durch das Tor hinaus und den Hügel nach Fellhead hinunter.
    Niedergeschlagen sackte Tenille neben dem Felsen zusammen. Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. So weit war sie in jeder Hinsicht bereits gekommen, aber jetzt waren ihre Reserven erschöpft. Sie wusste, dass sie auf keinen Fall die Nacht im Freien auf dem Berg überstehen würde, und fasste einen Entschluss. Wenn Jane bis Mitternacht nicht zu Hause war, würde sie zur Farm hinunterschleichen und einen Platz suchen, wo sie schlafen konnte. Das dürfte nicht allzu schwer sein.
    Die Zeit zog sich in die Länge. Tenille entdeckte Dinge, die sie erstaunten: Die Stille legte sich bei Eintritt der Dunkelheit wie ein Tuch über die Welt. Der Sternenhimmel war ihr, die als Stadtkind im ständig beleuchteten London aufgewachsen war, ebenso fremd wie die Luft, deren Geruch sich veränderte, sobald es kälter wurde. Aber am meisten wunderte es sie, dass ihr all dieses Fremdartige keine Angst machte. Wie konnte Jane den Lärm, Gestank und das ewige Neonlicht Londons ertragen, wenn sie hier aufgewachsen war? Kurz nach zehn Uhr fuhr ein anderer Geländewagen vor. Und, halleluja, es war Jane. Der Mann am Steuer stieg aus und folgte ihr ins Haus. Minuten verstrichen, dann ging überall im Haus Licht an und aus. Was war nur los? Nachdem es im ganzen Haus, außer hinter einem Fenster, wieder dunkel war, ging die Tür auf, und der Mann kam heraus. Er ging von Gebäude zu Gebäude, betrat jedes einzelne und kehrte schließlich ins Haus zurück. Tenille hatte genug Erfahrung, um genau zu wissen, was da vor sich ging. Der Mann war zwar allein und nicht in Uniform, aber sie wusste sofort Bescheid, wenn sie eine polizeiliche Durchsuchung vor sich hatte. Sie hielt die Arme vor der Brust gekreuzt und umfasste ihre Schultern. Sie waren informiert über Jane. Im Grunde hatte sie gewusst, dass die Polizei diese Verbindung letzten Endes herausfinden würde. Aber andererseits hatte sie glauben wollen, Jane könne ihr sicherer Zufluchtsort sein.
    Und es war noch schlimmer, weil Jane jetzt über sie Bescheid wusste. Na ja, sie kannte die Version der Polizei. Tenille erwartete keine faire Darstellung von den Bullen. Sie wusste nicht, ob es Beweise gegen sie gab, aber unabhängig davon hatte sie eine Verbindung zu der Wohnung und würde ganz oben auf der Liste der Verdächtigen stehen. Sie mochten so tun, als suchten sie nur nach ihr als Zeugin, aber sie wusste, es würde mehr sein, viel mehr als das. Und wenn die Polizei sie erst mal in den Krallen hatte, war sie geliefert. Sie konnte ihren Dad nicht verpfeifen, auf keinen Fall. Nicht weil sie Angst vor ihm hatte, sondern weil er bewiesen hatte, dass er in dem Sinn, auf den es ihr ankam, ihr Dad war. Er hatte sie beschützt. Sie würde das Gleiche für ihn tun, weil niemand auf der Welt das je für sie getan hatte. Außer Jane natürlich. Aber sosehr Tenille sie mochte und respektierte, wusste sie doch, dass sie beide völlig verschiedener Wesensart waren. Nicht wegen der Hautfarbe, sondern weil ihr bisheriges Leben ihnen ein ungleiches Verständnis davon vermittelt hatte, wie die Welt funktionierte. Als Jane zu Hammer ging, hatte sie wirklich nicht gewusst, wie die Sache enden würde. Tenille dagegen hatte gewusst, dass es zu Gewalt kommen würde, zu extremer Gewalt. Und sie hatte nichts getan, um es zu verhindern. Obwohl also Jane den Samen für Genos Untergang gesät hatte, war es Tenille, die das hätte verhindern können. Und sie kannte ihre Freundin gut genug, um zu wissen, dass Jane trotzdem die Last der Schuld auf sich nehmen würde.
    Also schuldete sie auch Jane Dank. Sie musste Jane beschützen, genau so wie sie ihren Dad geschützt hatte. Und das hieß, dass sie den Bullen nicht in die Hände fallen durfte. Es war gut, dass sie noch nicht zur Farm hinuntergegangen war, um sich ein Versteck für die Nacht zu suchen. Nach endlos langer Zeit, zumindest schien es ihr

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