Das Moor Des Vergessens
unerbittlich, ihr Gesichtsausdruck energisch. »Ich habe eine bessere Idee. Wir haben eine Ferienwohnung oben am Berg. Sie steht im Moment leer. Da kannst du bleiben. Du hast dort Ruhe und Frieden, so viel du brauchst, und kannst so viel Lärm machen, wie du willst. Ich glaube nicht, dass es den Schafen etwas ausmacht. Und deine Tasche ist schon im Kofferraum, wir haben sie ja nach dem Mittagessen geholt.« »Na gut, ich hab nicht genug Energie zum Streiten«, sagte Dan schwach, zog die Tür zu und drehte die Fensterscheibe herunter. »Versprich mir, dass du langsam fährst.« Jane fuhr im Alte-Damen-Tempo los, durch Fellhead und den Weg an der Farm vorbei, und versuchte, Dans Stöhnen zu überhören. Nachdem sie eine halbe Meile den Langmere Fell hochgefahren war, hielt sie auf einer schmalen Einfahrt an. »Hier ist es«, sagte sie.
Dan folgte ihr in das niedrige Steingebäude, dessen einziges Stockwerk in Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad unterteilt war. Er ging sofort ins Bad, während Jane die Heizung einschaltete, das Bett machte und den kleinen Schrank aufschloss, wo Judy einen Vorrat an Teebeuteln, Kaffeetütchen, Zucker und Toilettenpapier aufbewahrte. Als sie fertig war, klopfte sie an die Badezimmertür. »Bis morgen früh«, sagte sie.
»Danke«, stöhnte Dan. »Tut mir leid.« Es war ein schöner Abend, also brachte Jane den Wagen zur Farm und ging dann zu Fuß zurück nach Fellhead hinunter. Barbara wartete schon auf sie und entführte sie schnell in den strategischen Mittelpunkt ihres Genealogie-Projekts. »Kein Wunder, dass wir sie nicht finden konnten, wenn sie in Yorkshire geheiratet hat«, sagte sie, und es klang, als wäre Dorcas nach Tahiti gezogen. »Ganz zu schweigen von der falschen Schreibweise. Aber da wir jetzt so viele Informationen haben, dürfte die Suche eine Lappalie sein. Also, fangen wir an.«
Es war schon fast zehn Uhr, als Jane das Haus verließ und ein Bündel Ausdrucke in der Hand hielt. Tiefhängende Wolken hatten den Mond verdeckt, während sie bei Barbara gewesen war, und machten die Nacht düster. Ein Fremder hätte sich sehr anstrengen müssen, um den Weg zur Farm zu finden, aber Jane ging mit sicherem Schritt und ohne zu zögern auf dem bekannten Pfad durch die Dunkelheit. Dank Barbara hatte sie jetzt einen kompletten Stammbaum von Dorcas. Vielleicht konnte sie ihn am Morgen mit Dan durchgehen und einschätzen, welche der noch lebenden Familienmitglieder wohl am ehesten das Manuskript haben könnten. Es würde helfen, ein Paar Augen mehr zu haben, um den eng gedruckten Text zu analysieren. Und aus eigennützigen Gründen war sie froh, dass sie jemanden hier hatte, der sie beschäftigte. Sie stellte fest, dass sie seit Dans Ankunft nicht ein einziges Mal an Geno Marleys Ermordung gedacht hatte.
In Rigstons Traum kamen die Klänge von Jan Hammers »Crockett's Theme« vor. Es dauerte einen Moment, bis er merkte, dass er wirklich Töne hörte und sein Mobiltelefon klingelte. Er setzte sich schlaftrunken auf und griff nach dem Telefon auf dem Nachttisch. »Tut mir leid«, murmelte er und rieb sich mit der freien Hand die Augen. »DI Rigston«, meldete er sich und stemmte sich hoch. »Warum ich? Kann es nicht bis morgen früh warten?«, seufzte er. »Gut, ich hol was zu schreiben.« Er schwang die Beine über den Bettrand und ging nackt zu seiner Lederjacke, fummelte in der Innentasche nach Stift und Notizbuch und setzte sich aufs Bettende. »Okay, geben Sie mir die Einzelheiten ... Wie schreibt sich das? Okay - Aha, ich werde DI Blair anrufen ... Klar ... Fellhead? Ich werde eine gute Stunde brauchen, bis ich dort bin. Okay, sagen Sie dem Chef, ich bin unterwegs.« Er legte auf und sah reumütig zu River hinüber. »Tut mir wirklich leid, Schätzchen. Ich muss los.« Sie schlängelte sich zum Bettende und fuhr ihm über den Rücken. »Mach dir keine Sorgen, ich verstehe. So ist eben dein Beruf: Man hat nie richtig dienstfrei.« Er erschauerte unter ihrer Berührung und wählte die Nummer, die ihm der diensthabende Kollege gegeben hatte. »DI Blair?«, sagte er, als sich jemand meldete. »Hier DI Rigston in Keswick.«
»Sie werden sich um Jane Gresham kümmern, oder?« Die Frau klang gestresst.
»Klar tu ich Ihnen den Gefallen. Ich vermute, es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass diese« - Rigston sah auf seine Notizen - »Tenille Cole aggressiv wird?« »Weiß ich genauso wenig wie Sie. Sie ist nicht vorbestraft, aber sie hat Beziehungen.« »Beziehungen?«
»Ihr Dad
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