Das Moor Des Vergessens
blassgraues Gesicht und seine schweißnasse Haut sah. »Diese Muschel hat dich wirklich geschafft, was?« »Ich hab diese Schalentiere noch nie gemocht«, sagte Judy. »Wenn man sich überlegt, was sie fressen, hat man keine Lust mehr, sie in den Mund zu nehmen. Kann ich Ihnen eine Tasse Tee bringen, Dan? Oder etwas zu essen? Wir haben schon vor einer Weile gefrühstückt. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass wir nicht auf Sie gewartet haben, aber Jane hat gesagt, wir sollten Sie schlafen lassen.« »Da hatte sie Recht«, sagte Dan mit dünner, schwacher Stimme. »Ich glaube, ich könnte kaum daran denken, etwas zu essen, aber eine Tasse Tee wäre ein Gottesgeschenk. Ich hab gedacht, die frische Luft würde mir gut tun, als ich vom Cottage hierher gelaufen bin.« Er seufzte und schloss die Augen. »Aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich zum letzten Mal so miserabel gefühlt habe.« Judy tätschelte seinen Arm, dann setzte sie den Wasserkessel auf.
»Ein Polizist hat mich gestern Abend gerettet.« Jane versuchte, sorglos und unbekümmert zu klingen. Aber es klang ein bisschen wie das Pfeifen im Wald. Dan riss überrascht die Augen auf. »Was?« »Ich kam von Bossy Barbara zurück, als ein Betrunkener mich fast über den Haufen gefahren hätte. Mum meint, es muss wohl Billy West gewesen sein, von drüben überm Berg, der wilde Halbstarke, der die Gegend hier unsicher macht. Ich stand gerade aus der Hecke auf, als ein Detective Inspector hier aufkreuzte.«
Jane spielte mit den Fransen eines Tischsets und vermied es, den anderen in die Augen zu sehen.
»Einfach so per Zufall? Oder war er hinter einem Betrunkenen her?«
»Das hab ich zuerst auch gedacht. Aber nein, es war ein Zufall. Er war unterwegs, um herauszufinden, ob ich wüsste, wo Tenille ist. Und dann meinte er, er müsse hier alles durchsuchen, wo er schon mal da war. Damit seine Chefs nach Scotland Yard melden könnten, sie hätten ihre Arbeit richtig erledigt, nehme ich an.«
»Ich verstehe immer noch nicht«, sagte Judy und goss kochendes Wasser in die Teekanne. »Ich meine, wieso weglaufen, wenn man nichts zu verbergen hat?«
»Ich vermute, weil sie glaubt, dass sie sie nicht fair behandeln würden. Meinst du, sie hätten sie so schnell verdächtigt, wenn sie ein nettes weißes Mittelklasse-Mädchen aus Hampstead wäre? Ich glaube kaum. Und das wird der Grund sein, warum sie weggelaufen ist.«
Dan schüttelte den Kopf. »Das arme Mädchen. Sie haben also gedacht, dass sie sich vielleicht bei dir aufhält?« Jane zuckte die Schultern. »Ich glaube nicht. Nicht im Ernst.
Ich glaube, der Inspektor hat nur pro forma so getan. Was er tatsächlich wissen wollte, war nur, ob ich von ihr gehört hätte. E-Mail, SMS, was immer.« »Und, hast du von ihr gehört?«, fragte Dan. Lüg nicht, wenn du nicht unbedingt musst. »Ich sage dir genau das, was ich ihm gesagt habe: Nein, ich habe überhaupt nichts von Tenille gehört.«
»Ich begreife immer noch nicht, wieso sie sich so schnell ein Urteil über Tenille bilden. Ich meine, sie ist doch eine außergewöhnlich intelligente Schwarze, oder? Sie ist doch nicht wie die anderen in Gangs oder so was. Oder gibt es da etwas, das du mir nicht erzählt hast?«
Jane wartete, bis ihre Mutter in die Speisekammer gegangen war, und sagte dann leise: »Ihr richtiger Vater ist der Gangster, der in Marshpool die Fäden in der Hand hält. Er erkennt sie nicht als seine Tochter an, aber alle wissen es. Einschließlich, wie es scheint, der Polizei.« »Ah«, sagte Dan.
»›Ah‹, da hast du Recht. Aber das heißt noch nicht, dass Tenille wegen irgendeiner Sache schuldig ist, auch wenn sie Angst hat.«
»War also allerhand los gestern Abend. Ist alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?«
»Ich hab mich an der Schulter gestoßen. Der Wagen hat mich erschreckt, als käme er direkt auf mich zu. Ich hatte nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, aber ich wusste ja, wohin ich springen musste.«
»Gott sei Dank. Die verflixten Teenager, dass die sich einen Spaß daraus machen müssen, die Leute zu erschrecken. Also, wie bist du mit Bossy Barbara klargekommen?« Jane zog das Bündel Papiere zu sich heran. »Mehr Stammbäume, als man unterbringen kann.« Als Judy mit einer Hammelkeule hereinkam, sagte Jane: »Bossy Barbara hat ihre Sache großartig gemacht, Mum. Danke, dass du mich auf die Idee gebracht hast.«
»Ich freu mich, Schatz. Wir wollen doch alle, dass du Erfolg hast, weißt du.«
Während Judy mit dem
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