Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
brachte eine schiefe Variante ihres üblichen Lächelns zustande. »Muss die Landluft sein, was?« »Hast du genug zu essen?«
    Tenille zeigte auf das Gebäck und die Wurst im Teigmantel, die Jane aus der Kühltruhe ihrer Mutter genommen hatte. »Ich hab alle Äpfel gegessen. Es ist 'n bisschen monoton, weißt du, was ich meine? Aber schon in Ordnung.« »Morgen hol ich dir ein paar Sachen in Keswick. Meine Mum weiß bis auf die letzte Dose Tomaten, was in ihren Schränken und im Kühlschrank ist. Ich will nicht, dass sie merkt, wenn etwas fehlt, und sich zu wundern anfängt, was hier los ist. Gibt's irgendwas Besonderes, was du haben willst?«
    Wieder das halbe Schulterzucken. »Schokokekse? Chips? Und vielleicht Sandwiches? Aber keine mit Thunfisch oder Krabben, Fisch mag ich nicht so. 'ne Zahnbürste wäre gut.
    Oh, und Batterien für den hier«, fügte sie hinzu und zeigte auf den MP3-Player.
    »Ich seh mal, was ich tun kann.« Jane setzte sich auf die Kante der Bank neben Tenille. »Hast du nochmal darüber nachgedacht, zur Polizei zu gehen?«
    Tenille schüttelte den Kopf, halsstarrig bis ins Innerste. »Das geht nicht, Jane. Ich könnte nicht damit leben, wenn ich das täte.«
    »Du kannst aber auch nicht ewig hier bleiben.« Bevor Tenille sie unterbrechen konnte, hob Jane die Hand, um sie daran zu hindern. »Und ich meine das nicht, weil ich dir sagen werde, dass du gehen sollst. Ich meine nur, dass es eine zeitlich beschränkte Möglichkeit ist. Ich muss in etwas über einer Woche nach London zurückfahren und kann dich nicht hier wohnen lassen, wo du selbst für dich sorgen müsstest. Außerdem« - sie grinste - »könnte mein Dad hier mal ein Schaf schlachten wollen.«
    »Pfui.« Tenille schien angeekelt. »Ich hab's gerade so halbwegs geschafft, nicht daran zu denken, was sich hier drin tut, und da musst du es wieder erwähnen. Hör mal, das ist in Ordnung, ich weiß, dass ich nicht ewig hier bleiben kann. Aber ich brauche einfach Zeit, um meinen Kopf in Ordnung zu bringen, damit ich nicht dauernd Angst habe, okay?« »Okay.« Jane stand auf.
    Tenille schnippte mit den Fingern und schnalzte ärgerlich mit der Zunge. »Ach, bei all den Sachen, die sich getan haben, da hab ich was vergessen. Etwas, das ich dir sagen wollte.«
    »Was?« Jane gab sich Mühe, nicht allzu besorgt zu klingen. »Jake. Er ist wieder da. Und er verfolgt dich.« Das war das absolut Letzte, was Jane von Tenille erwartet hätte. Schockiert sagte sie: »Was meinst du damit? Er ist doch auf Kreta.«
    »Nein, ist er nicht. Er ist an dem Tag, als du weggefahren bist, zur Wohnung gekommen, als ich noch dort war.«
    »Du hast ihn reingelassen?«
    »Natürlich nicht.« Tenille klang verächtlich. »Er ist nur an die Tür gekommen, ich hab ihn durch den Spion gesehen. Er hat deinen Namen durch den Briefschlitz gerufen, dann hat er sich verpisst.«
    Janes Herz machte einen Sprung, als sie daran dachte, dass Jake zurückgekommen war, und sie fand es schrecklich, dass er immer noch die Macht hatte, in ihr dieses Gefühl hervorzurufen.
    »Das bedeutet aber nicht, dass er mich verfolgt, Tenille«, sagte sie und versuchte, ihre Gefühle zu verbergen. »Ich weiß. Aber gestern hab ich ihn wieder gesehen, als ich versuchte, hierher zu kommen. Ich war auf dem Weg von Grasmere nach hier herüber. Und da hab ich ihn gesehen. Er war auf dem Weg oberhalb der Farm und schaute mit einem Feldstecher runter. Als würde er dich beobachten.« Jane runzelte verwundert die Stirn. »Er hat die Farm beobachtet? Warum, in aller Welt, sollte er das tun?« »Als ob ich das wüsste. Er ist ein fieser Typ, Jane. Du hast was Besseres verdient.«
    »Du kennst ihn ja gar nicht«, erwiderte sie. »Aber ich verstehe nicht, warum er mir nachspionieren sollte. Warum kommt er nicht einfach direkt zur Farm?«
    Tenille zuckte die Schultern. »Vielleicht wollte er sichergehen, dass sonst niemand dabei ist. Oder vielleicht macht es ihm Spaß, dich zu kontrollieren. Wie gesagt, er ist ein gemeiner Kerl.«
    »Bist du sicher, dass er es war? Ich meine, er muss ja mit dem Rücken zu dir gestanden haben.«
    Tenille schnaubte wieder verächtlich. »Sicher bin ich sicher. Ich hab ihn doch oft genug gesehen, wenn er zu dir kam. Er verfolgt dich, Jane.«
    Von Tenilles Aussage verunsichert, schüttelte Jane den Kopf. »Ich begreife es nicht.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, als wolle sie so ihre Gedanken ordnen. »Ich muss gehen. Ich habe Arbeit, mit der ich weitermachen muss.

Weitere Kostenlose Bücher