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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gibt in Marshpool den Ton an, eine unserer Talentschmieden für Kriminelle. Er ist ein skrupelloser Mann. Ein richtiger Gangster. Man sagt, sie hätte nicht direkt etwas mit ihm zu tun, aber da sie gesucht wird, weil sie einen Mann mit einer abgesägten Schrotflinte weggepustet und dann die Wohnung abgefackelt haben soll, um ihre Spuren zu verwischen, würde ich sagen, man irrt sich wohl.« Rigston lief es kalt über den Rücken, und das nicht wegen der Kälte in seinem Schlafzimmer. »Meinen Sie, dass sie bewaffnet ist?«
    »Nein, ich denke, sie hat Panik gekriegt und ist weggelaufen. Ich glaube nicht, dass sie sich zu Jane Gresham auf den Weg gemacht hätte, wenn sie sich mit einer Waffe sicher fühlen würde.«
    »Und Sie glauben nicht, dass ihr Dad hier oben ist und auf sie aufpasst?«
    Donna Blair lachte. »Das ist nicht sein Stil.« Rigston hatte kein gutes Gefühl dabei, aber war bereit, sich etwas von jemandem sagen zu lassen, der ein Stück näher an der Action dran war als er. »Okay. Ich geh jetzt hin. Und ich halte Sie auf dem Laufenden.« Er legte auf und wandte sich an River. »Ich bin zurück, sobald ich kann.« »›Bewaffnet‹? Hab ich richtig gehört?«, sagte River, und ihre grauen Augen schauten ihn beunruhigt an. »Offenbar nicht«, erwiderte Rigston. Er zog sich ein Rugbyhemd über den Kopf. »Hoffen wir, dass die Met das richtig sieht, was?«
    Die Wolke war sein Freund, denn sie verringerte die Chance, dass er gesehen wurde, und dämpfte den Wunsch, draußen herumzustehen und den Nachthimmel zu genießen. Er hatte nur ein paar Leute bemerkt, die innerhalb der letzten Stunde im Pub ein und aus gingen, und war verdammt sicher, dass sie weder seinen Wagen und noch viel weniger ihn, den Fahrer am Steuerrad, gesehen hatten. Er war bereit loszufahren, sobald er entdeckt wurde. Risiken einzugehen, das war etwas für Dummköpfe, und er war kein Dummkopf. Außerdem würde es bessere Gelegenheiten geben, mit dem Hindernis fertig zu werden, zu dem sie geworden war. Ahnungslose Opfer waren am leichtesten wegzuputzen, das wusste er aus Erfahrung. Aber er hatte Glück gehabt. Niemand hatte ihn gesehen, schon gar nicht die eine Person, die ihn interessierte. Sie kam aus dem Haus, ohne nach links oder rechts zu sehen, als hätte sie zu viel im Kopf, um auf irgendetwas außer sich selbst zu achten. Er hatte gewartet, bis sie den Weg betrat, bevor er den Motor anließ. Er gab ihr eine volle Minute Vorsprung und wappnete sich für das, was er geplant hatte. Er fuhr von seinem Beobachtungspunkt aus langsam die Dorfstraße hinunter und bog dann auf den Weg ein. Das grelle Scheinwerferlicht traf sie als schwarze Silhouette vor der Hecke. Er holte tief Luft und schaltete in den zweiten Gang. Der Motor heulte auf, als er den Fuß auf das Gaspedal drückte und auf Jane zufuhr.
    Auf den Straßen war es still. Um neun Uhr am Samstagabend waren die meisten Leute im Lakeland entweder zu Hause und saßen vor dem Fernseher oder hatten es sich dort bequem gemacht, wo sie den Rest des Abends zu verbringen planten. Während der Fahrt dachte Rigston über das Pech nach, aus dem Bett gerufen worden zu sein. Die Gangster anderer Leute. Die brauchte er nun wirklich nicht. Wenigstens hatte die Kriminalpolizistin der Met den Anstand besessen, ihn vorzuwarnen, dass die Medien an der Sache Interesse hätten. Er musste unwillkürlich an seine eigene Tochter denken, die kaum jünger war als diese Mordverdächtige. Er hätte gerne geglaubt, dass so etwas in seinem Revier nie passieren konnte, aber er wusste, dass das nicht stimmte. Er musste an Dewsbury denken. Eine ruhige kleine Stadt mitten in West Yorkshire. Ein Ort, wo sich nicht viel tat. Und trotzdem hatte die Polizei von Dewsbury sich innerhalb von zwei Monaten damit befassen müssen, dass eine Jugendliche einen fünfjährigen Jungen entführte und ihn an einem verflixten Baum erhängte, und auch noch mit einem Selbstmordattentäter, der eine U-Bahn in London in die Luft gejagt hatte. Solche Dinge passierten früher nur in Großstädten bei einer gewaltbereiten Unterschicht. Aber er wusste, dass das Gift sich ausbreitete, und hatte Angst um sein eigenes Kind. Und diese besagte Jugendliche war nicht ohne Geldmittel. Ein Gangster als Vater im Hintergrund, das konnte man nicht außer Acht lassen. In einer Welt, die durch Autobahnen und elektronische Kommunikation immer mehr zusammenrückte, waren die Kriminellen nicht mehr auf ihr Revier beschränkt. Jemand konnte in London beim

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