Das Moor Des Vergessens
Großmutter zu begraben?« Alices Stimme wurde immer schriller.
»Wenn wir nach einem Monat noch niemanden verhaftet haben, lassen wir eine zweite unabhängige Obduktion machen. Dann geben wir die Leiche für die Familie frei.« Alice ließ den Kopf in die Hände sinken. »Das ist entsetzlich, Ewan.«
»Ich weiß, Alice. Und es tut mir sehr leid. Aber ich wäre dir im Moment sehr dankbar für deine Hilfe. Du kannst für Edith und die anderen jetzt am ehesten etwas tun, indem du mit uns zusammenarbeitest. Es ist unsere Aufgabe, für die Toten einzutreten. Aber wir brauchen eure Hilfe.« Sie sah mit tränenfeuchten Augen zu ihm auf. »Was immer nötig ist. Gib mir nur fünf Minuten, um es ihnen zu sagen. Ich komme und hole dich.«
Rigston sah ihr nach, als sie mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern ins Haus ging. Er konnte ihre Gefühle nachvollziehen. Dass er sich ins Zentrum des Clewlow-Clans begeben musste, darauf freute er sich nicht.
Jimmy Clewlow war alles andere als glücklich. Es hatte einige Zeit in Anspruch genommen, Jenny Wright davon zu überzeugen, dass ihr Leben in Gefahr sein könnte, wenn sie allein in Copperhead Cottage blieb. Als er sie endlich überredet hatte, dauerte es noch Stunden, bis ihr Auszug vorbereitet war. Den Katzen musste genügend Futter und Wasser hingestellt werden. Die Entscheidung, was sie packen sollte, erforderte offenbar, dass Jenny ihre gesamte Garderobe durchsah, einschließlich einer Truhe, die seit den napoleonischen Kriegen nicht mehr geöffnet worden war. Alle elektrischen Geräte mussten abgeschaltet werden, einschließlich eines antiken Kühlschranks, dessen Inhalt in Plastikdosen gefüllt werden musste, damit man alles nach Keswick mitnehmen konnte.
Jimmy war von Natur aus geduldig, aber selbst seine Langmut hatte Grenzen, die Jenny schon lange überschritten hatte, bevor sie zu gehen bereit war.
Es half auch nicht, dass sie die schlimmste Beifahrerin war, die er je mitgenommen hatte. Wann immer er schneller als dreißig Meilen fuhr, schnappte sie nach Luft und wollte wissen, ob er sie umbringen wolle. Wenn er mit dem Wagen auf ihrer Seite bis auf einen Meter an den Grasstreifen herankam, schrie sie auf, sie würden hinunterstürzen. Als sie endlich in Alices Straße einbogen, fragte sich Jimmy, warum er sie nicht einfach sich selbst überlassen hatte. Zu seinem Erstaunen saß bei ihrem Eintreten in Alices Wohnzimmer Ewan Rigston mit einem Becher Tee in der Hand in einem Sessel. Er hatte Rigston schon jahrelang nicht mehr gesehen, erkannte ihn aber sofort. Alice stand auf und bugsierte ihn und Jenny in die Küche. »Was macht er hier?«, wollte Jimmy wissen.
»Ich weiß, das ist ein Schock für dich, Jimmy, aber die Polizei meint, Edith und die anderen könnten ermordet worden sein«, sagte Alice mit einem besorgten Blick auf Jenny. »Deshalb ist Jenny hier«, sagte Jimmy. »Jane Gresham befürchtet, sie könnte die Nächste sein.« Alice sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Um Gottes willen, Jimmy, was ist denn los?« »Es ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Und Jenny ist müde. Sie muss ein paar Tage hier bleiben.«
»Du brauchst nicht über mich zu reden, als wäre ich nicht hier, Klein-Jimmy«, sagte Jenny bissig. »Ich kann für mich selbst sprechen. Alice, ich muss irgendwo übernachten. Kann ich hier bleiben?«
»Natürlich«, sagte Alice zerstreut. »Ich bring dich ins Gästezimmer.«
»Alles zu seiner Zeit«, sagte Jenny. »Jimmy, sei so lieb und bring mir einen Brandy.«
Jimmy verdrehte die Augen und ging ins Wohnzimmer zurück, wo Alice den Brandy bereitgestellt hatte. Über die Köpfe der anderen hinweg, die Jimmy als den Ältestenrat erkannte, sah ihm Ewan Rigston in die Augen. »Jimmy«, grüßte er ihn.
Jimmy nickte. »Sollten Sie nicht da draußen unterwegs sein und versuchen, die Person einzufangen, die meine Familie umbringt?«, fragte er sanft und griff nach dem Brandy. »Genau das versuche ich ja zu tun.«
»Hier werden Sie ihn nicht finden.« Jimmy goss einen großzügigen Schluck in ein Glas.
»Ihre Familie versorgt mich mit Hintergrundwissen. Ich versuche, mir ein Bild davon zu machen, was vor den Todesfällen geschehen ist. Es ist komisch, dass Ihre Freundin Jane Gresham wie ein falscher Fuffziger immer wieder auftaucht.«
Wenn Rigston beabsichtigt hatte, Jimmy zu ärgern, dann hatte er voll ins Schwarze getroffen. »Ja. Aber sie und Dan sind auch Opfer«, sagte er trotzig. »Wer ist Dan?«
»Ihr
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