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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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einen Grund gehabt, einen von ihnen festzunehmen, nicht einmal einen Jugendlichen, der einen Unfall verursachte, weil er zu viel getrunken hatte. Er hatte River zum Parkplatz hinausbegleitet und versprochen, sie später anzurufen. Sie hatten Pläne für den Abend gehabt - ein Curryessen und einen Folk-Abend in Carlisle -, aber das war jetzt Geschichte. Sie waren beide der Ansicht gewesen, dass die anderen drei Opfer obduziert werden mussten, und River hatte hartnäckig darauf bestanden, das sofort zu machen. Mit einem kurzen Anruf beim Coroner versicherte er sich dessen Zustimmung. Rigston wusste, dass dies einer der Vorteile der Arbeit in einer kleinen Stadt war. Die Maschinerie konnte viel schneller in Gang gesetzt werden als in den Großstädten. Aber trotzdem erwarteten sie beide nicht, vor Mitternacht fertig zu sein. Dann war er ins Büro zurückgegangen und hatte den Einsatz der kleinen Gruppe von Spurensicherungsspezialisten organisiert, die ihm so spät noch zur Verfügung standen. Er wollte schnell vorgehen, aber gleichzeitig musste er mit dem Zuteilen von Überstunden vorsichtig sein, bevor die offizielle Ermittlung zu einem Mord begonnen hatte. Scheißbürokratie. Die Leute fragten sich, warum sie den Eindruck hatten, dass die Polizei es nicht schaffte, entschieden gegen die Kriminalität vorzugehen. Die sollten mal eine Woche in seinen Schuhen stecken, den Papierkram erledigen und die Mittel verwalten, dann hätten sie mehr Ahnung. Zwei Anrufe bei seinen Kontaktleuten vor Ort, und er hatte festgestellt, dass der ganze Clan sich in Alice Clewlows Haus versammelt zu haben schien. Er tauchte unangekündigt und allein auf. Alice öffnete die Tür, und nach dem Willkommensgruß veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, als sie sah, wer es war, und sie schien höchst zufrieden. »Ein Inspektor kommt«, sagte sie trocken. »Hallo, Ewan. Du hast also doch beschlossen, mich ernst zu nehmen. Es tut mir nur leid, dass es noch einen Todesfall in der Familie geben musste, bis du dich aufraffen konntest.«
    »Na, komm, Alice, das ist ja wohl kaum fair. Ich habe Ermittlungen angestellt.« »Eine Verhaftung wäre besser gewesen.« »Mir wären ein paar Worte mit dir recht.« »Da drin ist die ganze Sippschaft versammelt. Komm hier an der Seite entlang, im Garten steht eine Bank.« Er folgte ihr durch ein Holztor im Zaun, das in einen großen, gepflegten Garten führte. Die nassen Köpfe einiger Rosen hingen von einer Pergola, neben der eine gusseiserne Bank stand. Sie setzten sich, und einen Moment war Stille. »Spuck's schon aus, Ewan.«
    »Ich wollte dich nur auf dem Laufenden halten. Obwohl wir noch keine unnatürliche Todesursache in diesen vier Fällen festgestellt haben, untersuchen wir die Umstände«, sagte er vorsichtig.
    Alice schüttelte bekümmert den Kopf. »Es waren doch nur normale, harmlose alte Leute.«
    »Ich weiß. Und wenn sich diese Todesfälle als Morde entpuppen, werde ich dafür sorgen, dass diese Tat nicht ungestraft bleibt. Die Sache ist so, wir glauben, dass jemand meint, ein Mitglied deiner Familie hätte etwas sehr Wertvolles in Besitz und ...«
    »Ich hab's dir doch gesagt. Diese verflixte Jane Gresham«, unterbrach ihn Alice wütend. »Geht es darum?« »Vielleicht. Aber Dr. Gresham ist wahrscheinlich nicht die einzige Person, die davon weiß. Ich muss also über deine Verwandten Erkundigungen einziehen. Wer sie zuletzt gesehen hat. Alles, was sie vielleicht darüber gesagt haben, dass Jane Gresham oder jemand anders nach diesem Manuskript gefragt hat. Nun, ich weiß, dass ihr alle in Trauer seid und auch, dass morgen Ediths Beerdigung ist, aber es wäre wirklich gut, wenn ich heute Abend mit den Leuten reden könnte.«
    »Aber die Beerdigung - bestimmt wirst du doch eine Obduktion machen lassen müssen oder so etwas? Wenn sie ...« Alice brachte das Wort nicht heraus. Rigston verstand, er hatte dieses Verleugnen der Tatsachen schon öfter erlebt. »Das erledige ich alles«, sagte er. »Der Trauergottesdienst muss nicht verschoben werden. Aber ich fürchte, ihr werdet eure Großmutter nicht beisetzen können.« »Was meinst du damit, wir werden sie nicht beisetzen können?« Rigston breitete hilflos die Arme aus. »Tut mir leid, Alice.
    Die Vorschriften besagen, dass die Leiche für die Verteidigung zur Verfügung stehen muss, für den Fall, dass diese ihre eigene Autopsie durchführen lassen will.« »Aber was ist, wenn du niemanden verhaftest? Wie lange sollen wir damit warten, meine

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