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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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und bei dem trügerischen Wetter, das Pitcairn drohte, die Segel zu setzen. Einige Tage hatte ich keine andere Wahl, als mich zu verstecken, fiebrig und schwach, wie ich war. Mein Kopf pochte unaufhörlich vor Schmerz, und meine Schulter brannte. Im Schutz der Nacht zwang ich mich, ans Wasser zu gehen und meine Wunde zu waschen, aber das war der einzige Ausflug, den ich wagte. Ich wusste, meine größte Chance, zu überleben, war, mich vollkommen unsichtbar zu machen. Die Eingeborenen waren zu einfältig, um zu verstehen, dass ich überlebt haben und entkommen sein könnte, da sie mich für tot gehalten hatten. Was das Verschwinden meiner Leiche angeht, verließ ich mich darauf, dass Isabella eine Geschichte erfinden würde, was sie auch getan haben muss, denn ich sah und hörte nichts von einem Suchtrupp.

39
    Rigston blickte wütend über den Tisch auf das rebellische Kind, das ihm gegenübersaß. Er musste auf eine für die Situation geeignete Person warten, bevor er sie befragen konnte, und der Sozialarbeiter, der Bereitschaft hatte, nahm sich Zeit, um zur Wache zu kommen. Das Kind hatte drei Stunden in einer Zelle verbracht und Zeit gehabt, die Möglichkeiten zu überdenken. Er hoffte, dass sie das ein bisschen mürbe gemacht hatte.
    Er hatte die Formalitäten mit Hilfe des Tonbands erledigt, aber Tenille hatte sich geweigert, ihre Identität zu bestätigen. »Ich sag kein Ton, Mister«, war alles, was sie zu bieten hatte.
    »Du tust dir damit keinen Gefallen«, sagte Rigston. »Ich weiß, dass du Tenille Cole bist. Ich weiß, dass die Londoner Polizei dich wegen eines Mordes und einer Brandstiftung da unten sucht. Wir haben deine Fingerabdrücke genommen, und sie passen zu denen, die die Met uns geschickt hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor sie kommen und dich abholen. Es sei denn, du erklärst mir, was du mit den vier verdächtigen Todesfällen hier oben zu tun hast. In dem Fall werde ich dich hier behalten.«
    Sie starrte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Sie war ihm ein Rätsel. Die meisten Kinder im Alter von dreizehn, mit denen er zu tun hatte, waren von der Umgebung und seiner Anwesenheit so eingeschüchtert, dass ihre angeberische Aufgeblasenheit zerplatzte wie eine Seifenblase. Aber sie war ein hartgesottenes Luder, keine Frage. Nicht viel älter als seine eigene Tochter, aber sie hätte von einem anderen Planeten sein können.
    »Wir haben die ganze Nacht Tatorte untersucht, Tenille«, sagte er diesmal etwas sanfter. »Wir haben in allen Wohnungen - bei Edith Clewlow, Tillie Swain, Eddie Fairfield und Letty Brownrigg - überall Fingerabdrücke von dir gefunden. Du warst in ihren Häusern. Aber es gibt kein Anzeichen, dass etwas gestohlen wurde, du warst also nicht wegen eines gewöhnlichen Einbruchs dort. Und jetzt schnappen wir dich, wie du aus Jenny Wrights Cottage kommst mit einem Stück Papier, das mir ziemlich alt auszusehen scheint. Willst du darüber sprechen?« Tenille schüttelte den Kopf.
    »Für das Tonprotokoll: Tenille Cole hat den Kopf geschüttelt.«
    Rigston rollte seine Hemdsärmel hoch, stützte sich mit seinem kräftigen Unterarm auf den Tisch und senkte vertraulich die Stimme. »Also, ich denke, es ist so gelaufen: Jane Gresham hat dich versteckt. Ich meine, warum sonst würde ein Londoner Spatz wie du hier heraufkommen? Und Jane Gresham hat eine Mission. Eine Suche, in die sie dich verwickelt hat. Sie meint, dass jemand hier oben etwas besitzt, das sie unbedingt haben will. Und als sie es auf dem normalen Weg nicht finden konnte, hat sie dich geschickt, es zu suchen. Ist es so gelaufen?«
    Tenille gab nur einen leisen verächtlichen Ton von sich und veränderte ihre Haltung auf dem Stuhl, um seinem Blick auszuweichen.
    »Nur ist die Sache dann außer Kontrolle geraten. In all den Häusern, wo Jane dich suchen ließ, ist jemand gestorben. Du bist in großen Schwierigkeiten, Tenille. Aber wir können vielleicht einen Weg finden, dass du besser wegkommst. Ich glaube, dass dich Jane Gresham dazu angestiftet hat. Sie sagte dir, was du tun und wie du es machen solltest, damit niemand erfahren würde, dass es Mord war. Und dadurch wird es nicht ganz so schlimm für dich werden. Du bist noch nicht erwachsen. Du hast getan, was Jane Gresham von dir verlangte, weil du Angst hattest, wenn du es nicht tätest, würde sie dich wegen Geno Marleys Ermordung der Polizei übergeben. Man nennt das Nötigung, und dadurch würde die Sache leichter für dich.«
    Tenille drehte ihm wieder

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