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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Leben lassen, damit sie diese Geschichte erzählen konnte? Vielleicht war sie doch nicht so sicher, wie sie meinte.

 
     
     
    Als wir die Bounty versenkten, behielten wir das Beiboot und die Jolle. Sie waren sechseinhalb und fünf Meter lang und somit ideal für unsere Fahrten zum Fischen. Wir ließen sie auf dem Kiesstrand liegen, über die Gezeitenlinie hochgezogen, damit sie jedem zugänglich waren, der fischen wollte. Da ich immer mehr eine gewaltsame Rebellion befürchtete, begann ich, insgeheim Schritte zu unternehmen, um mein eigenes Überleben und das meiner Familie zu sichern. In der Nähe der Boote legte ich ein Versteck an und begann Vorräte zu sammeln: getrockneten Fisch und getrocknetes Fleisch, Kokosnüsse, getrocknete Früchte und Häute mit frischem Wasser, genug Segeltuch, um ein Segel zu setzen, den Sextanten, den ich bei mir behalten hatte. All dies versteckte ich zusammen mit einem beträchtlichen Teil des Goldes, das wir von der Bounty geholt hatten. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass gerade dieses Metall, das auf Pitcairn überhaupt keinen Wert besaß, mir vielleicht helfen konnte, meine Freiheit zu erringen. Ich sagte niemandem etwas von meinen Vorbereitungen, nicht einmal meiner Frau Isabella, denn obwohl ich nicht an ihrer Liebe für mich zweifelte, taten die Frauen doch nichts lieber, als bei der täglichen Arbeit über uns Männer zu klatschen. Ich konnte es nicht darauf ankommen lassen, dass meine Vorbereitungen entdeckt wurden, und zog sie deshalb nicht ins Vertrauen.

35
    Der Donnerstag brachte genau das Wetter, nach dem Jane sich sehnte, wenn sie in London war: ein hoher blauer Himmel, an dem dünne Wolkenfetzen vorüberzogen, grüne, goldene, rotgelbe, braune und dunkelrote Blätter, am Horizont klar sichtbare, gezackte Gipfel, Vogelzwitschern und der Geruch von Herbst in der Luft. Sie konnte es kaum fassen, dass sie noch lebte, um das alles zu sehen. Sie hatte Blutergüsse und Verstauchungen, an einem Arm war eine lange offene Wunde und hinten am Kopf eine Beule. Aber davon abgesehen, schien sie den Anschlag mit bemerkenswert wenig körperlichem Schaden überstanden zu haben. Die wahren Verletzungen waren nicht äußerlich, glaubte sie. Jane war nie irgendwelcher Gewalt zum Opfer gefallen, hatte nie die tief sitzende Angst kennen gelernt, wenn jemand versucht, einem etwas anzutun. Und dass sie keine Ahnung hatte, wer der Angreifer war, machte es noch schwerer, mit der Angst fertig zu werden.
    Sie verdankte ihr Leben einem Schafbauern und seinem Hund, einem Mann wie ihr Vater, der die Furchen auf dem Berg genauso gut kannte wie seine Wange unter dem Rasiermesser. Er war mit dem Hund zurück zu seinem Landrover gegangen, als er Jane in den Bergsee fallen sah. Mann und Hund waren über den Hang gestürmt, und er hatte das Tier ins Wasser geschickt. Sie hatte keine Erinnerung daran, dass der Hund ihren Kragen gepackt hatte. Sie wusste noch, dass sie voller Panik an die Oberfläche gekommen und überzeugt war, der Hund hätte sie angegriffen, und dass sie verzweifelt versuchte, sich von ihm zu befreien. Erst als der Bauer ins Wasser watete, hörte sie auf, sich zu wehren, und ließ sich ans Ufer ziehen. Sie war erschöpft, aber so weit bei Bewusstsein, dass sie es zum Landrover zurückschaffte, einen Arm um die Schultern des Mannes gelegt, an den sie sich vage von Schafmärkten und sommerlichen Grillfesten her erinnerte. Ihre Mutter hatte die Krise mit der gewohnten Ruhe gemeistert. Judys sorgenvolles Gerede bezog sich immer auf abstrakte Situationen. Wenn ein konkreter Notfall eintrat, tat sie einfach, was getan werden musste. Jane wurde ausgezogen, in ein heißes Bad gesteckt und bekam süßen Tee mit Milch. Nachdem Janes Wunde gesäubert war, wurde sie in ein warmes Handtuch gewickelt und in einem Flanellschlafanzug, den sie noch nie im Leben gesehen hatte, ins Bett gebracht. Erst dann hielt ihre Mutter inne und fragte, was passiert sei.
    »Ich weiß es nicht«, hatte Jane ausweichend geantwortet. »Ich muss ausgerutscht sein.« Da jetzt der praktische Teil erledigt war, wollte sie ihrer Mutter nicht die Wahrheit sagen. Es würde Judy einen Schrecken einjagen, aber sie selbst würde es noch mehr in Angst versetzen, diese Augenblicke noch einmal erleben zu müssen, nachdem sie den Schlag gespürt hatte und sie, Mund und Nase voller Wasser, halb betäubt unterging und nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Aber als Dan auf ihren Anruf hin erschienen war, hatte sie ihm alles

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