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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Geräusch des Stuhls gegenüber, der zurückgezogen wurde, schreckte sie hoch und kam wieder zu sich. Aber der Mann, der die Hand auf die Stuhllehne gelegt hatte, war nicht der, den sie erwartet hatte. »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte Jake. »Du verfolgst mich also«, sagte Jane mit überraschend ruhiger, gelassener Stimme.
    Jake schrak zurück, auf seinem Gesicht zeigte sich Bestürzung. »Was meinst du damit - dich verfolgen?« »Du spionierst mir nach, folgst mir. Du solltest dankbar sein, dass ich nicht die Polizei angerufen habe«, sagte Jane und genoss den Adrenalinstoß, den die Empörung in ihr auslöste.
    Jake hob die Hände, die Handflächen nach oben - ein Zeichen dafür, dass er sich ergab. »Moment. Können wir mal ein bisschen auf die Bremse treten? Ich wollte dich besuchen, Jane, um mit dir zu reden. Weil ich dir sagen wollte, dass ich einen Fehler gemacht habe.« Er sah zerknirscht aus. »Bitte, kann ich mich setzen? Die Leute gucken ja schon.« Jane merkte, dass sie in dem Cafe tatsächlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Sie hatte für heute Vormittag genug von Leuten, die sie anstarrten. »Setz dich, wenn's sein muss«, sagte sie mit verkniffenen Lippen. Die Bedienung näherte sich, unverhohlen neugierig. »Ich nehme ...«, begann Jake, aber Jane fiel ihm ins Wort. »Er bleibt nicht«, sagte sie bestimmt. Die Bedienung wandte sich ab und warf im Weggehen einen Blick zu ihnen zurück. »Was ist denn bloß los mit dir?«, fragte Jane. Jake seufzte und starrte auf das Tischtuch. »Hör mir einfach zu, bitte. Ich bin zurückgekommen, weil du mir gefehlt hast. Ich weiß, dass ich dumm bin. Ich wollte sehen, ob es noch eine Chance für uns gibt, um es nochmal zu versuchen.« Er sah schnell auf.
    »Und warum hast du mich nicht angerufen?« »Weil es zu leicht für dich gewesen wäre, einfach aufzulegen.«
    Es war schwer, bei seinem kläglichen Gesichtsausdruck nicht weich zu werden. Aber Jane war entschlossen, ihre Würde zu bewahren. »Da hast du also gedacht, du könntest stattdessen hinter mir herspionieren?«
    »Ich rief bei der Uni an, und man sagte mir, du wärst hier oben. Also dachte ich, ich würde hierher kommen und versuchen, dich allein zu sprechen. Nun ja, ich nehme an, du könntest das verfolgen nennen. Aber es war ja nur, weil ich mit dir unter vier Augen reden wollte.« Er hatte eine Armesündermiene aufgesetzt. »Das war nicht sehr schlau, nehme ich an, aber ich wusste nicht, wie ich es sonst machen sollte. Ich wollte dir keine Angst einjagen.«
    »Ich hatte keine Angst. Ich war nur verärgert. Was hat sich so auf Kreta getan? Hat sie dich rausgeschmissen?« Jake schien gekränkt. »Nein, Jane. Es ist so, wie ich gesagt habe. Mir ist klar geworden, dass ich mir wirklich alles versaut habe, und ich wollte, dass es zwischen uns wieder wie früher wird. Was wir hatten, war etwas Besonderes. Und ich war blöd genug, es wegzuwerfen.«
    »Du bist also auf Kreta eines Morgens aufgewacht und hast plötzlich gedacht: ›O Gott, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht‹?«
    Jake nahm einen Kaffeelöffel und spielte damit herum. Sie erinnerte sich an das Gefühl, diese langen Finger auf ihrer Haut zu spüren, und bemühte sich, nicht zu zeigen, wie schwach sie das machte. »Es war ein bisschen komplizierter.«
    »Dann lass mich die Geschichte mal hören.« »Ich ... äh, ich hab einen Artikel in den Zeitungen gesehen.
    Über die Leiche im Moor. Und ich erinnerte mich daran, wie aufgeregt du warst, wenn du mir deine Theorie über Willy und Fletcher erzählt hast.« Er sah ihr direkt in die Augen, ohne zu blinzeln oder zu zucken. »Und ich erinnerte mich, dass das viel mehr Spaß machte als meine Abenteuer auf Kreta. Da hab ich meine Koffer gepackt und bin nach Hause gekommen.«
    Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Er klang aufrichtig und sah ehrlich aus. Sie wünschte sich, dass er aufrichtig war. Aber er war gut darin, sich ehrlich zu geben. Das wusste sie schon lange. Sie neigte den Kopf zur Seite und überlegte. »Bist du meinetwegen nach Hause gekommen, oder bist du gekommen, um bei der Sache mit dem Manuskript zum Zug zu kommen, falls ich es finden würde?« »Warum sollte ich überhaupt denken, dass du es suchst?«, fragte er. »Du redest doch schon davon, solange ich dich kenne. Aber du bist nie aktiv auf die Suche gegangen. Tust du das jetzt? Hast du eine Spur gefunden? Bist du deshalb hier oben?«
    »Würde es einen Unterschied machen, wenn ich nein sagte?

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